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Priester mit Kinderpornos: Das Bistum Münster reagiert deutlich schneller als Markus Walser im Erzbistum Vaduz
Nach einer Hausdurchsuchung wegen Kinderpornos hat das Bistum Münster sofort reagiert und einen Priester suspendiert. Der Generalvikar des Erzbistums Vaduz, Markus Walser, wartete hingegen 99 Tage lang ab. Die Theologische Hochschule Chur schweigt zur Frage, ob Markus Walser als Kirchenrecht-Dozent noch tragbar ist.
Raphael Rauch
Am 11. November 2022 kam es bei einem Priester in Recklinghausen (Bistum Münster) zu einer Hausdurchsuchung. Es geht um Kinderpornos, wie das Portal katholisch.de berichtet.
Der Bischof von Münster reagiert innerhalb von 24 Stunden
Das Bistum Münster reagierte schnell und teilte am 12. November mit: «Gegen einen Priester des Bistums Münster aus Recklinghausen laufen polizeiliche Ermittlungen. Das Bistum Münster hat unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Sachverhalts dem Wunsch des Priesters entsprechend ihn aus dem Dienst genommen. Die Suspendierung wird bis zur weiteren Klärung des Sachverhalts aufrechterhalten werden. Nähere Angaben zu den Hintergründen kann das Bistum nicht machen.»
Die von Bischof Felix Genn sofort ausgesprochene Suspendierung gelte nach wie vor, berichtet katholisch.de.
Pädo-Vorwürfe gegen Thomas Jäger in Liechtenstein
Der Blick nach Münster lässt das Versagen des Erzbistums Vaduz in der Causa Thomas Jäger noch deutlicher erscheinen. Am 12. November 2019 gab es in Ruggell eine Hausdurchsuchung im Pfarrhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seither gegen den Priester Thomas Jäger. Er war trotz Bedenken seines Heimatbistums Limburg von Erzbischof Wolfgang Haas in Liechtenstein zum Priester geweiht worden.
IT-Spezialisten fanden bei Thomas Jäger verdächtige Dateien und URL-Links, die Hinweise auf Kinderpornos geben. Auch gehen die Behörden davon aus, dass Thomas Jäger «drei Videos drehte, die den klaren Fokus auf die kindliche Mädchenbrust haben». Die Videos seien am 27. Mai 2017 und am 1. Juni 2018 gedreht worden im Rahmen einer Pfadfindergruppe und eines Ministrantenausfluges.
Das Versagen des Generalvikars Markus Walser
Ausserdem gibt es «Zufallsfunde (…), welche auf eine rechtsextreme Gesinnung» schliessen lassen: etwa «Mein Kampf» von Adolf Hitler «sowie eine Liste von inländischen Neonazis», teilten die Behörden mit.
Die Polizei verhörte am 12. November 2019 Thomas Jäger. Bei der Einvernahme ist Generalvikar Markus Walser anwesend. Doch anstatt den Priester sofort zu suspendieren, liess sich der Kirchenrechtler Markus Walser Zeit.
Das Erzbistum Vaduz schweigt
Erst 99 Tage später, am 19. Februar 2020, untersagte Erzbischof Wolfgang Haas Thomas Jäger jegliche seelsorgerische Tätigkeit. Und erst am 22. Februar 2020 informierte Generalvikar Markus Walser die Öffentlichkeit über die Causa Jäger. Die Tatsache, dass er seit 99 Tagen Informationen über den Vorfall hatte und dass er bei der Einvernahme dabei war, verschwieg er.
Die Eltern eines mutmasslichen Missbrauchsopfers werfen Erzbischof Wolfgang Haas und Generalvikar Markus Walser vor, nicht sofort reagiert zu haben. Haas und Walser wollten sich zu den Vorwürfen nicht äussern. Thomas Jäger bestreitet die Vorwürfe. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Ist Markus Walser als Dozent in Chur noch tragbar?
Die Causa Markus Walser dürfte für die Theologische Hochschule Chur zunehmend zur Belastung werden. Dort lehrt Walser schon länger Kirchenrecht. Die Anfrage von kath.ch, ob Walser trotz der Verschleppungs-Vorwürfe als Dozent weiterhin tragbar sei, lässt Rektor Christian Cebulj unbeantwortet.
Unklar ist auch, ob Markus Walser den Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht des Bistums Chur unterschrieben hat. Als Dozent der Theologischen Hochschule Chur müsste er das.
Der ehemalige Pfarrer von Ruggell, Thomas Jäger, muss sich am 7. März vor dem Fürstlichen Landgericht Liechtenstein verantworten.
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