Liliane Juchli im Jahr 2013
Schweiz

Liliane Juchli erhält deutsches Bundesverdienstkreuz erster Klasse

Bern/Ingenbohl SZ, 1.8.18 (kath.ch) Die Ingenbohler Schwester Liliane Juchli hat das Bundesverdienstkreuz erster Klasse bekommen. Die Bundesrepublik Deutschland ehrt damit ihre Pionierleistungen in der Professionalisierung der Pflege sowie ihr Engagement in der deutschsprachigen Pflegeausbildung und -praxis, heisst es in der Mitteilung der deutschen Botschaft (31. Juli).

Seit ihrer Jugend, welche die 85-Jährige im aargauischen Obersiggenthal verbracht hat, habe sich Juchli für die Qualitätsentwicklung in der Kranken- und Behindertenpflege eingesetzt, heisst es in der Mitteilung. Als Krankenschwester, Lehrerin für Krankenpflege, Dozentin in der internationalen Weiterbildung sowie als Referentin an internationalen Kongressen habe sie in den vergangenen 60 Jahren neue Standards gesetzt, innovative Pflegemodelle entwickelte und die Entwicklung der Pflegepraxis massgeblich mitgeprägt.

Die «Juchli-Bibel»

Generationen sei Liliane Juchli als Autorin des ersten Pflegefachlehrbuchs im deutschsprachigen Raum bekannt. Ihr Pflegebuch «Allgemeine und spezielle Krankenpflege: Praxis und Theorie», die so genannte «Juchli-Bibel», sei zu einem Standardwerk für die Pflegeausbildung geworden. Damit habe sie nachhaltig zu einer «fundierten theoretischen und praxisorientierten Ausbildung» zahlreicher Pflegefachkräfte in Deutschland und der Schweiz beigetragen.

«Ich freue mich über die Auszeichnung», sagt Juchli auf Anfrage von kath.ch. Diese sei für sie eine Anerkennung für ihren langjährigen Einsatz für die Entwicklung der professionellen Pflege im In- und Ausland. «Mein zentrales Anliegen dabei ist die Sorge für den kranken, hilfsbedürftigen, betagten Menschen – die Respektierung seiner Würde und seines je individuellen Menschseins.» Mit dieser Haltung hat Juchli die Botschaft der Gründerin ihrer Ordensgemeinschaft, Maria Theresia Scherrer, in den Berufsalltag der Pflegenden hineingetragen, wie sie in ihrer Dankesrede, die kath.ch vorliegt, sagte.

«Der ‹Mensch im Mittelpunkt› muss im Pflegealltag gelebt werden.»

Der «Mensch im Mittelpunkt» dürfe nicht einfach ein Schlagwort sein, «sondern muss im konkreten Pflegealltag gelebt werden», sagt die Ordensfrau, die zu den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz, den so genannten «Ingenbohler Schwestern» gehört, gegenüber kath.ch. «In diesem Sinn habe ich mich in meinem Unterwegssein unermüdlich eingesetzt».

Auf ihren vielen Vortragsreisen sei sie denn auch nicht als «Reisende in Pflege» wahrgenommen worden, sondern als «Reisende in Hoffnung», sagte sie in der Dankesrede. Die jungen Menschen, denen sie dabei begegnete, suchten genau dies: eine Pflege, «die direkt beim Betroffenen stattfindet, in der Begegnung und Interaktion, im Zeithaben auch für das, was nicht planbar und ebenso oft nicht voraussehbar ist.»

«Aus christlichem Urgrund heraus»

Als Ordensschwester handle sie «immer aus meinem christlichen Urgrund heraus», sagte Juchli 2013 in einem Interview mit der Presseagentur Kipa. Die existenziellen Fragen, die sich Menschen oft bei Krankheit und im Angesicht des Todes stellten, hätten für sie immer auch eine religiöse Dimension.

«Diese Präsenz ist heilend.»

Diesen Fragen wolle sie Raum geben, ohne das Gegenüber mit christlichen Traktaten zu bedrängen, damit eine Beziehung zwischen ihr und dem Patienten entstehen könne. «Diese Beziehung ist per se spiritueller Natur, diese Präsenz ist heilend – das ist eine Spiritualität, die immer da ist, ob es Gott in den Augen des Betroffenen nun gibt oder nicht», so Juchli im Interview. Juchli wohnt heute im Theodosianum, einer Gemeinschaft der Ingenbohler Schwestern in Zürich.

Das Bundesverdienstkreuz erster Klasse wird durch den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Ehrung wird laut Mitteilung Persönlichkeiten zuteil, die sich in «hervorragender Weise für das Gemeinwesen» engagieren. Überreicht wurde der Orden bereits am Montag, wie Juchli auf Anfrage sagte, und zwar durch den Botschafter Norbert Riedel. (sys)

 

 

Liliane Juchli im Jahr 2013 | © zVg
1. August 2018 | 11:59
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