Papst Franziskus neben ukrainischen Geflüchteten. Er küsst eine ukrainische Flagge aus Butscha.
Vatikan

Papst: Ukrainekrieg nicht auf Gut und Böse reduzieren

Papst Franziskus warnt davor, die Komplexität des Ukrainekriegs nur auf eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse zu reduzieren. Das berge die Gefahr, nur zu sehen, was ungeheuerlich sei, und nicht das ganze Drama, das sich hinter diesem Krieg abspiele. Gleichzeitig erwähnte er ein mögliches Treffen mit Kyrill I.

Dass er aufgrund dieser Aussage «pro Putin» sei, lehne er ab. Dies sei «vereinfachend und falsch». Das sagte Franziskus im Interview mit Redakteuren der europäischen Zeitschriften der Jesuiten. Dieser Krieg sei grausam und brutal, aber «vielleicht in gewisser Weise entweder provoziert oder nicht verhindert worden», erklärt Franziskus weiter.

Komplexe Wurzeln des Kriegs

Jedoch dürften bei all der «Grausamkeit der russischen Truppen» nicht die Probleme vergessen werden, «um zu versuchen, sie zu lösen». Denn die Wurzeln und Interessen dieses Krieges seien sehr komplex.

Zugleich lobte Franziskus das «Heldentum des ukrainischen Volkes»: «Was wir vor Augen haben, ist eine Situation des Weltkriegs, der globalen Interessen, der Waffenverkäufe und der geopolitischen Vereinnahmung, die ein heldenhaftes Volk zum Märtyrer macht.» Die Russen hätten sich verkalkuliert, als sie dachten, der Krieg würde innerhalb einer Woche vorbei sein. «Sie fanden ein mutiges Volk vor, ein Volk, das ums Überleben kämpft», so der 85-Jährige.

Sorge vor Nachlassen der Hilfsbereitschaft

Beeindruckt zeigte sich Franziskus von den ukrainischen Frauen, «deren Ehemänner dort kämpfen» und die sich trotzdem um russischen Soldaten gekümmert hätten, «als sie sich ergaben». Jedoch äusserte er auch seine Sorge vor einem Nachlassen der Hilfsbereitschaft gegenüber den Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet: «Wir müssen über die konkrete Aktion des Augenblicks hinausschauen und sehen, wie wir sie unterstützen können, damit sie nicht in den Menschenhandel geraten, nicht ausgenutzt werden, weil die Geier schon kreisen.»

Treffen mit Kyrill im September?

Weiter äusserte Franziskus die Hoffnung auf ein mögliches Gespräch mit Moskaus Patriarch Kyrill I. im September in Kasachstan: «Ich hoffe, dass ich ihn begrüssen und ein wenig mit ihm als Seelsorger sprechen kann.» Die Absage des ursprünglich geplanten Gesprächs am 14. Juni in Jerusalem bezeichnete Franziskus als «einvernehmlich». (cic)


Papst Franziskus neben ukrainischen Geflüchteten. Er küsst eine ukrainische Flagge aus Butscha. | © KNA
14. Juni 2022 | 16:48
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