Generalvikar des Bistums Enugu, Obiora Ike, in Zürich
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Nigeria: Generalvikar warnt nach Wahlen vor Spaltung des Landes

Zürich, 31.3.15 (katch.ch) Nigeria hat gewählt. Der Generalvikar des Bistums Enugu, Obiora Ike, hofft, dass der neue Präsident die christlichen Werte Freiheit, Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechte respektieren wird. Im Rennen liegt der Muslim und Herausforderer Muhammadu Buhari zurzeit bei der Auszählung der Stimmen vor dem amtierenden Präsidenten, dem Christen Goodluck Jonathan. Im Wahlkampf spielte die Religion eine Rolle. «Das ist nicht gut, denn die Diskussionen könnten das Land spalten», sagte Ike gegenüber kath.ch.

Georges Scherrer

Viele Menschen wünschten einen Wechsel, ohne dass sie aber wissen, was sie wirklich wollen, erklärte der nigerianische Generalvikar, der an Hochschulen in Frankfurt und Tilburg (Niederlande) unterrichtet.

Die katholische Kirche habe im Vorfeld der Wahlen die Menschen aufgefordert, sich an den Wahlveranstaltung nicht bestechen zu lassen. Die Kirche habe dazu aufgerufen, die Stimme jenen zu geben, welche die christlichen Prinzipien unterstützen, die sind: Freiheit, Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechte.

Bezüglich der Machtübernahme durch den muslimischen Herausforderer meinte der Generalvikar, der auf Einladung des Hilfswerks Kirche in Not in der Schweiz weilte: «Weltweit ist es bei Politikern immer wieder unklar, ob sie redlich sprechen.» Überall auf der Welt würden heute die christlichen Werte untergraben. In Europa etwa würden Christen «gemobbt», nur weil sie für ihre christlichen Werte, etwa die Ehe von Mann und Frau einstehen.

Die Situation der Christen in Nigeria bezeichnet der Generalvikar als nicht unproblematisch. Zwölf der 36 Bundesländer haben die Scharia als Gesetzgebung gewählt. In diesen Bundesländern seien die Christen benachteiligt. Es komme zu viel Ungerechtigkeit. Die Korruption sei ebenfalls ein Problem.

Flüchtlinge, Witwen und weitere Hilfesuchende

In drei Bundesländern im Norden Nigerias bedrohe Boko Haram die Menschen. Drei Millionen Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht. Eine halbe Million Binnenflüchtlinge leben in der Diözese Enugu. Die Kirche bemühe sich besonders auch um die Waisen und baue für die Kinder Schulen.

Ausserhalb der Flüchtlingsbetreuung setze sich die Kirche in Enugu für weitere benachteiligte Menschen ein. Der Generalvikar hat verschiedene Organisationen ins Leben gerufen. Die Kirche hilft zum Beispiel Witwen und Arbeitslosen, dass sie zu ihren Rechten kommen und bei Banken «kreditwürdig» werden. «Meines Erachtens haben die Behörden Freude, wenn wir ihre Arbeit tun», sagte der Generalvikar gegenüber kath.ch.

Hilfswerke sind Vermittler

Er ist überzeugt: «Wenn wir in Nigeria gut arbeiten, wird das Gewissen der Menschen in Europa wach gerüttelt, und dann kommt das Geld.» Als Vermittler leisteten die katholischen Hilfswerke bei der Geldbeschaffung eine wichtige Rolle.

Nigeria verzeichnet gemäss Obiora Ike die meisten Priesteramtskandidaten und Ordensberufungen der katholischen Kirche. Das Land sei heute reif dafür, Priester in Länder auszusenden, wo die Kirche Mühe habe. Ike spricht von «Solidarität innerhalb des kirchlichen Bundes». Willkommen sind in Nigeria aber auch junge Helfer. Dort werde ihnen der Blick für das Wesentliche geschärft: «Wenn junge Menschen nach Afrika kommen, dann sehen sie, dass man einen Wasserhahn nicht einfach laufen lassen kann. Der Blick für die Umwelt und das Leben wird geschärft, auch auf spiritueller Ebene.»

Bei diesem Text handelt es sich um die Zusammenfassung eines Interviews «Ich bin zu einem Viertel Schweizer», das bei kath.ch erschienen ist. Das Interview kann nur als kath.ch-Abonnent eingesehen werden.  (gs)

 

 

Generalvikar des Bistums Enugu, Obiora Ike, in Zürich | © 2015 Georges Scherrer
31. März 2015 | 14:22
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