Schweiz
Priesterweihe von Kapuziner Kletus Hutter: «Franz von Assisi ist für mich eine lebenslange Inspiration»
Bischof Markus Büchel hat den Kapuziner Kletus Hutter (51) zum Priester geweiht. Dabei warnte der Bischof von St. Gallen vor einem überhöhten Priesterbild. Die Kirche brauche bescheidene, bodenständige und authentische Priester. Eben Menschen wie Kletus Hutter.
Vera Rüttimann
Die Kapuzinerkirche in Rapperswil ist am Samstag vollbesetzt. Auf den Stühlen sitzen nicht nur Weggefährten von Bruder Kletus Hutter, sondern auch viele Menschen, die ihn im Kloster Rapperswil als «Bruder auf Zeit» kennen gelernt haben.
Priesterweihen sind selten geworden
Kletus Hutter war dabei, als das Konzept für eine neue Klostergemeinschaft an diesem Ort konzipiert wurde. Seit einigen Jahren steht das Kapuzinerkloster Menschen offen, die als Gast mitleben wollen. Heute gestaltet eine Lebensgemeinschaft aus Brüdern und franziskanisch interessierten Menschen das Klosterleben.
Bischof Markus Büchel ist bester Laune, als er an diesem sonnigen Vormittag die Festgemeinde begrüsst. «Eine Priesterweihe, das ist heute etwas Seltenes», sagt der Bischof von St. Gallen. Und: «Es gibt tatsächlich noch Wunder!» Bruder Josef Haselbach, Provinzial der Schweizer Kapuziner, stellt den Gästen in der Kirche den Lebensweg des 51-Jährigen vor.
KV, Religionspädagogik, Bistum St. Gallen, Kapuziner
Der Ostschweizer stammt aus Kriessern im St. Galler Rheintal. Nichts deutete darauf hin, dass er einmal Priester werden würde. Kletus Hutter arbeitete zunächst als kaufmännischer Angestellter. Erst danach studierte er in Luzern Religionspädagogik.
Kletus Hutter arbeitete zunächst fürs Bistum St. Gallen. Doch er zeigte Interesse am Ordensleben. In Altdorf war er Gast im «Haus der Stille» der Kapuziner. Später dann auch im Kloster Rapperswil. Hier lernte er das Konzept «Bruder auf Zeit» kennen und fing Feuer fürs Leben als Ordensmann.
Unrealistisches und überhöhtes Priesterbild
Heutige Priester, sagt Bischof Markus Büchel in seiner Predigt, litten unter einem falschen Priesterbild, das in grossen Teilen der Bevölkerung herrsche: «Es ist unrealistisch und überhöht.»
Manche Menschen glaubten, ein Priester stehe über allen irdischen Dingen oder sei ein gottähnliches Wesen. Nicht mit beiden Füssen am Boden, verbunden mit der Basis. Nicht bei den Sorgen der Menschen.
Immer wieder neu den Aufbruch wagen
Mit solch einem Priesterbild könne Kletus Hutter nichts anfangen. Bischof Markus Büchel sagte, er habe gehört, dass sich Kletus Hutter für nichts zu schade sei. Er nehme auch mal einen Besen in die Hand, um nach dem Gottesdienst die Kirche zu wischen. Die Kirche brauche solche bescheidenen, bodenständigen und authentischen Priester.
«Ein Priester fällt nicht vom Himmel, er wird zum Priester», sagte Bischof Markus Büchel. Kletus Hutter habe nichts überhastet, sondern habe sich für seinen Schritt Zeit gelassen. Der Bischof von St. Gallen erinnert daran, dass man als Priester auch Krisen durchmache: «Deshalb muss man, wie auch die Kirche selbst, immer wieder neu den Aufbruch wagen.»
Franz von Assisi als Vorbild
Kletus Hutter sagt, dass ihm der Dienst am Menschen am Herzen liege. Zusammen mit den Menschen unterwegs zu sein, sei Teil der franziskanischen Spiritualität. Für ihn bleibe Franz von Assisi eine lebenslange Inspiration für ein erfülltes Leben.
Nach dem Gottesdienst bildet sich auf dem Vorplatz der Kapuzinerkirche eine lange Menschenschlange. Freundinnen, Freunde und Bekannte gratulieren Kletus Hutter zur Priesterweihe. Am kommenden Sonntag, 4. Dezember, feiert er Primiz in der Pfarrkirche Kriessern. Es wird wohl wieder voll werden.
Hier geht es zur › Bestellung einzelner Beiträge von kath.ch.
