Guido Vergauwen und Barbara Hallensleben mit Bild zur Gründung des Instituts Chambésy
Schweiz

Patriarch Bartholomaios besucht Scharnierstellen zwischen Ost und West

Freiburg, 19.4.17 (kath.ch) Mit seinem Besuch in der Schweiz unterstreicht der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I, die Scharnierstelle des Landes im Dialog zwischen Ost und West. Das Orthodoxe Zentrum des Ökumenischen Patriarchats in Chambésy und das Institut für Ökumenische Studien in Freiburg leisten diesbezüglich vorzügliche Arbeit.

Jacques Berset

Das Zentrum in Genf wurde 1996 gegründet, nachdem die türkischen Behörden 1971 das Institut für orthodoxe Theologie von Chalki auf der Istanbul vorgelagerten Insel Heybeliada schlossen. Die Schliessung führte zu massiven internationalen Protesten.

Das heutige Institut für Höhere Studien in orthodoxer Theologie in Chambésy arbeitet mit der Fakultät für protestantische Theologie an der Universität Genf und dem Institut für Ökumenische Studien der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg zusammen.

Brückenschlag zur Orthodoxie

Am Freiburger Institut haben bisher rund 200 Personen ihr Studium mit dem Master abgeschlossen, erklärten gegenüber cath.ch Barbara Hallensleben und Guido Vergauwen, welche der Instituts-Leitung angehören. Die Schwerpunkte dieser Studienabschlüsse bewegten sich im innerchristlichen und interreligiösen Bereich.

Als Katholiken schaffen wir eine Plattform für die Zukunft der Kirche im Osten.

Die Studierenden stammen aus den verschiedenen orthodoxen Kirchen. Unter den Herkunftsländern finden sich Griechenland, Russland, Weissrussland, Rumänien, Bulgarien sowie das Patriarchat von Jerusalem, in welchem verschiedene christliche Kirchen vertreten sind.

«Anerkennung unser Arbeit»

«Der Besuch der Universität Freiburg ist eine Ermutigung und gleichzeitig eine Anerkennung unserer Arbeit», sagte Vergauwen. Für den Patriarchen biete sich die Gelegenheit, der Hochschule seine humanistische Botschaft zu überbringen und «für das christliche Verantwortungsbewusstsein für den Erhalt der Schöpfung einzutreten». Dieser Einsatz habe ihm gemäss Vergauwen den Spitznamen «Grüner Patriarch» zugetragen.

Auf eine Besonderheit der Universität Freiburg weist Barbara Hallensleben hin und bezeichnet es als «einmalig, dass Studenten der Orthodoxie gemeinsam mit unseren Studierenden unterwiesen werden. Als Katholiken schaffen wir eine Plattform, damit diese die Zukunft ihrer eigenen Kirche vorbereiten können.»

Dialog verstärken

Studierende aus Freiburg besetzen in verschiedenen orthodoxen Kirchen oder Lehranstalten hohe Posten. Rund dreissig setzen ihre Studien fort, um das Doktorat zu erlangen, dies unter anderem auch in Freiburg.

Rund ein Dutzend der Studierenden, welche die Universität Freiburg besucht haben, seien heute Bischöfe. Andere sitzen in der gemischten, internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen den katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen. Das Institut leiste darum einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis zwischen den Kirchen, betonte die Dogmatikprofessorin aus Freiburg.

Der Besuch der Universität ist eine Ermutigung.

Das Freiburger Institut wirke ebenfalls als Vermittler zwischen der Gesellschaft und der orthodoxen Gemeinschaft in der Schweiz. Die orthodoxe Diaspora gewinne an Selbstbewusstsein und sei am wachsen. Heute lebten rund 150’000 Personen in der Schweiz, welche einer orthodoxen Kirche angehören.

Innerschweizerische Verbindungen

Das Institut leistete die Vorarbeit für die ersten Begegnung, welche zwischen der Schweizer Bischofskonferenz und der Versammlung der orthodoxen Bischöfe, welche die Verantwortung der orthodoxen Gemeinden in der Schweiz tragen. Diese Begegnungen haben die Schweizer Bischöfe unterdessen in ihr strategische Planung aufgenommen. Zudem wird über eine öffentlich-rechtliche Anerkennung dieser Kirchen nachgedacht. (cath.ch/gs)

Guido Vergauwen und Barbara Hallensleben mit Bild zur Gründung des Instituts Chambésy | © Jacques Berset
19. April 2017 | 16:10
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Zuerst in der Schweiz und dann beim Papst

Der Ökumenische Patriarch besucht am 22. April das Orthodoxe Zentrum des Ökumenischen Patriarchats in Chambésy bei Genf. Mit ein Grund für den Besuch in der Schweiz ist der 50. Geburtstag des Zentrums. Tags darauf wird er die Göttliche Liturgie in der Pauluskirche in Chambésy feiern. Die nächste Station der Reise ist der Sitz des Weltkirchenrates in Genf. Dort wird Bartholomaios I. am 24. April einen Vortrag zum Konzil von Kreta halten.

Am Nachmittag desselben Tages reist er nach Freiburg. Dort wird er um 17 Uhr in der katholischen Kathedrale St. Nikolaus die Reliquien des Nikolaus von Myra verehren. Danach folgt ein öffentlicher Vortrag in der Aula Magna der Universität Freiburg. Eingeladen hat ihn dazu das Institut für Ökumenische Studien der Theologischen Fakultät. (be/gs)

Anschliessend reist das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie nach Taizé in Frankreich weiter. Einen weiteren wichtigen Termin muss der Patriarch im April wahrnehmen. Am 28. und 29. April begleitet er Papst Franziskus bei seinem Ägyptenbesuch.