Papst: Barmherzigkeit kann die Welt verändern

Rom, 9.12.15 (kath.ch) In seiner ersten Generalaudienz nach der Eröffnung des Heiligen Jahrs hat Papst Franziskus Kirche und Welt zu mehr Barmherzigkeit aufgerufen. «Besonders heute, da die Verzeihung ein seltener Gast in der Welt der Menschen ist, ist die Barmherzigkeit dringend, und das überall: in der Gesellschaft, in den Institutionen, am Arbeitsplatz und in der Familie», sagte er am Mittwoch, 9. Dezember, auf dem Petersplatz. Aus menschlicher Sicht sei es zwar naiv zu glauben, dass das die Welt verändern könne, so der Papst. Doch aus Sicht des Glaubens sei das Törichte an Gott weiser als die Menschen und das Schwache an Gott stärker als die Menschen, zitierte er den Apostel Paulus.

Franziskus betonte zugleich, dass Barmherzigkeit auch Richtschnur aller kirchlichen Strukturreformen sein müsse. «Wenn wir für einen Augenblick die Barmherzigkeit vergessen, dann wir jede unsere Anstrengung nichtig, denn dann werden wir Sklaven unserer Institutionen und unserer Strukturen, wie reformiert sie auch sein mögen», so der Papst. Die nötige Erneuerung der Institutionen und Strukturen müsse stets dazu dienen, die «lebendige und belebende Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes zu machen».

Selbstliebe grösstes Hindernis für Barmherzigkeit

Der Papst eröffnete am Dienstag, 8. Dezember, ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit. Es begann mit der Öffnung der heiligen Pforte des Petersdoms. Das Jahr dauert bis zum 20. November 2016.

Weiter sagte Franziskus, die Kirche brauche ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit, weil sie in einer Epoche des tiefgreifenden Wandels in besonderer Weise aufgerufen sei, «sichtbar Zeugnis abzulegen für Anwesenheit und Nähe Gottes». Wer den Blick auf den barmherzigen Gott und auf die bedürftigen Brüder und Schwestern richte, nehme «den wesentlichen Inhalt des Evangeliums» in den Blick, so der Papst weiter, «Jesus Christus, die Fleisch gewordene Barmherzigkeit.» Barmherzig zu sein, bedeute, nicht darüber nachzudenken, ob es etwas Wichtigeres oder Besseres gäbe, sondern zu handeln.

Als grösstes Hindernis für die Barmherzigkeit nannte der Papst die Selbstliebe. Sie sei so verbreitet, dass sie oft gar nicht mehr als Beschränkung oder Sünde erkannt werde. Nur wer sich selbst als Sünder erkenne, könne jedoch die göttliche Barmherzigkeit jedoch in ihrer Tragweite ermessen. (cic)

9. Dezember 2015 | 15:00
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