Ausstellung zum Gotthard-Basistunnel
Schweiz

Gotthardtunnel-Streit: Ökumenische Plattform übt Selbstkritik

Zürich, 20.5.16 (kath.ch) Am Donnerstag, 19. Mai, wurde bekannt, dass die Reformierten nun doch mit einer Pfarrperson an der interreligiösen Feier zur Einweihung des Gotthard-Basistunnels vertreten werden. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Schweiz (AGCK.CH), die den früheren Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, als einzigen Vertreter der Christen delegiert hatte, bedauert nun, dass es ihr nicht gelungen sei, die ursprüngliche Idee der «christlichen Einervertretung» neben einem Rabbiner und einem Imam so zu kommunizieren, dass sie von allen verstanden wurde.

Es sei nicht um die «Ausgrenzung irgendeiner bestimmten christlichen Konfession» gegangen, sondern um die Einheit des Christentums, heisst es in einer Erklärung der 1971 gegründeten ökumenischen Plattform vom Freitag, 20. Mai. «Pater Martin Werlen war als ein engagierter Vertreter des Christentums gedacht und nicht als Vertreter der römisch-katholischen Kirche.»

Christentum gegen Islam ausgespielt

Nebst Werlen und einer noch zu bestimmenden reformierten Pfarrperson werden ein Rabbiner und ein Imam an der Feier mitwirken. Die AGCK.CH bedauert auch, dass die öffentliche Diskussion um die richtige christliche Vertretung zu einer «Islamphobie» geführt hat und Christentum und Islam gegeneinander ausgespielt wurden.

Die ökumenische Arbeitsgemeinschaft, in der die Protestanten mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) vertreten sind, ist jedoch auch über die nun «im Konsens» erzielte Lösung «enttäuscht», wie aus der vom christkatholischen Bischof Harald Rein, aktuell Präsident der AGCK.CH, unterzeichneten Erklärung hervorgeht. Diese werde als «konfessionalistischer Sieg» verstanden und «so auch in den reformierten Medien gefeiert», kritisiert die Gemeinschaft.

AGCK.CH wünscht reformierten Pfarrer aus dem Tessin

Die AGCK.CH hofft jetzt, dass das Konzept der interreligiösen Feier so umgesetzt werde, dass möglichst viele Teile der Schweizer Bevölkerung am 1. Juni mitfeiern möchten. Als ihren Wunschkandidaten für die protestantische Vertretung bezeichnet sie den Tessiner reformierten Pfarrer Tobias Ulbrich.

Damit entspricht die Arbeitsgemeinschaft einem Vorschlag von Werlen. Der Benediktiner hatte als Ausweg aus dem Konflikt vorgeschlagen, zusätzlich Ulbrich als Vertreter aller Getauften zu delegieren, wie er am Freitag, 20. Mai, gegenüber kath.ch sagte. Er habe Ulbrich als einzigen reformierten Amtsträger wahrgenommen, der das ursprüngliche Konzept der Einervertretung verstanden und auch unterstützt habe. Werlen stellte klar, es sei vereinbart worden, dass der SEK der AGCK.CH einen Vorschlag für eine protestantische Vertretung unterbreite, die definitive Wahl jedoch von der AGCK.CH getroffen werde.

Ob es ein reformierter Pfarrer oder eine Pfarrerin sein wird, sei derzeit noch offen, sagte Anne Durrer am Freitag, 20. Mai, gegenüber kath.ch. Sie dementierte damit eine Meldung von ref.ch und «reformiert.» (19. Mai), wonach eine Frau an den Gotthard delegiert wird. «Es wird eine reformierte Pfarrperson gesucht», so Durrer. Die Suche geschehe aktuell in enger Zusammenarbeit mit der AGCK.CH. Am Donnerstag, 19. Mai, hatte der SEK mitgeteilt, er werde in Absprache mit der AGCK.CH eine Pfarrperson aus dem Tessin oder der Zentralschweiz bestimmen. (bal)

Kommentar zur Gotthardsegnung: Chance vertan!

Ausstellung zum Gotthard-Basistunnel |© 2016 gottardo2016
20. Mai 2016 | 15:14
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