Christiophe Darbellay
Schweiz

Missbrauch in Abtei Saint-Maurice: Wallis prüft Zusammenarbeit von Schulen und Kirche

Der Walliser Bildungsdirektor Christophe Darbellay hat es bereits angekündigt. Nun soll die Vereinbarung zwischen Schule und Kirchen überprüft werden. Dies wegen den mutmasslichen Missbrauchsfällen in der Abtei Saint-Maurice – und den an Schulen tätigen Chorherren.

Regula Pfeifer

Die Enthüllungen zu Missbrauchsfällen durch Chorherren der Abtei Saint-Maurice haben sich bereits personell auf das Kollegium Saint-Maurice ausgewirkt. Zwei Chorherren sind seither nicht mehr dort als Lehrkräfte beziehungsweise Rektor tätig.

Bildung der Persönlichkeit

Im ursprünglich abteieigenen Kollegium arbeiten Kirche und Staat eng zusammen. Es gebe eine Vereinbarung, hiess es dazu bisher. Und Darbellay kündigte vor kurzem medial an, dass er diese aus aktuellem Anlass überprüfen wolle.

Abtei Saint-Maurice und Umgebung
Abtei Saint-Maurice und Umgebung

Die Vereinbarung wird in einer Mitteilung der Bildungsdirektion genauer vorgestellt. Sie existiere seit dem 26. Januar 2021, heisst es. Sie halte «im Grundsatz fest, dass die Kirche dazu beiträgt, eine umfassende Bildung der Persönlichkeit anzubieten, die aus Wissen, Kultur und christlich inspirierten Werten besteht, und dabei die Grundfreiheiten der Schülerinnen und Schüler respektiert.» In der Vereinbarung würden die Rollen und Kompetenzen von Staat und Kirchen definiert.

Reguläre Lehrkräfte anwesend

So können Kirchen Fachleute stellen, welche das Schulfach Ethik und religiöse Kulturen unterrichten. Ebenso können sie – zumindest im Oberwallis – an den Schulen den freiwilligen konfessionellen Religionsunterricht erteilen. Beides geschieht – gemäss Vereinbarung – «in Anwesenheit der regulären Lehrkraft».

Roland Jaquenoud musste als Interimsabt und Kollegiumslehrer in den Ausstand treten.
Roland Jaquenoud musste als Interimsabt und Kollegiumslehrer in den Ausstand treten.

Eine Kommission Kirche-Schule begleite diesen Prozess und verfolge Fragen zur Religion in der Schule, so die Mitteilung. In der Kommission sind vertreten: das Bistum Sitten, die Abtei Saint-Maurice, die evangelisch-reformierte Kirche und die Dienststelle für das Unterrichtswesen.

Enthüllungen als Motor

Nun habe die Vereinbarung zwischen Schulen und Kirche bisher zu einer guten Zusammenarbeit geführt, heisst es in der Mitteilung. Doch wegen den «Enthüllungen von Fällen sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Umfeld» habe das Walliser Volkswirtschafts- und Bildungsdepartement beschlossen, die Bestimmungen der Vereinbarung neu zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen. Dies mit dem Ziel, «die Qualität des Unterrichts zu gewährleisten». Ob darunter auch die persönliche Sicherheit für Schülerinnen und Schüler fällt, ist nicht ausgeführt.


Christiophe Darbellay | © 2015 zvg
30. November 2023 | 17:30
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