Der Petersdom
Vatikan

Papst trifft Delegation des Progressiven Judentums

Zwischen Israel und dem Vatikan sind die Beziehungen derzeit angespannt. Das strahlt auch auf den katholisch-jüdischen Dialog ab: er ist seit dem 7. Oktober abgekühlt. Gerade in dieser Lage bewähren sich alte Kontakte.

Papst Franziskus hat am Mittwoch eine Delegation des internationalen jüdischen Dachverbands «World Union for Progressive Judaism» (WUPJ) in Audienz empfangen. Zu der weltweiten Vereinigung gehören vor allem Vertreter des liberalen und des Reformjudentums. In ihr sind etwa 1,8 Millionen Mitglieder aus mehr als 50 Ländern organisiert.

Offizielle Besuche jüdischer Delegationen im Vatikan sind derzeit selten. Jüdische Vertreter und israelische Diplomaten haben in den vergangenen Monaten wiederholt beklagt, dass der Vatikan im Gazakrieg keine eindeutige Haltung einnehme und die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu zögerlich verurteilt habe.

Ein Landsmann von Franziskus

Präsident der WUPJ ist der 1962 in Buenos Aires geborene argentinische Rabbiner Sergio Bergman. Der studierte Biochemiker war von 2015 bis 2018 Umweltminister Argentiniens. Bergmann kennt den argentinischen Papst aus gemeinsamen Zeiten in Buenos Aires. Zu ihm und zum jüdisch-orthodoxen Rabbiner Abraham Skorka pflegte der damalige Erzbischof Jorge Mario Bergoglio gute Beziehungen.

Auf X kursierten am Donnerstag Fotos des WUPJ von einer herzlichen Umarmung Bergmans mit dem Papst im Vatikan in Gegenwart von Kurienkardinal Kurt Koch. Bei der Begegnung sei es auch um die Bemühungen um die Freilassung der israelischen Geiseln der Hamas gegangen, so der dazu verbreitete Text.

Nobelpreisträgerin sorgte für Eklat im Vatikan

Zuletzt hatten Äusserungen der jemenitischen Nobelpreisträgerin Tawakkol Karman im Vatikan für einen diplomatischen Eklat gesorgt. Sie hatte Israel vorgeworfen, «einen Genozid und eine ethnische Säuberung gegen das palästinensische Volk in Gaza» zu betreiben. Dabei verglich sie Israels Vorgehen ausdrücklich mit den russischen Angriffen in der Ukraine.

Israels Botschaft beim Heiligen Stuhl verbreitete daraufhin eine Presseerklärung, wonach man «entsetzt» sei, dass «der Ort von einer flagranten antisemitischen Rede beschmutzt wurde». Man sei «verbittert, dass eine solche Rede gehalten wurde, ohne dass irgendjemand die moralische Pflicht verspürte einzuschreiten, um diese Schande zu stoppen».

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Wenig später hatte Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, Raphael Schutz, in einer Presseerklärung betont, die wechselseitigen Beziehungen durch den Vorfall sollten nicht belastet werden. Die «schändliche Erklärung» sei nicht durch den Vatikan oder auf dessen Veranlassung getätigt worden. Er wünsche sich jedoch eine «starke und klare Distanzierung» von dem Gesagten. (cic)


Der Petersdom | © Jacqueline Straub
16. Mai 2024 | 09:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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