Simone Curau-Aepli
Schweiz

Neue SKF-Präsidentin Curau-Aepli: «Frauen wirken bereits jetzt priesterlich!»

Weinfelden TG, 25.5.16 (kath.ch) Seit einem Tag ist sie im Amt: Simone Curau-Aepli wurde an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) vom 25. Mai zu dessen Präsidentin gewählt. Sie will sich für eine bessere interne Kommunikation sowie für ein klareres Profil des SKF einsetzen. Inwiefern Frauen heute schon priesterlich wirken, erzählt sie im Interview mit kath.ch.

Sylvia Stam

Wozu braucht es den Katholischen Frauenbund?

Simone Curau-Aepli: Der SKF repräsentiert viele Frauen, die sich in Kirche und Gesellschaft für eine gerechtere und solidarischere Welt engagieren. Es braucht den SKF, um diese Frauen zu verbinden, damit sie miteinander eine Kraft sein können, um diese Werte nach innen zu bestärken und nach aussen zu vertreten.

Die kürzlich erfolgte Umfrage des SKF zusammen mit der Gewerkschaft Syna zeigte eine Unzufriedenheit von angestellten Kirchenfrauen. Was wird der SKF dagegen tun?

Curau-Aepli: Die Umfrage zeigte zwei Ergebnisse: Während ehrenamtliche Frauen Zufriedenheit äusserten, verspüren in der Kirche angestellte Frauen mehr Unzufriedenheit. Der SKF hat konkret das Angebot gemacht, dass die Frauen sich zu einem Austausch hierüber treffen können, dieses wurde aber nicht genutzt. Der SKF ist offenbar nicht das Gegenüber, das die Frauen sich hierfür wünschen. Vielleicht ist aber auch bei einigen Frauen wenig Bewusstsein dafür da, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Wir können den Anstoss dazu geben, dass die Frauen sich verbinden und einer Gewerkschaft beitreten, aber wir sind selber keine Gewerkschaft.

Und auf struktureller Ebene? Wie setzt sich der SKF da für mehr Gleichberechtigung ein?

Curau-Aepli: Viele in der Kirche angestellte Frauen werden zurückgebunden, sie scheitern am Ämterverständnis. Fähigkeiten und Charismen von Frauen liegen brach, das kann sich die Kirche nicht mehr leisten. Hier braucht es Aufklärungsarbeit.

Welche drei Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit vorgenommen?

Curau-Aepli: Zum einen möchte ich mich verbandsintern besser vernetzen. Ich möchte beispielsweise lernen, wie die Ortsvereine ticken und wo die Kantonalverbände stehen. Des Weiteren hat der SKF vier strategische Leitlinien (auf gehts in die frauenbandezukunft) formuliert. Im Jahr 2016 wollen wir das Kommunikationskonzept umsetzen und untersuchen: Wie kommunizieren wir mit wem? Die internen Kommunikationsgrenzen müssen durchlässiger werden. Nur so können wir unser Potenzial von 150’000 Mitgliedern nutzen, wie Bundesrätin Doris Leuthard an der Delegiertenversammlung sagte.

Und als drittes?

Curau-Aepli: Der SKF soll an Profil gewinnen. Wir haben eine Haltung, eine Ausrichtung, ein Menschen- und Kirchenbild, aber wir ringen immer wieder darum, zu welchen Themen wir Stellung nehmen sollen.  Unser Profil soll nicht nur für den Dachverband gelten, sondern auch die Frauen an der Basis sollen sagen können: «Wir sind SKF!»

Der SKF hat in den letzten Jahren vermehrt kirchenkritisch Stellung bezogen, etwa bei der Kundgebung «Es reicht» in St. Gallen. Führen Sie diesen Kurs weiter?

Curau-Aepli: Wir fühlen uns als Teil der Kirche, aber unser Kirchenverständnis lässt uns bisweilen anecken. Wir stehen zum Beispiel an beim Ämterverständnis. Der SKF wird in der Allianz weiterhin kirchenpolitisch aktiv sein und sich mit liberalen, offenen Stimmen verbinden. Persönlich begrüsse ich das Pilgerprojekt «Für eine Kirche mit den Frauen» sehr, diese Tonalität, die für und nicht gegen etwas kämpft.

Sie haben das Ämterverständnis angesprochen. Wie stehen Sie selber zum Frauenpriestertum?

Curau-Aepli: Ich sehe diese Frage auf zwei Ebenen: Natürlich bin ich für die Ordination von Frauen. Ich glaube aber auch an das allgemeine Priestertum: Wir alle sind berufen, unsere Charismen in die Kirche einzubringen. Persönlich fühle ich mich in meiner Tätigkeit als eine priesterlich wirkende Frau. Ich spüre, dass Frauen auch jetzt priesterlich wirken, auch wenn sie nicht den Segen der Kirche für dieses Amt haben. (sys)

Simone Curau-Aepli ist neue Präsidentin des Katholischen Frauenbundes

 

 

Simone Curau-Aepli | © 2016 zvg
25. Mai 2016 | 14:53
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Simone Curau-Aepli

Simone Curau-Aepli (55) ist in Arbon TG aufgewachsen und heute in Weinfelden TG wohnhaft. Seit 2005 ist sie Mitglied des Thurgauischen Katholischen Frauenbundes, 2012 wurde sie zur Mitarbeit in der Projektgruppe «Politik» des Dachverbandes eingeladen, 2013 wurde sie Vorstandsmitglied und übernahm das Ressort «Politik «. Von 2009  bis 2012 war sie Vizepräsidentin der CVP-Frauen Schweiz, sie ist noch bis Anfang Juni Präsidentin der CVP-Frauen Thurgau.

Die Kommunikations- und Marketingfachfrau Curau-Apeli hat die Handelsmittelschule besucht und mit ihrem Ehemann zusammen die Curau AG gegründet, ein Unternehmen, das im Baubereich tätig ist. Sie ist dort Präsidentin des Verwatungsrats und für die Bereiche Marketing und Kommunikation zuständig. Curau-Aepli ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. (sys)