Monika Schmid
Schweiz

Monika Schmid feiert Gottesdienst in Luzern: Habt keine Angst!

Die pensionierte Seelsorgerin Monika Schmid hat in Luzern einen Gottesdienst gestaltet – zusammen mit dem Kapuziner, der sie in Effretikon zur Konzelebration eingeladen hatte. In Luzern hält sich Monika Schmid an die liturgischen Spielregeln: «Das ist vollkommen in Ordnung für mich.» In ihrer Predigt ruft sie dazu auf, keine Angst zu haben.

Jacqueline Straub

Jeder Platz in der Klosterkirche Wesemlin der Kapuziner in Luzern ist am Sonntagmorgen besetzt. Ein paar Minuten vor Gottesdienstbeginn betritt die Theologin Monika Schmid in einem roten Blazer gekleidet den Altarraum. Sie bleibt kurz vor dem Tabernakel stehen und blickt zum Kreuz. Dann setzt sie sich auf einen Stuhl im Chorraum.

Kapuzinerkirche Wesemlin in Luzern
Kapuzinerkirche Wesemlin in Luzern

Einige Gläubige sind eigens wegen Monika Schmid gekommen. «Ich habe es vor ein paar Tagen auf Instagram gesehen», sagt eine Frau. «Ich wollte unbedingt Monika erleben.» Eingeladen wurde die pensionierte Seelsorgerin von den Kapuzinermönchen, die jeden Monat einen «Himmelwiitgottesdienst» feiern.

Der Kapuziner Josef Regli eröffnet den Gottesdienst in Effretikon.
Der Kapuziner Josef Regli eröffnet den Gottesdienst in Effretikon.

«Die Welt von Gott kommt schon bald», sagt Monika Schmid zu Beginn des Gottesdienstes und nimmt dabei Bezug auf die Seligpreisungen. Davon handelt das Evangelium, das Pater Josef Regli später vorträgt.

Nach der Lesung rezitiert Monika Schmid den Psalm 146. Nicht etwa vom Ambo, sondern sie setzt sich dafür auf die Stufen des Altarraums. Wer Gott als Hilfe habe, könne Hoffnung haben, sagt die Theologin. Die Zeilen des Psalms tragen «so viel» Hoffnung in sich. «Und die Erfüllung? Die ist so weit weg.» Die Ungerechtigkeiten dieser Welt scheinen all die Hoffnung «aufzufressen», sagt Monika Schmid.

Jesus kämpfte für neue Welt

«Habt keine Angst, ihr, die traurig seid. Ihr werdet getröstet werden», entgegnet Monika Schmid. «Die neue Welt von Gott gehört euch», sagt sie und zitiert dabei die Theologin Moni Egger. Die Seligpreisungen seien nichts «Fernes». Sondern: «Es geht mich etwas an. Vielleicht gibt es hier unter uns jemand, der grosse Trauer in sich trägt und all diese Last hier ablegt. Hab’ keine Angst! Du wirst getröstet werden!»

Monika Schmid betont, dass Jesus mitten unter den Menschen sei. Er kenne Trauer und Leid. Er selbst kämpfe für die neue Welt von Gott. Doch die biblischen Worte könnten auch als «billige Vertröstung» gelesen werden. Eine Vertröstung aufs Jenseits.

Monika Schmid feiert Gottesdienst in Luzern
Monika Schmid feiert Gottesdienst in Luzern

An manchen Tagen seien die Worte der Seligpreisungen selbst für sie hoffnungslos, sagt Monika Schmid. Sie rufe dann: «Gott, wo bist du?» Und frage sich, ob es den Gott überhaupt gebe, der von sich sagt, dass er an der Seite der Menschen ist. Sie versuche dann «mit einem offenen Herzen» eine Zusage zu sehen und Gott als den «Ich bin da» zu erkennen.

Worte Jesu als Zusage lesen

«Habt keine Angst!», wiederholt Monika Schmid. «Mit dieser direkten Ansprache werden die Seligpreisungen für mich zu einer Zusage.» Die Worte Jesu als Zusage zu lesen sei eine Gnade und geben ihr Kraft. «Die Welt von Gott ist schon da. Diese Hoffnung möchte ich nicht mehr aufgeben», schliesst sie ihre Predigt.

Beim Hochgebet steht Monika Schmid nicht etwa wie in ihrer alten Pfarrei St. Martin in Illnau-Effretikon am Altar. Pater Josef Regli, der mit der pensionierten Gemeindeleiterin ihren Abschiedsgottesdienst gefeiert hatte, zelebriert in Luzern alleine.

Monika Schmid während ihres Abschiedsgottesdienstes.
Monika Schmid während ihres Abschiedsgottesdienstes.

Monika Schmid steht beim Lektor und den Ministrierenden. «In dieser Gemeinde ist das nicht üblich. Das ist vollkommen in Ordnung für mich.» In Effretikon sei das über die Jahre hinweg gewachsen, sagt Monika Schmid nach dem Gottesdienst und geht mit den anderen Besuchenden zum Apéro in den Klostergarten.

Klar wird in Luzern: Monika Schmid predigt nicht nur davon, keine Angst zu haben. Sie hat auch keine Angst.


Monika Schmid | © Jacqueline Straub
29. Januar 2023 | 15:11
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