Blick über die Dächer von Trier auf die Liebfrauenkirche und dahinter den Dom Sankt Petrus am 20. August 2021.
International

Mehrere Klagen von Missbrauchsbetroffenen gegen Bistum Trier erwartet

Die Trierer Initiative Missbit hat angekündigt, Betroffene von Missbrauch durch Kirchenvertreter bei offenbar bevorstehenden Zivilklagen gegen das Bistum Trier zu unterstützen. Zuvor hatten diese massive Kritik am Verhalten des Bistums geäussert.

«Bisher gehen wir von drei Klagen aus», sagte Missbit-Sprecher Hermann Schell am Mittwoch vor Journalistinnen und Journalisten in Trier. Weitere Missbit-Mitglieder hätten zudem bekundet, «den ersten Prozess abzuwarten und dann über die eigene Klage zu entscheiden», erläuterte Schell. «Zudem gehen wir davon aus, dass Klagen von Betroffenen kommen, die nicht mit Missbit in Verbindung stehen.»

Demonstration des Vereins "Missbrauchsopfer im Bistum Trier" (Missbit).
Demonstration des Vereins "Missbrauchsopfer im Bistum Trier" (Missbit).

Der Verein Missbit («Missbrauchsopfer und Betroffene im Bistum Trier») hat nach eigenen Angaben rund 70 Mitglieder. Mehr als die Hälfte seien von Missbrauchstaten betroffen gewesen. Missbit begründet den Klageweg mit dem Verhalten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann. Dieser habe eine formelle Kooperationsvereinbarung abgelehnt.

Aussergerichtliche Vergleiche wurden abgelehnt

«Hauptziel war die Feststellung der begangenen Taten und hernach ein gemeinsam gefasster Vorschlag zur Höhe der Anerkennungszahlung», so Missbit. «Im direkten Gespräch mit Missbit hat Ackermann aussergerichtliche Vergleichsverhandlungen abgelehnt. Das Nein kam ohne Zögern und liess keinen Spielraum für Interpretationen», sagte Schell.

Missbrauch in der Kirche.
Missbrauch in der Kirche.

Erfahrungen der vergangenen 14 Jahre in der Betroffenenarbeit zeigten, dass Betroffenenorientierung, Anerkennung des Leids und Kultur der Aufmerksamkeit leere Worthülsen seien, kritisierte Missbit. «Die Präventionsmassnahmen werden wie eine Monstranz vor sich hergetragen, dabei hat die Aufdeckung der kriminellen Sexualstraftaten noch gar nicht richtig begonnen», führte Schell aus.

Das System Kirche wird geschützt

«Nach wie vor wird vertuscht und mit aller Macht das System Kirche geschützt.» Ein Hilfsfonds zur Finanzierung von Klagen solle nun Voraussetzungen schaffen, dass Betroffene ihre Ansprüche rechtlich durchsetzen könnten. Das Bistum hatte vor der Pressekonferenz angekündigt, sich entsprechenden Klagen zu stellen.

Plakat einer Demo gegen den Umgang der deutschen Bischöfe mit sexuellen Missbräuchen
Plakat einer Demo gegen den Umgang der deutschen Bischöfe mit sexuellen Missbräuchen

Bis Anfang dieser Woche seien keine Klagen eingegangen, sagte Bistumssprecherin Judith Rupp. Wie das Bistum im Internet mitteilte, wurden seit 2010 «materielle Anerkennungen des Leides» in Höhe von 2’141’500 Euro sowie Therapiekosten in Höhe von 106’720 Euro ausgezahlt. Die Leistungen gingen in den Jahren 2010 bis 2022 an 164 Personen. (kna)

Anzeige ↓ Anzeige ↑

Blick über die Dächer von Trier auf die Liebfrauenkirche und dahinter den Dom Sankt Petrus am 20. August 2021. | © KNA
22. Februar 2024 | 09:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!