Luc Humbel
Schweiz

Luc Humbel: «Es braucht eine administrative Untersuchung im Bistum Basel»

Luc Humbel, Präsident der Aargauer Landeskirche, hat über die Medien vom Missbrauchsfall im Bistum Basel erfahren. «Zu einer guten Krisenkommunikation gehört es, dass der Partner im dualen System proaktiv einbezogen wird.» Es gehe nun darum, dass der Fall extern untersucht wird.

Jacqueline Straub

Wie blicken Sie auf den Missbrauchsfall im Bistum Basel?

Luc Humbel*: Wieso man bei so einem hochsensiblen Bereich immer noch fehlerhaft unterwegs ist, erschliesst sich mir nicht. Es hat mich überrascht und enttäuscht, dass ich von den Vorkommnissen aus den Medien erfahren mussten. Zu einer guten Krisenkommunikation gehört es, dass der Partner im dualen System proaktiv einbezogen wird.

«Eine externe Person muss sich diesem Fall annehmen.»

Haben Sie danach Kontakt mit dem Bistum Basel und Felix Gmür aufgenommen?

Humbel: Ja. Ich habe mein Anliegen platziert und Gehör gefunden.

Was wünschen Sie sich nun vom Bistum Basel?

Humbel: Es braucht eine administrative Untersuchung. Diese Ergebnisse müssen zur Kenntnis genommen und daraus müssen dann Schlüsse gezogen werden. Eine externe Person muss sich diesem Fall annehmen – es bringt nichts, wenn das Bistum selbst nun nach den Fehlern sucht.

Luc Humbel (links), Kirchenratspräsident der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau und Bischof Felix Gmür.
Luc Humbel (links), Kirchenratspräsident der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau und Bischof Felix Gmür.

Sind Sie im Gespräch mit anderen Landeskirchen?

Humbel: Ja, auch diese wünschen sich eine offene und proaktive Kommunikation seitens des Bistums. Es ist nicht nur ein Wunsch, sondern eine Forderung. Schliesslich sind wir eine Anstellungsbehörde und je nach dem mitbetroffen. 

«Der zuständige Offizial ist Domherr des Kantons Aargau.»

Stimmt es, dass die Landeskirche Aargau den Lohn des Offizials, der den Missbrauchsfall behandelte, bezahlt?

Humbel: Ob der Fehler dort zu verorten ist, soll die Untersuchung zeigen. Der zuständige Offizial ist Domherr des Kantons Aargau, darum wird er von der Landeskirche bezahlt. Der jetzige Offizial** läuft aber über die Bistumsrechnung, da dieser kein Domherr ist.

Wie blicken Sie auf den 12. September, wenn die Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche erscheinen wird?

Humbel: Die Vorbereitung auf den 12. September ist bespielhaft gut in Bezug auf das duale System. Umso mehr hat es mich überrascht, dass es nun – wenige Wochen vor der Veröffentlichung der Vorstudie – nicht geklappt hat.

*Luc Humbel ist Präsident der Aargauer Landeskirche.

** Korrektur (27.08.23, 17.17 Uhr): Seit dem 1. Juni 2023 ist der jetzige Offizial des Bistums Basel Domherr, und zwar des Standes Bern. (jas)

Anlaufstellen für Missbrauchsbetroffene

Eine Liste mit kirchlichen und weiteren Anlaufstellen für Missbrauchsbetroffene ist hier zu finden.

Für eine unabhängige Beratung ist die «Opferhilfe Schweiz» zu empfehlen.

Wer die eigene Geschichte öffentlich machen möchte, kann sich an die Redaktion von kath.ch wenden. Diese betreibt einen kritischen und unabhängigen Journalismus. Die Redaktions-Mailadresse lautet redaktion@kath.ch.


Luc Humbel | © Christian Merz
23. August 2023 | 17:35
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!