Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, emeritierter Bischof von Hong Kong (China), 2020
Vatikan

Nach Segnungs-Papier: Kardinal Zen fordert Rücktritt des Glaubenspräfekts

Auch homosexuelle Paare können seit Neuestem einen Segen in der katholischen Kirche erhalten. Seit dieser Öffnung hagelt es Kritik am Chefdogmatiker des Papstes, Victor Fernandez. Nun gibt es sogar eine Rücktrittsforderung.

Nachdem er Segnungen für homosexuelle Paare genehmigt hat, sieht sich der Chefdogmatiker des Papstes mit einer Rücktrittsforderung konfrontiert. Kardinal Victor Fernandez nenne eine schwere Sünde gut und begehe damit Häresie, schreibt der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, in einer Stellungnahme.

«Sollte er dann nicht zurücktreten oder entlassen werden?», fragt Zen.

Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums
Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums

Homosexuelles Verhalten als «schwere Sünde»

Der emeritierte Bischof bezog sich vor allem auf die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die der Vatikan in der Erklärung «Fiducia supplicans» erstmals erlaubt hatte. Das Dokument lege nahe, dass solche Beziehungen auch etwas Gutes haben könnten, führt Zen aus und widerspricht: «Dies ist ein absolut subjektiver Irrtum. Nach der objektiven Wahrheit ist dieses Verhalten eine schwere Sünde und kann niemals gut sein.»

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Fernandez hatte als neuer Präfekt des Glaubensdikasteriums die Erklärung «Fiducia supplicans» verfasst, die von Papst Franziskus genehmigt wurde. Die spontanen Segnungen sind laut Dokument nur gestattet, wenn sie nicht wie Eheschließungen wirken und außerhalb des Gottesdienstes stattfinden. Die Kirchenlehre über Ehe und Sexualität soll nicht verändert werden.

Deutsche Geistliche machen Segensfeiern

Nach der Veröffentlichung übten konservative Bischöfe weltweit Kritik an Fernandez, während sich Bischöfe unter anderen aus Deutschland und der Schweiz hinter die Öffnung stellten. Kardinal Zen warnt in seiner Stellungnahme, dass die Segnungen Verwirrung unter den Gläubigen stiften würden. In diesem Zusammenhang fordert er den Vatikan auf, auch deutsche Priester anzuhalten, bestimmte Regeln zu befolgen.

Ein homosexuelles Paar wird im Gottesdienst gesegnet.
Ein homosexuelles Paar wird im Gottesdienst gesegnet.

Seit etwa zwei Jahren bieten mehrere Geistliche in Deutschland offiziell Segensfeiern auch für homosexuelle Paare an. Anlass war eine Fernsehdokumentation über queere Kirchenmitarbeitende. Die Feiern verstossen gegen die aktuellen Vatikan-Vorgaben, weil die Priester den Segen in Gottesdiensten spenden. Sanktionen bleiben vielerorts aber aus. (kna)

Erklärung von emeritiertem Hongkonger Bischof Kardinal Zen (chinesisch)


Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, emeritierter Bischof von Hong Kong (China), 2020 | © KNA
23. Januar 2024 | 16:00
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