Nicole Büchel
Schweiz

Nicole Büchel über das Rüffel-Schreiben: «Dieser Brief passt wunderbar zum synodalen Prozess»

Die Weltkirche blickte am Donnerstag nach Rom, wo der emeritierte Papst Benedikt XVI. beerdigt wurde. Am selben Tag verschickten die Bistümer Basel, Chur und St. Gallen einen Rüffel-Brief an ihre Seelsorgenden und ermahnen zur liturgischen Ordnung. Was steckt dahinter?

Raphael Rauch

Was steckt hinter dem Rüffel-Brief?

Nicole Büchel*: Dahinter steckt nichts. Der Brief erklärt und begründet ausführlich, was das Anliegen ist.

Ist der Brief eine Art Schuldeingeständnis, dass auch in anderen Bistümern liturgisch «Illegales» stattfindet?

Büchel: Die Feier der Liturgie beziehungsweise die Gestaltung der Gottesdienste ist in der Nachfolge Christi eine wesentliche Ausdrucksform. Sie hat direkt mit der Verkündung des Evangeliums, der Frohbotschaft zu tun. Deswegen ist die Art und Weise, wie gefeiert wird, keine Nebensache. Wenn wir so feiern, wie es die gesamte Kirche vorsieht, garantieren wir die Gegenwart Jesu unter uns im Heute. Aus diesem Grund hat der Brief nichts mit einem Schuldeingeständnis zu tun. Es geht einzig darum, alle in unseren Bistümern zu motivieren, mit diesem so wichtigen Bestandteil des christlichen Lebens sorgfältig umzugehen.

Die St. Galler Seelsorgerin Charlotte Küng-Bless sagte im SRF-Fernsehen, sie habe gegen das Kirchenrecht verstossen.
Die St. Galler Seelsorgerin Charlotte Küng-Bless sagte im SRF-Fernsehen, sie habe gegen das Kirchenrecht verstossen.

Passt dieser Brief zum synodalen Prozess?

Büchel: Dieser Brief passt wunderbar zum synodalen Prozess, da es darum geht, alle Gläubigen in unseren Bistümern zu motivieren. Die Bischöfe wünschen sich, dass alle an ihrer Sorge für die angebrachte Art der liturgischen Feier teilhaben und möchten sie dafür gewinnen. 

Von Papst zu Papst: Franziskus trauert am 5. Januar um Benedikt XVI.
Von Papst zu Papst: Franziskus trauert am 5. Januar um Benedikt XVI.

Am 5. Januar hat das Requiem für den emeritierten Papst Benedikt XVI. stattgefunden. Am selben Tag haben Sie den Brief verschickt. Ist das Datum nicht etwas geschmacklos für einen Rüffel-Brief?

Büchel: Man kann sich gut vorstellen, dass ein solcher Brief eine Vorlaufzeit benötigt. Er wurde in den letzten Wochen vorbereitet und man hat die Veröffentlichung auf den 5. Januar festgelegt. Längst bevor man wusste, dass sich der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes verschlechtert.

* Nicole Büchel ist Sprecherin des Bistums Chur. Sie antwortete schriftlich auf die Fragen von kath.ch «in Absprache» mit ihrer St. Galler Kollegin Sabine Rüthemann ihrem Basler Kollegen Hansruedi Huber.


Nicole Büchel | © Christian Merz
6. Januar 2023 | 17:23
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