Papst Franziskus mit Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, 2016
Vatikan

Papst erhält den Karlspreis für Verdienste um europäische Einigung

Rom/Aachen, 6.5.16 (kath.ch) Papst Franziskus (79) erhält am Freitag, 6. Mai, den Internationalen Karlspreis für Verdienste um die europäische Einigung. Die Feier am Tag nach Christi Himmelfahrt beginnt um 12 Uhr in der Sala Regia, einem Prunksaal im Vatikanischen Palast. Angemeldet hat sich auch Bundeskanzlerin Angela. Die deutschen Fernsehsender ZDF und WDR übertragen die Zeremonie ab 12 Uhr live.

Nach Johannes Paul II. im Jahr 2004 erhält mit Franziskus zum zweiten Mal ein Papst den Karlspreis. Er setze den Rückschlägen und dem dramatischen Vertrauensverlust in der EU eine «Botschaft der Hoffnung» entgegen, heisst es zur Begründung.

Der Preis wird traditionell an Christi Himmelfahrt im Krönungssaal des Aachener Rathauses verliehen. Mit Rücksicht auf den Papst wurde die Zeremonie in diesem Jahr auf den Tag nach dem kirchlichen Hochfest sowie nach Rom verlegt. Ausser der Urkunde erhält Franziskus eine Medaille, die das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem zwölften Jahrhundert mit Karl dem Grossen auf dem Thron zeigt.

Reden von EU-Spitzen

Neben dem Papst selbst wollen die drei EU-Spitzen – Parlamentspräsident Martin Schulz, Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionspräsident Jean Claude Juncker – das Wort ergreifen. Aus Deutschland nimmt eine Delegation mit 450 Personen an der Preisverleihung teil.

EU-Parlamentspräsident Schulz begrüsste die Auszeichnung des Papstes. Franziskus wolle Gemeinsamkeiten vertiefen und nicht Unterschiede stärken, sagte Schulz im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Brüssel. Bei seinem Besuch auf Lesbos habe der Papst zudem jenen Regierungschefs eine Lektion erteilt, die keine Flüchtlinge aufnähmen mit der Begründung «Wir sind ein christliches Land, in dem Muslime keinen Platz haben». Schulz wurde 2015 selbst mit dem Karlspreis ausgezeichnet.

Marx: Signal der Hoffnung

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht in der Verleihung des Preises an Papst Franziskus ein Signal der Hoffnung. «In einer Zeit, in der die europäische Idee zu zerfallen droht, ist der Karlspreis an den Papst ein starkes Zeichen in die Kirche und Gesellschaft hinein, das Projekt Europa weiter zu entwickeln und gestalten», sagte Marx am Donnerstag, 5. Mai, der «Passauer Neuen Presse». Europa müsse neugestaltet werden, und da «ist es gut, wenn der Papst Lethargie und Müdigkeit in Europa kritisiert». (kna)

Papst Franziskus mit Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, 2016 | © KNA
6. Mai 2016 | 09:00
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Der Karlspreis

Der alljährlich in Aachen verliehene Internationale Karlspreis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen. Der Preis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Grosse (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz.

Der Karlspreis wird traditionell an Christi Himmelfahrt im Krönungssaal des Aachener Rathauses verliehen. Zu den früheren Preisträgern gehören Konrad Adenauer (1954), der spanische König Juan Carlos I. (1982), François Mitterrand und Helmut Kohl (1988), der Gründer der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Roger Schutz (1989), Angela Merkel (2008) sowie im vergangenen Jahr EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.

Papst Franziskus ist nicht der erste Papst, der mit dem Preis bedacht wird: Erstmals wurde 2004 ein ausserordentlicher Karlspreis verliehen, der an Papst Johannes Paul II. ging und dessen Engagement für die Einigung Europas und für den Frieden auszeichnete. (kna)