Live ab 18.30 Uhr: Zürcher Religionen wollen mit «Kraftstoff» Trost und Hoffnung spenden
Corona-Gedenken statt Sechseläuten: Der Interreligiöse Runde Tisch in Zürich gestaltet heute um 18.30 Uhr eine Feier. Mit dabei: die Zürcher Religionsministerin Jacqueline Fehr und Bischof Joseph Bonnemain. Die Feier wird im Livestream übertragen.
Raphael Rauch
Für den neuen Bischof von Chur wird es der erste grosse Auftritt ausserhalb der katholischen Bubble. Zusammen mit Franziska Driessen-Reding vertritt er die katholische Kirche bei der interreligiösen Feier. Am Ende der Gedenkfeier wird Joseph Bonnemain mit anderen Religionsvertretern eine Kerze anzünden – in Gedenken an alle, die von der Pandemie betroffen sind. Und als Hoffnungsschimmer.
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«Mit alle meinen wir wirklich alle. Es geht nicht nur um die Corona-Toten, sondern auch um die Ärztin, die im Spital Aussergewöhnliches leistet. Um die Beizer, die seit Monaten nicht öffnen dürfen. Und um alle, die einen Corona-Blues haben», sagt Michael Rüegg. Der frühere Chefredaktor der «Republik» organisiert heute Abend die Gedenkstunde.
Eigentlich wäre Zürich in Festlaune. Am Montag wäre das Sechseläuten, das traditionell am Sonntag mit dem Kinderumzug eröffnet wird. «An diesem symbolträchtigen Sechseläuten-Sonntag laden wir unter dem Titel ‹Kraftstoff› zwischen 18.30 bis 19.15 Uhr zum virtuellen Besuch einer Gedenk-, Trost- und Hoffnungsfeier in die Predigerkirche ein», schreibt die katholische Kirche im Kanton Zürich. Der Anlass findet ohne Publikum statt und wird als Livestream übertragen.
Anders als der Bund, der bislang keine Notwendigkeit für einen Corona-Gottesdienst sah, liefert die Zürcher Religionsministerin Jacqueline Fehr auch eine Antwort auf die spirituellen Nöte während der Corona-Pandemie. «Ich habe gespürt, wie wichtig Seelsorge und Rituale in Zeiten der Kontaktbeschränkungen und Isolation für viele Leute sind», sagt die SP-Frau Jacqueline Fehr. «Die Religionen sind Expertinnen im Umgang mit Leid und Sterblichkeit.»
Mit Lehrerin, Clubbetreiberin und Zunftmeister
Am Runden Tisch vertreten sind ausser der katholischen, der christkatholischen und der reformierten Landeskirche der Verband Orthodoxer Kirchen im Kanton Zürich, die Jüdisch Liberale Gemeinde, die Israelitische Cultusgemeinde, die Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich und die Buddhistische Union.
«Wir spielen Beiträge aus verschiedenen religiösen Traditionen und Stimmen aus der Bevölkerung ein», sagt Michael Rüegg. «Eine Rentnerin kommt ebenso zu Wort wie eine Lehrerin, eine Clubbetreiberin oder ein Zunftmeister.»
Die Gedenkfeier dürfte auch ein Beispiel dafür sein, wie geräuschlos und unkompliziert Ökumene und interreligiöser Dialog in Zürich funktionieren. Für Michel Müller, reformierter Kirchenratspräsident, war es keine Frage, dem neuen Bischof von Chur das Feld zu überlassen. Und damit die Veranstaltung nicht zu männerlastig wird, ist die katholische Kirche mit der Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding gleich ein zweites Mal vertreten. Sie ist auch Vorsitzende des Interreligiösen Runden Tisches.
Mit dabei sind heute Abend:
Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur
Franziska Driessen-Reding, Synodalratspräsidentin der Katholischen Kirche im Kanton Zürich
Stefanos Athanasiou, Priester der griechisch-orthodoxen Kirche
Michel Müller, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich
Lars Simpson, Pfarrer der Christkatholischen Kirche
Pfarrerin Bettina Lichtler, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Kanton Zürich
Noam Hertig, Rabbiner der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich
Ruven Bar Ephraim, Rabbiner der Jüdisch-Liberalen Gemeinde
Sakib Halilovic, Imam der bosnischen Gemeinschaft in Schlieren
Geshe Thupten Legmen, Abt des Tibet-Instituts
Olivia Röllin, SRF-Moderatorin
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