Walter Mixa, emeritierter Bischof von Augsburg, am 29. März 2021 in Kaisheim.
Schweiz

Mann wirft Ex-Bischof Walter Mixa Übergriff vor – in Gossau

Josef Henfling (39) wirft vier Priestern sexuellen Missbrauch vor. In zwei Fällen gibt es einen Bezug zur Schweiz. So soll der ehemalige deutsche Bischof Walter Mixa einen Übergriff in Gossau SG begangen haben. Zu den Beschuldigten zählt zudem ein Priester des Bistums Chur. Das mutmassliche Opfer hat Strafanzeigen eingereicht.

Barbara Ludwig

Josef Henfling (39), aufgewachsen bei Pflegeeltern in Bayern, outet sich gegenüber dem «Sonntagsblick» (26. November). Dieser hat als erster über die Vorwürfe berichtet. Ein Teil der mutmasslichen Übergriffe soll im österreichischen St. Pölten stattgefunden haben.

Vorfälle im Internat

Henfling hat dort ab 1997 im Internat der Diözese gelebt. Einer der Beschuldigten ist ein Ordensmann der «Diener Jesu und Mariens». Die Zeitung beschreibt die Übergriffe im Internat unter Berufung auf eine Aktennotiz, die an die Staatsanwalt in Österreich gegangen sei. Der Priester bestreitet die Vorwürfe. Im Fall eines Priesters des Bistums St. Pölten hat die Diözese eine Untersuchung angekündigt. Josef Henfling sagt, dieser Priester sei «nachts zudringlich» geworden. «Es kam zu regelmässigen sexuellen Übergriffen.»

Schatten eines Mannes mit Kreuz.
Schatten eines Mannes mit Kreuz.

Pfarrer in Graubünden soll Gewalt angewendet haben

Josef Henfling lebte im Jahr 2012 zeitweise in Alvaschein GR. Ein Pfarrer, Priester des Bistums Chur, hat ihm eine Arbeit in der Schweiz angeboten. In dieser Zeit sei es «wiederholt zu sexuellen Übergriffen in Form von Umarmungen und Küssen (inklusive Zungenküssen)» gekommen, heisst es laut Zeitung in der Aktennotiz. Dabei soll der Pfarrer auch Gewalt angewendet haben. Der Priester aus dem Kanton Graubünden bestreitet die Vorwürfe.

Ex-Bischof Walter Mixa in Gossau

Beim vierten mutmasslichen Täter handelt es ich um den ehemaligen Bischof von Eichstätt und Augsburg Walter Mixa. Henfling hat ihn 2012 beim katholischen Fernsehsender K-TV in Gossau SG kennengelernt, der katholische Messen überträgt, heute jedoch nicht mehr aus Gossau sendet. Ex-Bischof Mixa sei für Filmaufnahmen angereist. Nach der Messe sei es zu einem sexuellen Übergriff gekommen.

Immaculata-Kapelle in Gossau SG: In dieser Scheune haben viele K-TV-Gottesdienste stattgefunden.
Immaculata-Kapelle in Gossau SG: In dieser Scheune haben viele K-TV-Gottesdienste stattgefunden.

«Der Bischof zog mich an sich, umklammerte mich fest und küsste mich auf den Mund. Später lud er mich auf sein Zimmer ein», sagt Henfling. Walter Mixa wehrte sich gegenüber dem Vorwurf: «Wenn ich jemanden umarme und küsse, dann als Zeichen der Zuneigung. Das ist doch keine Belästigung!», sagt er gegenüber dem «Sonntagsblick».

Mixa war bis 2010 Bischof von Augsburg. Sein Rücktritt war unter öffentlichem Druck erfolgt. Medien berichteten damals, er solle einst als Pfarrer Heimkinder geohrfeigt und Gelder veruntreut haben.

Strafanzeigen eingereicht und Brief an Bischof von Chur

Der Münchner Kirchenrechtler Wolfgang Rothe hat Josef Henfling geholfen, strafrechtliche und kirchenrechtliche Anzeigen einzureichen. Die Staatsanwaltschaften von St. Gallen und Graubünden bestätigen gegenüber der Zeitung deren Eingang.

Der Kirchenrechtler Wolfgang F. Rothe vertritt den Missbrauchsbetroffenen Joseph Henfling.
Der Kirchenrechtler Wolfgang F. Rothe vertritt den Missbrauchsbetroffenen Joseph Henfling.

Im Bistum Chur ist am Freitag ein eingeschriebener Brief von Rothe eingegangen, adressiert an den Diözesanbischof, bestätigte Sprecherin Nicole Büchel auf Anfrage von kath.ch. Über den Inhalt des Briefes könne aus Datenschutzgründen und Persönlichkeitsrechten nichts gesagt werden. Bischof Joseph Bonnemain treffe jedoch die nötigen Abklärungen und leite die daraus folgende Massnahmen ein, versichert sie.

Auch der St. Galler Bischof Markus Büchel soll eine kirchenrechtliche Anzeige erhalten haben. Laufende Verfahren kommentiere man nicht über die Medien, teilt die Kommunikationsbeauftragte Sabine Rüthemann dazu mit. – Es gilt für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung.

Anlaufstellen für Missbrauchsbetroffene

Eine Liste mit kirchlichen und weiteren Anlaufstellen für Missbrauchsbetroffene ist hier zu finden.

Für eine unabhängige Beratung ist die «Opferhilfe Schweiz» zu empfehlen.

Wer die eigene Geschichte öffentlich machen möchte, kann sich an die Redaktion von kath.ch wenden. Diese betreibt einen kritischen und unabhängigen Journalismus. Die Redaktions-Mailadresse lautet redaktion@kath.ch.


Walter Mixa, emeritierter Bischof von Augsburg, am 29. März 2021 in Kaisheim. | © Christopher Beschnitt/KNA
26. November 2023 | 12:24
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