Der niederländische Theologe Huub Oosterhuis starb mit 89 Jahren.
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Rebellischer Jesuit und kritischer Theologe: Huub Oosterhuis ist tot

Der niederländische Theologe und Dichter Huub Oosterhuis ist am Ostersonntag im Alter von 89 Jahren nach kurzer Krankheit in Amsterdam gestorben. Er war ein rebellischer, später suspendierter Priester, Theologe, Lieddichter und Sprachkünstler.

Huub Oosterhuis wurde mit Texten und Liedern berühmt, die in katholischen und protestantischen Kirchen in Holland weit verbreitet, aber auch umstritten sind. Dies, weil er als Innovator innerhalb der Kirche bekannt war. So schrieb er beispielsweise Lieder in niederländischer Sprache mit Einflüssen der Popmusik.

Huub Osterhuis
Huub Osterhuis

Viele dieser Lieder wurden auch ins Deutsche übersetzt und haben auch im deutschen Sprachraum seit Ende der 1960er-Jahre grossen Einfluss auf die Liturgie ausgeübt. Ein Lied ist bis heute hier wie dort in der protestantischen Kirche sehr populär: «Dit is de dag die de Heer heeft gemaakt en gegeven», auf Deutsch: Dies ist der Tag, den der Herr gemacht und gegeben hat», ein Osterlied.

Ausserdem veröffentlichte er seit den 1950er-Jahren Gedichtbände und gründete zwei Kulturhäuser in Amsterdam. Darüber hinaus war Oosterhuis ein enger Freund der königlichen Familie. So sprach er auf Wunsch von Königin Beatrix bei der Beisetzung von Prinz Claus in der Nieuwe Kerk in Delft im Jahr 2002.

Stolperstein Zölibat

Oosterhuis wuchs in Amsterdam auf und besuchte in den 1940er-Jahren dort das Gymnasium. Er trat 1952 den Jesuiten bei und wurde 1964 in der St. Servatius-Basilika in Maastricht zum Priester geweiht. Doch nach einem Konflikt über den Zölibat wurde Oosterhuis 1969 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen und als Priester suspendiert.

Der Zölibat war für ihn «ein grosser Stolperstein, um in der Kirche zu funktionieren», sagt Marc van Dijk, Oosterhuis’ Biograph. «Und nicht nur für ihn. In den 1960er-Jahren gab es eine ganze Bewegung von Priestern, die in den Ruhestand gingen. Die Erwartung war, dass der Zölibat in naher Zukunft gelockert werden würde. Aber das geschah nicht, und so traten noch mehr Priester aus.»

Huub Oosterhuis stellte den Zölibat früh infrage.
Huub Oosterhuis stellte den Zölibat früh infrage.

1970 heiratete Oosterhuis dann die Krankenschwester und Bratschistin Josefien Melief. Gemeinsam bekamen sie zwei Kinder, die beide ebenfalls einen musikalischen Beruf ausübten. Oosterhuis liess sich schliesslich scheiden und heiratete danach erneut.

Keine Dogmen

Die Beliebtheit von Oosterhuis’ Liedern sowohl in der katholischen als auch in der protestantischen Kirche hat mit den Originaltexten zu tun, sagt Van Dijk. «Er hielt sich nicht an kirchliche Dogmen, sondern kombinierte oft Bibelverse in den Liedern und schuf so eine neue Geschichte.»

Oosterhuis trat 1952 den Jesuiten bei und wurde 1969 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen.
Oosterhuis trat 1952 den Jesuiten bei und wurde 1969 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen.

Laut Van Dijk war Oosterhuis «ein grosser Innovator». «Nicht auf eine aktivistische Art und Weise, aber er war immer politisch engagiert und hat andere dazu ermutigt, es auch zu sein.» 2014 erhielt er den Deutschen Predigtpreis für sein Lebenswerk. (nos/sas)


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10. April 2023 | 11:54
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