Pater Matthäus Meyer am 9. Dezember verstorben
Schweiz

Pater Matthäus war dem Himmel sehr nah

Pater Matthäus Meyer war Theologe, Historiker und Kustos des Kloster Einsiedeln. Die Renovation der Klosterkirche war seine Berufung. Am 9. Dezember ist Pater Matthäus verstorben.

Raphael Rauch

Wie war Pater Matthäus als Mensch?

Abt Urban Federer: Pater Matthäus war ein sehr gewissenhafter Mitbruder. Er übte sich bewusst im Spannungsfeld unserer Berufung: Als Mönche sind wir einerseits Menschen, die die Einsamkeit aufsuchen. «Mönch» heisst «alleine lebend». Andererseits leben wir in Gemeinschaft. Pater Matthäus nahm mit 90 Jahren, als er immer weniger sah, an allen Gebetszeiten der Gemeinschaft teil. Er zog sich aber gerne zurück und übte sich bewusst im meditativen Gebet. In den letzten beiden Jahren verbrachte er viel Zeit in der Stille seiner Mönchszelle.

Der neue Name prägt.

Abt Urban

Warum hiess er Matthäus – hatte er eine besondere Beziehung zum Matthäus-Evangelium?

Abt Urban: Zu seiner Zeit war es üblich, den Namen zu ändern. Er hat damit gezeigt, dass er die Berufung als Mönch bewusst geht. Mir ist nicht bekannt, wie er mit dem damaligen Abt auf diesen Namen gekommen ist. Der neue Name prägt. Weil bei uns der Namenstag gefeiert wird, hat sich Pater Matthäus ein Leben lang mit seinem Namenspatron auseinandergesetzt.

Sein Name wird vor allem mit der Renovation verbunden. Warum?

Abt Urban: Pater Matthäus war Kustos des Klosters und damit für die Klosterkirche und die Nebenkapellen zuständig. In seiner Zeit als Kustos wurde die Restauration der Klosterkirche und der Bau der Krypta beschlossen. Pater Matthäus nahm diesen Auftrag sofort an die Hand. Diese Aufgabe war seine Berufung.

Die Renovation war seine Berufung.

Abt Urban

War er vor allem Projektmanager der Renovation? Oder hat er auch kreative Impulse gesetzt?

Abt Urban: Restauration ist immer auch Interpretation. Auf welchen Zeit-Zustand soll der Kirchenraum zurückgeführt werden? Wie lässt sich das mit der heutigen Art des Feierns der Liturgie verbinden? Pater Matthäus musste solche Fragen mit den klosterinternen Gremien besprechen, mit der Denkmalpflege und vielen Künstlerinnen und Künstlern, die er persönlich kannte. Insofern war diese Aufgabe auf jeden Fall auch ein kreatives Arbeiten.

Abt Urban Federer, Kloster Einsiedeln
Abt Urban Federer, Kloster Einsiedeln

Was war seine Passion, seine persönliche Vorliebe?

Abt Urban: Pater Matthäus hat nicht nur Theologie studiert. Er war auch Historiker. Sein Interesse am Werden der Gegenwart und an der religiösen Durchdringung unserer Zeit hat ihn zu einem wachen Zeitgenossen und interessanten Gesprächspartner gemacht. Da er auch eine Zeit lang am Collegio Papio in Ascona unterrichtet hat, galt sein Interesse vor allem auch der italienischen Kultur.

Er war ein wacher Zeitgenosse und interessanter Gesprächspartner.

Abt Urban

Worin unterscheidet sich das Sterben in Zeiten der Corona vom «normalen» Sterben? Konnten Mitbrüder die Hand des Sterbenden halten? Wie läuft die Abdankung ab?

Abt Urban: Wie in allen Alters- und Pflegeheimen war der Besuch in unserer klostereigenen Pflegestation in den letzten Monaten eine Herausforderung. Dennoch machten es unsere Pflegerinnen und die Mitbrüder möglich, dass Pater Matthäus Besuch hatte. Die Kommunion wurde ihm gebracht. An seinem Sterbetag haben ihn die Sterbegebete der Gemeinschaft begleitet.

Das feierliche Requiem für Pater Matthäus Meyer, der am 9. Dezember verstorben ist
Das feierliche Requiem für Pater Matthäus Meyer, der am 9. Dezember verstorben ist

Hatte Pater Matthäus eine Lieblingsstelle in der Kirche? Eine Stelle, für die er während der Renovation besonders involviert war?

Abt Urban: Über Jahre hinweg standen in der Klosterkirche Gerüste. Zur Zeit als ich Pater Matthäus kennenlernte, stand er oft auf dem Gerüst und reinigte bis spät in die Nacht die Deckengemälde vom Staub der Arbeiten. Er kannte die Gemälde unserer Kirche wie kein zweiter. Auf all diesen Bildern wird gezeigt, wie nahe uns das Heil Gottes ist. So gesehen war er über die Jahre der Restauration hinweg dort oben auf dem Gerüst dem Himmel sehr nahe.

Requiem, 12.12.2020 Einsiedeln


Pater Matthäus Meyer am 9. Dezember verstorben | © zVg
11. Dezember 2020 | 16:21
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