Vatikan bestätigt Rücktritt des Grossmeisters des Malteserordens

Rom, 25.1.17  (kath.ch) Der Vatikan hat den Rücktritt von Matthew Festing (67) als Grossmeister des Malteserordens bestätigt. Festing habe bei einem Treffen mit Papst Franziskus am Dienstag seinen Rücktritt eingereicht, den der Papst nun angenommen habe, teilte das vatikanische Presseamt am Mittwoch mit. Hintergrund könnte ein ordensinterner Streit über Aidsverhütung sein.

Franziskus schätze «die Loyalität und Ergebenheit» Festings gegenüber dem Nachfolger Petri und die Bereitschaft des Zurückgetretenen, «demütig dem Orden und der Kirche zu dienen», heisst es in der Mitteilung. Der Vatikan kündigte zudem die Einsetzung eines päpstlichen Beauftragten für den Malteserorden an, der die kommissarische Leitung übernehmen soll. Bis zu dessen Ernennung übernehme diese Aufgabe der Vizegrossmeister, der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein.

Die römische Zentrale des Malteserordens hatte zuvor bestätigt, dass Papst Franziskus Festing beim Treffen am Dienstag zum Rücktritt aufgefordert habe. Zuvor hatte der Papst den Bericht der Untersuchungskommission erhalten. Offiziell gültig sei der Rücktritt erst, wenn der Rat des Ordens den Amtsverzicht annehme, sagte eine Sprecherin des Ordens auf Anfrage. Dies sei jedoch nur noch eine Formalie. Das Gremium werde in den kommenden Tagen zusammentreten.

Ordensinterne Klage

Hintergrund des Rücktritts ist offenbar der Streit Festings mit dem Vatikan über die Amtsenthebung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Grosskanzler des Malteserordens. Festing hatte die Entlassung im vergangenen Dezember mit «schwerwiegenden Problemen» begründet, die während Boeselagers Zeit als Verantwortlicher für die Koordination der humanitären Hilfe des Ordens aufgetreten seien. Boeselager betonte, die Amtsenthebung entbehre «jeder rechtlichen Grundlage» und reichte vor einem ordensinternen Gericht Klage dagegen ein.

Der Papst setzte im Dezember eine Untersuchungskommission zu dem Vorgang ein. Festing sprach diesem Gremium zuletzt öffentlich die Legitimation ab und verweigerte eine Zusammenarbeit. Er berief sich dabei auf den Status des Malteserordens als eigenständiges Völkerrechtssubjekt.

Ging es um Kondome?

Laut Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte es innerhalb des Ordens den Vorwurf gegeben, Boeselager habe den Einsatz von Kondomen zur Aidsverhütung in einem Programm von Malteser International in Myanmar nicht verhindert.

Der Brite Festing war im März 2008 auf Lebenszeit zum 79. Großmeister des Malteserordens gewählt worden. Der Malteserorden hat weltweit rund 13.500 Mitglieder. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke. (cic)

25. Januar 2017 | 15:37
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