Solidarität mit der Ukraine an der reformierten Kirche in in Muri-Gümligen BE.
Schweiz

Politisches Motiv? Molotow-Attacke auf reformierte Kirche Muri

Nach einer Molotow-Attacke Anfang April auf die reformierte Kirche in Muri fehlt von der Täterschaft jede Spur. Die Kirchenpflege vermutet einen politischen Hintergrund, weil die Kirche wochenlang mit den Farben der ukrainischen Flagge beleuchtet war.

Raphael Rauch

«Auf unsere Kirche Muri wurde ein Brandanschlag verübt: Ein grosser Stein und zwei Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit wurden in der Nacht vom 5. auf den 6. April durch ein Chorfenster geworfen», bestätigt Gabrielle Ceppi-Kleinert gegenüber kath.ch. Sie ist bei den Reformierten in Muri-Gümligen BE für die Kommunikation zuständig.

Hoher Sachschaden

«Es entstand hoher Sachschaden, zum Glück wurde niemand verletzt. Die Kirche wurde nachts beschädigt, aber unsere Sigristin hat das erst am nächsten Abend gemerkt, als sie für ein Friedensgebet für die Ukraine die Kirche aufschliessen wollte», sagt Ceppi-Kleinert. Die Höhe des Schadens könne noch nicht beziffert werden.

Solidarität mit der Ukraine: die reformierte Kirche in Muri-Gümligen BE.
Solidarität mit der Ukraine: die reformierte Kirche in Muri-Gümligen BE.

Die Kantonspolizei Bern bestätigt gegenüber kath.ch, dass eine Anzeige eingegangen sei. Von der Täterschaft fehle weiterhin jede Spur.

«Die Menschen sind fassungslos»

«Es gibt kein Bekennerschreiben», sagt Ceppi-Kleinert von der Kirchenpflege. «Vielleicht waren es prorussische Kräfte, die sich dafür rächen wollen, dass wir wochenlang die Kirche mit den Farben der Ukraine beleuchtet haben.» Das Bundesamt für Polizei ist in die Ermittlungen nicht involviert, teilte das Fedpol kath.ch mit. Die Kapo Bern wollte sich nicht zu einem möglichen Motiv äussern.

Inzwischen ist das Loch im Fenster provisorisch geflickt.
Inzwischen ist das Loch im Fenster provisorisch geflickt.

Seit der Attacke werde die Kirche nicht mehr mit den Farben der Ukraine beleuchtet. Die Menschen in Muri seien «fassungslos», sagt Ceppi-Kleinert.

«Die Zeit ist gegenwärtig sehr schwierig. Wir sehen in den Medien live einen Krieg, mit den Zerstörungen, den Bränden, den verkohlten Ruinen – mit den Toten im angegriffenen Land. Aber doch ist es für uns hier in unserer friedlichen Gemeinde nicht real. Umso grösser das Unverständnis für diese Tat in Muri!», schreibt die Co-Präsidentin der Kirchenpflege, Katrin Hubschmid, in einer Mitteilung. 

«Hass überwinden»

«Die Rolle der Kirche kann und soll versöhnend sein, einigend. Wir müssen alle daran arbeiten, dass nicht das Negative siegt, dass genügend positive Energie entsteht, um gegen Angst und Wut anzukämpfen. Zusammengehörigkeit und Gemeinschaftsgefühl können dagegenwirken. Einander wahrnehmen, einbeziehen, zuhören, gewähren lassen kann helfen, den Hass zu überwinden», steht in der Mitteilung.

Wegen der Attacke musste die Kirche tagelang gesperrt werden. Mittlerweile ist am Fenster eine Abdeckung angebracht und der verrusste Raum frisch gestrichen. Die Gottesdienste könnten wieder normal stattfinden, sagt Ceppi-Kleinert.


Solidarität mit der Ukraine an der reformierten Kirche in in Muri-Gümligen BE. | © zVg
26. April 2022 | 17:02
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