Franziskaner-Brüder haben das Spitalschiff am Amazonas initiiert.
Schweiz

Rettender Anker: Franziskaner sammeln für Spitalschiff auf Amazonas

Ein drittes Spitalschiff auf dem Amazonas soll entlegenen kranken Menschen helfen. Für das Schiff mit dem Namen «Papst Johannes XXIII.» sammelt der Franziskanerbruder Mathias Müller Spenden. Er organisiert diesen Freitag einen Benefizkonzertabend in St. Anton in Zürich.

Regula Pfeifer

«Wir sammeln für unsere Mitbrüder in Brasilien, die mit ihrem Spitalschiff den Menschen im Amazonasgebiet eine medizinische Grundversorgung ermöglichen», sagt der Franziskanerbruder Mathias Müller.

Benefizkonzert heute Abend

Am Freitagabend wird das Projekt in St. Anton in Zürich vorgestellt – und um Spenden gebeten. Dazu gebe es ein Klavierkonzert der Pianistin Silvia Harnisch und einen Apero. Die Schweizer Musikerin lege «Wert auf die Verbindung von Kunst und christlichem Glauben», heisst es in der Einladung.

Bruder Mathias Müller im Garten der Franziskaner-Gemeinschaft in Zürich-Hottingen
Bruder Mathias Müller im Garten der Franziskaner-Gemeinschaft in Zürich-Hottingen

Bruder Mathias ist Guardian der Franziskaner-Gemeinschaft in Zürich und verantwortlich für den Missionsverein der Schweizer Franziskaner. Als solcher organisiert er den Benefizanlass für die Franziskaner in Brasilien.

Der Missionsverein der Schweizer Franziskaner unterstützt Hilfsprojekte von Franziskanergemeinschaften in verschiedenen Ländern weltweit. So werden in Kenia eine Schule erbaut und aidskranke Mütter unterstützt. In Togo gibt es eine Handwerkerschule. Und dann ist da eben das Spitalschiff-Projekt auf dem Amazonas. Alle Projekte werden von der Missionszentrale in Bonn, «Franziskaner Helfen», koordiniert.

Auf dem Amazonas sind inzwischen zwei Spitalschiffe der Franziskaner periodisch unterwegs. Auf ihnen wirken neben Franziskaner-Brüdern auch Ärzte und Pflegepersonal – darunter freiwillige Gesundheitsfachleute aus anderen Ländern.

Franziskaner und Ordensfrauen auf dem Weg zum Spitalschiff
Franziskaner und Ordensfrauen auf dem Weg zum Spitalschiff

Behandlungs- und Operationsräume an Bord

Das erste Schiff mit dem Namen «Barco Hospital Papa Francisco» fährt seit August 2019 auf dem Amazonas mit seinen Anrainerflüssen, ist auf der Einladung zu erfahren. Das 32 Meter lange Schiff verfüge über Behandlungs- und Untersuchungszimmer für verschiedene Fachrichtungen. Dazu gebe es einen kleinen Operationsraum, ein Labor, eine kleine Apotheke.

Es habe Röntgen-, Mammografie-, Ultraschall- und EKG-Geräte an Bord. Das Spitalschiff-Team habe viele Leben gerettet. Kurz nach dem ersten Spitalschiff sei das zweite eingesetzt worden, es heisst «Johannes Paul II.».

700’000 kranke Menschen erreicht

«Dank den Spitalschiffen sind nun zusätzlich 700’000 Menschen medizinisch versorgt in diesem weit verzweigten und nicht gut erschlossenen Gebiet «, sagt Mathias Müller. In der Pandemie seien die Schiffe zudem eine wichtige Stütze in der Versorgung mit Lebensmitteln gewesen.

Ohne die Schiffe kämen fernab lebende Menschen oft nur per Flugzeug zu einer medizinischen Grundversorgung, weiss der Franziskaner. Diese Reise sei aber für viele unbezahlbar.

So bedroht wie nie zuvor: Luftaufnahme des Amazonasregenwaldes, rund 400 Kilometer südlich von Manaus.
So bedroht wie nie zuvor: Luftaufnahme des Amazonasregenwaldes, rund 400 Kilometer südlich von Manaus.

Mit den bisherigen zwei Spitalschiffen konnten zwar schon viele Menschen erreicht werden, weit entfernte Gebiete aber noch nicht. Die Franziskanergemeinschaft ist deshalb daran, ein drittes Schiff auszurüsten, das noch weiter hinausfahren könne. Das neue Schiff werde wieder einen päpstlichen Namen tragen: «Papst Johannes XXIII.».

Anlagestelle in Obidos

Die Spitalschiffe haben in der brasilianischen Stadt Obidos ihre Anlegestelle. In der Stadt am Amazonas führen die Franziskaner auch ein Krankenhaus, von dem aus die Schiffe mit allem Notwendigen versorgt werden. «Rund alle zwei Wochen fahren die Spitalschiffe in ihr Einsatzgebiet», weiss Bruder Mathias.

Empfang von Kranken vor dem Spitalschiff
Empfang von Kranken vor dem Spitalschiff

Die Franziskanergemeinschaft in Obido wurde Anfang der 2000er-Jahren gegründet. Die Ordensmänner sind alle medizinisch ausgebildet. Sie betreiben mehrere Krankenhäuser.

Auf die Idee der Spitalschiffe kamen sie, weil in der Region die Wasserwege am besten erschlossen sind. Das erste Schiff sei mit Strafzahlungen seitens von Firmen finanziert worden, die Umweltsünden begangen hatten, weiss Mathias Müller.

Kein direkter Bezug zur Amazonas-Synode

Mit der Amazonas-Synode habe das Projekt nichts direkt zu tun, sagt Mathias Müller. Jene Bischofssynode tagte zwar ebenfalls 2019 – in jenem November in Rom. Sie legte einen starken Fokus auf Umweltfragen und die Frage von Pfarreileitungen in dünn besiedelten Gebieten.

Gottesdienst an der Amazonas-Synode, 2019
Gottesdienst an der Amazonas-Synode, 2019

Das Spitalschiff-Projekt könne gut als ersten Schritt in Richtung Evangelisierung gesehen werden, findet der Zürcher Franziskaner. Wer sich mit Krankheit und Tod auseinandersetze, sei bald mit grundsätzlichen Fragen des Menschseins konfrontiert. Das stellt Mathias Müller selbst fest, wenn er bei seiner Gassenarbeit in Zürich mit Menschen in Kontakt kommt. «Da kommt es schnell zu Gesprächen über den Glauben.» Er ist auch Sekretär für Evangelisierung und Beauftragter Berufungspastoral für die Schweizer Kustodie der Franziskaner – gemeinsam mit drei Mitbrüdern.

Der Benefizanlass findet am Freitag, 9. Dezember, um 18 Uhr, im Pfarreisaal St. Anton in Zürich statt.


Franziskaner-Brüder haben das Spitalschiff am Amazonas initiiert. | © zVg
9. Dezember 2022 | 11:10
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