Hand in Hand gegen Antisemitismus und Hass: Menschenkette auf dem Lindenhof Zürich, März 2024
Schweiz

Nach antisemitischer Attacke: Menschenkette für mehr Menschlichkeit

Auf dem Lindenhof in Zürich haben sich am Sonntagmittag mehrere hundert Personen die Hände gereicht, um gegen Rassismus, Gewalt und Ausgrenzung und für mehr Menschlichkeit zu demonstrieren. Nach einem antisemitischen Vorfall vor einer Woche lautete ihr dringlicher Appell: In Zürich soll Frieden zwischen den Religionen herrschen.

Magdalena Thiele

Den ganzen Lindenhof füllte die Menschenkette mit Frauen, Männern und Kindern am Sonntagmittag. Mehrere hundert Menschen waren nach Angaben der Organisatoren dem Aufruf gefolgt, hier ein Zeichen gegen Antisemitismus und anti-muslimische Hetze zu setzen.

Mehrere hundert Personen versammelten sich an der Kundgebung gegen Antisemitismus auf dem Lindenhof ZH.
Mehrere hundert Personen versammelten sich an der Kundgebung gegen Antisemitismus auf dem Lindenhof ZH.

Anlass der Kundgebung war eine Messerattacke auf einen jüdisch-orthodoxen Mann am vergangenen Wochenende in der Zürcher Innenstadt nahe dem Bahnhof Selnau. Der 15-jährige Täter handelte den derzeitigen Erkenntnissen nach aus Hass auf Juden.

Gemeinsam gegen Hass und Gewalt

Direkt im Anschluss an die Tat hatten verschiedene jüdische Verbände, darunter die israelitische Cultusgemeinde Zürich (ICZ) und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS), auf dem Helvetiaplatz in Zürich eine Mahnwache für das lebensgefährlich verletzte Opfer organisiert.

Auch jüdische Menschen kamen auf den Lindenhof.
Auch jüdische Menschen kamen auf den Lindenhof.

Die heutige Kundgebung dagegen wurde von der privaten jüdisch-muslimischen Dialoggruppe «Gemeinsam Einsam» veranstaltet. Dementsprechend waren auch Vertretende muslimischer Verbände gekommen, um ihre Solidarität mit dem Opfer der Attacke in Zürich und mit allen Opfern von Hass und Gewalt zwischen den Religionen auszudrücken.

Muslimischer Vertreter plädiert für respektvolles Miteinander

Die muslimische Gemeinschaft in Zürich stehe klar für ein respektvolles und angstfreies Miteinander. Jede Form von Antisemitismus habe darin keinen Platz, betonte Ebnomer Taha, Vorstandsmitglied der Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich (VIOZ) in seiner Ansprache.

An der Kundgebung traten unter anderem die Jüdin Adina Rom (3.v.l.) und der Muslim Ebnomer Taha (3.v.r.) auf.
An der Kundgebung traten unter anderem die Jüdin Adina Rom (3.v.l.) und der Muslim Ebnomer Taha (3.v.r.) auf.

Neben der Bestürzung über den Angriff vom letzten Wochenende sei sie genauso bestürzt über die anti-muslimischen Reaktionen, die sie in der letzten Woche beobachtet habe, sagte Adina Rom, die neben anderen für die Gruppe «Gemeinsam Einsam» sprach. Sie mahnte: «Wir Juden kennen es gut, wenn Kollektivverurteilungen ausgesprochen werden.» Pauschalurteile seien grundsätzlich eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden.

Keine Flaggen oder Parolen erwünscht

Um vor Ort die friedliche Stimmung zu wahren, hatten die Veranstaltenden in ihrem Aufruf darum gebeten, keinerlei provozierende Symbolik mitzubringen: keine Flaggen, keine Parolen, keine sonstigen Provokationen. Daran hielten sich die Teilnehmenden, sodass die Zürcher Polizei, die vor Ort war, eine sehr ruhige, aber wortgewaltige Veranstaltung begleiten durfte.

Friedenswünsche wurden auf Zettel notiert.
Friedenswünsche wurden auf Zettel notiert.

Nach einer gemeinsamen Schweigeminute waren alle noch dazu eingeladen, ihre Wünsche für ein friedvolles Zusammenleben der Religionen in der Schweiz auf Zettel zu schreiben. Die Wunschzettel nahmen die Organisatoren mit – als Inspiration für weitere mögliche Aktionen.  

Häufung antisemitischer Vorfälle seit Oktober

Insbesondere Antisemitismus-Vorfälle haben sich in der Schweiz seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem israelischen Gegenangriff auf den von der Organisation beherrschten palästinensischen Gazastreifen gehäuft. In der EU und den USA gilt die Hamas als Terrororganisation, in der Schweizer Bundespolitik wird über ein Verbot debattiert.

Enge Menschenkette
Enge Menschenkette

Der Bundesrat hatte Anfang Februar angekündigt, gemeinsam mit den Kantonen eine Strategie und einen Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus auszuarbeiten. (mit Informationen der sda)

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Hand in Hand gegen Antisemitismus und Hass: Menschenkette auf dem Lindenhof Zürich, März 2024 | © Magdalena Thiele
10. März 2024 | 17:41
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