Sondergesandter für den Malteserorden: Erzbischof Silvano Maria Tomasi.
Vatikan

Malteser aus aller Welt appellieren an Papst wegen Ordensreform

Präsidenten nationaler Assoziationen des Malteserordens sorgen sich um die Zukunft des Ordens. In einem offenen Brief an Papst Franziskus bitten sie das Kirchenoberhaupt, die laufenden Reformpläne zu stoppen. Stattdessen solle er neue Vorschläge ausarbeiten zu lassen, unter breiter Beteiligung der Mitglieder.

Andernfalls könnten der Orden und seine Werke «schweren Schaden erleiden», heisst es in dem Schreiben, aus dem «L’Espresso» (Samstag) zitiert. Es gehe um die Arbeit von rund 80’000 Freiwilligen und 42 Mitarbeitenden.

Kardinal Tomasis Vorschlag missfällt

Besonders kritisieren die Autoren den Vorschlag des zuständigen Delegierten für den Orden, Kardinal Silvano Tomasi, die Verantwortung von rund 13’000 Laien auf wenige Ordensritter zu übertragen. Den Rittern fehle die Erfahrung und die Qualifikation, so grosse Organisationen zu führen.

Tomasi hatte im vergangenen Jahr vom Papst weitreichende Befugnisse mit Blick auf die Wahl einer neuen Leitung des Ordens erhalten, auch ist er zuständig für die Reform.

Baldiges Treffen Papst-Tomasi

Im Frühjahr hatte Tomasi dem Papst seine Reformvorschläge unterbreitet. Zwischen Ende August und Anfang September soll ein Treffen zwischen Franziskus und der Arbeitsgruppe zur Reform stattfinden. Dabei sollen die finalen Details zum nächsten ausserordentlichen Generalkapitel unter Vorsitz von Tomasi besprochen werden.

Bei der Reform ihrer Verfassung und ihres Kodex wollen sich die Malteser vor allem eine zeitgemässere Leitungsstruktur geben. Jener Teil, der die Organisation als Orden betrifft, muss vom Papst genehmigt werden, anderes nicht. Darüber hinaus sind Reformen in Finanzwesen und Compliance, aber auch bei der Berücksichtigung von Frauen geplant.

Verfassungskrise unter Grossmeister Festing

Auslöser der Reform war unter anderem eine Verfassungskrise unter dem damaligen Grossmeister Fra’ Matthew Festing (1949-2021). Dieser trat 2017 auf Druck von Papst Franziskus nach internen Querelen zurück.

Matthew Festing, ehemaliger Grossmeister des Malteserordens, 2017
Matthew Festing, ehemaliger Grossmeister des Malteserordens, 2017

Im vergangenen Jahr starb er, überraschend mit 71 Jahren, im maltesischen Valletta. Sein Nachfolger, Grossmeister Giacomo della Torre, war 2020 gestorben. Im Juni starb ebenfalls überraschend mit 71 Jahren Statthalter Fra’ Marco Luzzago. Amtierender Statthalter ist Fra’ John Dunlap (65).

Dem Heiligen Stuhl unterstellt

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 110 Staaten unterhält der Orden derzeit diplomatische Beziehungen. (cic)


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13. August 2022 | 15:07
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