Der Goldene Tempel in Amritsar, Sihks, Indien.
Vatikan

Papst bestätigt Bischofsrücktritt in indischem Liturgiestreit

Am Samstag nahm der Papst den Rücktritt von Erzbischof Antony Kariyil an. Dieser spielt im Liturgiestreit der syro-malabarischen Kirche Indiens eine prominente Rolle und wird auch weiterhin von mehreren Geistlichen unterstützt.

Wie der Vatikan gestern bestätigte, nahm Franziskus das Angebot von Erzbischof Antony Kariyil (72) von Ernakulam-Angamaly an. Gleichzeitig ernannte er den syro-malabarischen Erzbischof von Trichur, Andrews Thazhath (70), zum Verwalter des Erzeparchats.

Hintergrund ist der Streit in der syro-malabarischen Kirche im indischen Kerala um eine einheitliche Form der heiligen Messe. Deswegen hatte sich kürzlich auch der päpstliche Nuntius in Indien, Erzbischof Leopoldo Girelli, eingeschaltet.

Diskussion ebbt nicht ab

Hintergrund der Personalie ist laut indischen Medienberichten ein jahrelanger Liturgiestreit. Traditionalisten in der syro-malabarischen Kirche wollen, dass der Priester die Messe mit dem Gesicht zum Altar feiert. Reformkräfte hingegen bestehen darauf, dass er die Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde zelebriert.

2021 beschloss die Synode einen Kompromiss, demzufolge der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet.

Kirche in Goa (Indien)
Kirche in Goa (Indien)

Papst Franziskus hatte die Lösung gebilligt und Kardinal George Alencherry, Grosserzbischof der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche, führte den einheitlichen Modus im November ein. Eine Gruppe von Priestern und Laien, zu der Erzbischof Kariyil gehört, lehnt den Kompromiss jedoch ab.

Ermahnung des Papstes

Sie soll mehrfach gegen ihn verstossen haben, indem der gesamte Gottesdienst mit dem Gesicht zur Gemeinde zelebriert wurde. Franziskus hatte vor einiger Zeit die Mitglieder der mit dem Papst unierten Ostkirche zusätzlich ermahnt.

Nach ersten Berichten über den Rücktritt von Kariyil hatten sich mehrere Geistliche mit ihm solidarisch erklärt und ein Protestschreiben verfasst. «Wir erklären feierlich, dass wir keine anderen Administratoren oder Vikare akzeptieren können», heisst es darin. Kardinal Alencherry wird dagegen als «korrupt» bezeichnet. (cic)


Der Goldene Tempel in Amritsar, Sihks, Indien. | © Alice Küng
31. Juli 2022 | 10:59
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