Reinhold Beckmann
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Reinhold Beckmann: «Viele Menschen wären daran zerbrochen»

In seinem Bestseller «Aenne und ihre Brüder» rekonstruiert der Fernsehjournalist und Musiker Reinhold Beckmann das Leben seiner vier Onkel, die alle im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Wie seine Mutter mit diesem Verlust umgegangen ist, erzählt er im Podcast «Laut + Leis»:

«Es gab schon mal traurige Momente. Das Hadern hatte auch melancholische Seiten, denn meine Mutter verlor die eigene Familie. Und dann kam der Entschluss: ‹Ich muss mein eigenes Leben aufbauen. Ich muss mir selber vertrauen.› Das ist das, was sie ausgezeichnet hat. Ich glaube, viele Menschen wären daran zerbrochen. Meine Mutter nicht, sie hat sich 1946, ein Jahr nach dem Krieg, aufgemacht und gesagt: ‹Ich muss jetzt diesen Ort verlassen, ich muss woanders mein Glück finden und versuchen, eine Familie zu gründen.›

Aber sie hat die Erinnerung wachgehalten. Und jetzt, beim Schreiben des Buches, ist mir klar geworden, dass das eine grosse Gabe war: Diese Familie, die sie verloren hat, Brüder und Eltern irgendwie gegenwärtig zu halten für sich – und damit hat sie auch uns ein Bild vermittelt. Wir wussten als Kinder immer, wie Mutter wohl gewesen sein mag und der Vater und die Schusterwerkstatt und die vier Brüder.»

Das sagt der Fernsehjournalist, Musiker und Autor Reinhold Beckmann. Sein Buch heisst «Aenne und ihre Brüder. Die Geschichte meiner Mutter», Propyläen-Verlag. (sl)


Reinhold Beckmann | © Sandra Leis
28. April 2024 | 11:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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