Daniel Kosch war von 2001 bis 2022 RKZ-Generalsekretär.
Schweiz

«Mr. RKZ» meldet sich mit neuem Buch zurück: «Synodal und Demokratisch»

Zwei Jahrzehnte war Daniel Kosch Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ). Dies macht ihn zu einem der besten Kenner der Schweizer Kirchenstrukturen. Nun hat Kosch sein Wissen in dem Buch «Synodal und demokratisch: Katholische Kirchenreform und schweizerische Kirchenstrukturen» zusammengetragen.

Annalena Müller

Als Generalsekretär der RKZ (2001-2022) hatte Daniel Kosch «die Möglichkeit, die katholische Kirche in der Schweiz, ihre Strukturen und ihre Kulturen, ihre Finanzen und ihren Reichtum an Erfahrungen, aber auch ihre Grenzen und ihre Schwierigkeiten kennenzulernen». Dies schrieb er im November 2022 auf kath.ch. Knappe elf Monate später legt Kosch seine Kenntnisse in Buchform vor und liefert damit einen wichtigen Beitrag zu den laufenden kirchenpolitischen Debatten.

Koschs Kirchenverständnis: «synodal» und «demokratisch»

In «Synodal und demokratisch» greift Kosch Fragen nach dem Umgang mit der Krise und dem Reformbedarf der katholischen Kirche im schweizerischen Kontext auf. Dabei versteht er «synodal» und «demokratisch» nicht als Gegensatz, sondern verknüpft sie ganz bewusst. Demokratische Strukturen und Entscheidungsprozesse seien wegen der besonderen staatskirchenrechtlichen Gegebenheiten fester und wesentlicher Bestandteil des schweizerischen kirchlichen Lebens, so Kosch.

Ein wichtiger Tag für Daniel Kosch (rechts): SBK und RKZ unterzeichnen 2015 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit.
Ein wichtiger Tag für Daniel Kosch (rechts): SBK und RKZ unterzeichnen 2015 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit.

Zusätzlich ist die Verknüpfung von «synodal» und «demokratisch» persönliche Überzeugung. Diese speist sich aus seiner Erfahrung als RKZ-Generalsekretär: «Die Stärkung von Partizipation und Mitverantwortung aller Getauften ist für die katholische Kirche im 21. Jahrhundert überlebenswichtig», schreibt er in der Einleitung zu seinem Buch.

Kosch gibt sich und seinem Publikum keiner Illusion hin: «Den Weg aus der Krise gibt es nicht und auch eine synodale Kirche ist nicht die Antwort auf alle Fragen.» Aufgrund der Heterogenität der Weltkirche seien «weder Strukturreformen noch spirituelle Erneuerung noch verbessertes Management oder professionelle Kommunikation die Lösung.» Aber sie sind laut Kosch essentielle Bausteine für den Ausgang aus der kirchlichen Krise, besonders im Schweizer Kontext.

Vier Themenblöcke und eine synodale Chance

«Synodal und demokratisch» nähert sich den grossen Themen der katholischen Kirche in vier Themenblöcken: «Partizipation und Machtteilung», «Konkrete Herausforderungen», «Zukunftsaussichten» und «Synodale Kirche Schweiz». Die Ausführungen basieren auf Aufsätzen und Vorträgen, die Kosch zwischen 2007 und 2023 verfasst und für das Buch überarbeitet hat.

In der Schweiz funktioniert Kirche wegen des dualen Systems anders.
In der Schweiz funktioniert Kirche wegen des dualen Systems anders.

In dem Kapitel «Zukunftsaussichten» konzentriert sich Kosch primär auf religionsrechtliche und finanzielle Aspekte. Pastorale Fragen stehen vergleichsweise im Hintergrund. Dies ist nachvollziehbar, denn Koschs Expertise liegt in den ersten beiden Bereichen und hier ermöglicht er den Lesenden spannende Einblicke. Das Kapitel «Synodale Kirche Schweiz» möchte Kosch explizit als Beitrag zu laufenden Debatten in der Kirche verstanden wissen.

Grenzen für Rom, Chancen für die Schweiz

Der frühere RKZ-Generalsekretär übt auch Kritik an Papst Franziskus. Dieser lasse im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern zwar offen über «heisse Eisen» sprechen, aber vor konkreten Konsequenzen scheut auch der aktuelle Papst zurück. Die römische Kirche bleibt bei aller päpstlich gepredigten Synodalität letztlich eine monarchische.

Papst Franziskus bei seiner Eröffnungsrede an der Synode 2023 in der Audienzhalle Paul VI.
Papst Franziskus bei seiner Eröffnungsrede an der Synode 2023 in der Audienzhalle Paul VI.

Für die Schweiz sieht Kosch hingegen eine echte Chance auf Synodalität und damit auf mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten der Gemeinschaft aller Getauften. Aufgrund der dualen Strukturen und der in der Schweizer Kirche tief verankerten partizipativen Kultur gebe es hier mehr Spielraum als anderenorts.

Dieser Spielraum müsse laut Kosch unbedingt genutzt werden, «weil synodale Strukturen und Prozesse an die Stärken des dualen Systems anknüpfen und gleichzeitig dessen Defizite und Schwächen überwinden können.» Dies betrifft insbesondere die theoretisch strikte, faktisch aber verschwommene, Aufteilung finanzieller und pastoraler Zuständigkeiten, «die auseinanderreisst, was oft zusammengehört».

Buchvernissage

Donnerstag, 9. November, 18.30

Demokratie-Turm (Käfigturm), Marktgasse 67, 3011 Bern

Anmeldung: www.polit-forum-bern.ch

Programm

Grusswort, Dr. Odilo Noti, Präsident der Edition Exodus

Kirchenreform in Zeiten abnehmenden Glaubens – ein religionssoziologischer Blick, Prof. Dr. Antonius Liedhegener, Institut für Religion, Wirtschaft und Politik, Universität Luzern

Das duale System: Entwicklungschance oder Blockaderisiko für den Schweizer Katholizismus? Dr. Annalena Müller, Redaktorin kath.ch

Demokratisch – dual – synodal: Kirchenentwicklung in Krisenzeiten, Dr. Daniel Kosch, Buchautor

Musikalische Umrahmung, Antonia Gasser, Sängerin

Austausch und Apéro riche

Daniel Kosch: «Synodal und demokratisch. Katholische Kirchenreform in schweizerischen Kirchenstrukturen». Edition Exodus 2023.

Daniel Kosch war von 2001 bis 2022 RKZ-Generalsekretär. | © Julia Steinbrecht/KNA
28. Oktober 2023 | 12:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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