Italienische Polizei vor dem Petersplatz in Rom
Schweiz

Polizei-Razzia im Haus eines suspendierten Neuenburger Priesters in Italien

Die italienische Polizei hat Mitte April das Haus eines Priesters in einer Kleinstadt in den Marken durchsucht. Sie verdächtigt den Mann des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen. Gegen den Priester italienischer Herkunft, der im Kanton Neuenburg tätig war, läuft bereits eine kanonische Untersuchung.

Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg (LGF) hatte am 29. September 2023 darüber informiert, dass ein im Kanton Neuenburg tätiger Priester wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch suspendiert worden sei. Ein kanonisches Verfahren sei gegen ihn eingeleitet worden.

Der Fall spitzte sich vor zehn Tagen zu. Am 13. April 2024 fand eine gross angelegte Razzia im Haus des Priesters italienischer Herkunft in der Kleinstadt Sant’Angelo in Vado in der italienischen Provinz Marken statt.

Umfangreiche Hausdurchsuchung

Laut dem Neuenburger Newsportal «ArcInfo» stiegen fast ein Dutzend Beamte der Kriminalpolizei aus drei Autos aus und betraten das Haus in ihren weissen Overalls mit Aktenkoffern. Sie durchsuchten alle drei Stockwerke des Hauses und brachten Siegel an.

Mädchen will nichts hören
Mädchen will nichts hören

Die Ermittler interessierten sich demnach vor allem für die Garage und die Räumlichkeiten im Keller. Laut den Neuenburger Medien verdächtigt die italienische Polizei den Priester des Missbrauchs an der minderjährigen Tochter der Arztgehilfin, die sich um seine Mutter kümmerte.

Anzeige in italienischer Kirche und Justiz

Der Fall wurde sowohl bei den kirchlichen Institutionen als auch bei der italienischen Justiz angezeigt. Diese Anzeige, die im September 2023 erstattet wurde, wurde auch an Bischof Charles Morerod, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg (LGF), weitergeleitet, da der Geistliche derzeit im Kanton Neuenburg wohnhaft ist.

Das Bistum teilte am 29. September mit, der Priester sei suspendiert und ein kanonisches Verfahren eingeleitet worden. Die Diözese gab an, sie habe die Neuenburger Staatsanwaltschaft informiert.

Kein Neuenburger Verfahren

Der Generalstaatsanwalt des Kantons Neuenburg, Pierre Aubert, wies gegenüber «ArcInfo» darauf hin, dass er sich nicht festlegen könne, ob es angebracht sei, eine Strafuntersuchung zu diesen Fakten einzuleiten. Er erklärte, dass er die italienischen Kirchenbehörden um weitere Informationen gebeten habe.

Blick auf Neuenburg
Blick auf Neuenburg

Diese bestätigten, ein kircheninternes Verfahren eingeleitet zu haben und erklärten, das mutmassliche Opfer und seine Familie hätten bislang keine Anzeige bei den Zivilbehörden erstattet. Im Kanton Neuenburg wurde daher kein Verfahren eröffnet.

Die Diözese LGF erklärte, sie arbeite mit der Justiz zusammen und wisse, dass jede Person, gegen die ermittelt werde, sich nicht entfernen dürfe.

Der beschuldigte Priester ist im Übrigen bereits wegen Veruntreuung von Geldern in Waadtländer Pfarreien verurteilt worden. (cath.ch/ Adapt. rp)

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Italienische Polizei vor dem Petersplatz in Rom | © Oliver Sittel
23. April 2024 | 14:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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