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Papst verlegt Fronleichnams-Prozession auf Sonntag – damit mehr teilnehmen können

Rom, 15.6.17 (kath.ch) In einer ungewöhnlichen Entscheidung hat Papst Franziskus die traditionelle Fronleichnamsprozession im Zentrum Roms von ihrem eigentlichen Termin am Donnerstag auf den Sonntag verlegt. Vatikansprecher Greg Burke begründete dies im Vorfeld mit dem Ziel, dass mehr Gläubige daran teilnehmen könnten als am Donnerstag, der in Italien seit 1977 gewöhnlicher Werktag ist. Zudem solle so der römische Feierabendverkehr entlastet werden.

Die Verlegung unterbricht eine fast 40-jährige Tradition. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte vor dem Hintergrund seiner Herkunft aus dem kommunistischen Polen auf diese Form einer öffentlichen Glaubenskundgebung besonderes Gewicht gelegt. An seinem ersten Fronleichnamsfest als Papst 1979 feierte er wie seine Vorgänger am Festtag selbst eine Messe im Petersdom; am folgenden Sonntagabend hielt er eine Prozession von der Lateranbasilika nach Santa Maria Maggiore.

Seit 1982 wieder am Festtags-Abend

Nachdem Johannes Paul II. 1981 die Feierlichkeiten aufgrund seines fünf Wochen zuvor erlittenen Anschlags nicht persönlich leiten konnte, hielt er 1982 die Messe zu Fronleichnam am frühen Donnerstagabend vor der Lateranbasilika und trug anschliessend persönlich die Monstranz mit der geweihten Hostie zur Basilika Santa Maria Maggiore, während Anwohner Blütenblätter aus den Fenstern regnen liessen. Seither fand diese Prozession regelmässig an Fronleichnam statt.

In späteren Jahren benutzte Johannes Paul II. für den 1,5 Kilometer langen Prozessionsweg einen umgebauten Pritschenwagen vom Typ GMC Sierra. Der Pick-up, der im vatikanischen Fuhrpark ausschliesslich für diesen Zweck bereitgehalten wurde, hatte auf der Ladefläche einen kleinen Altar für das Allerheiligste, vor dem der Papst flankiert von Geistlichen kniete.

Franziskus nicht mehr an Prozession dabei

Franziskus verzichtete seit seinem Amtsantritt auf die Mitfahrt. 2013 folgte er zu Fuss dem Pritschenwagen mit der Monstranz, in den Folgejahren leitete der Kardinalvikar des Bistums Roms die Prozession. Franziskus begab sich nach der Messe jeweils direkt mit dem Auto nach Santa Maria Maggiore, wo er die Ankunft der Monstranz erwartete und den Schlusssegen spendete. Messe und Prozession fanden indessen immer am Festtag selbst statt.

Papst Urban IV. führte Fronleichnam 1264 als allgemeines Kirchenfest ein. 1317 ordnete Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag an. Seit dem 13. Jahrhundert war die Fronleichnams-Liturgie der Päpste auch mit Prozessionen verbunden. Dabei wurden sie mit der Monstranz auf einer Sänfte kniend durch die Strassen in Vatikannähe getragen. Zeitweise fand am folgenden Sonntag eine zweite Prozession an der Lateranbasilika statt. Unterbrechungen erlebte die Tradition unter anderem während der napoleonischen Besetzung und im Nachgang der Revolution 1849. (cic)

Der Vatikan | © Bernard Bovigny
15. Juni 2017 | 16:47
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