Fabienne Meerwein mit ihren Schülerinnen
Schweiz

Lehrerin über Kunstwerk mit Schülerinnen: «Pfingsten war eine Herausforderung für uns»

Fabienne Meerwein ist Kunstlehrerin an der Kantonsschule Ausserschwyz. Zusammen mit ihren zehn Schülerinnen entwickelte sie eine Trilogie zu den kirchlichen Festtagen. Das Letzte Abendmahl zeigte Jesus als Frau – und an Pfingsten orientierten sie sich an einer Malerei mit Tauben von Picasso.

Jacqueline Straub

Frohe Pfingsten. Was bedeutet Ihnen dieser Feiertag?

Fabienne Meerwein*: Ich bin zwar katholisch aufgewachsen, aber nicht mehr sehr religiös.

Sie haben mit Ihren Schülerinnen zusammen ein dreiteiliges Kunstprojekt initiiert. Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten erscheinen Kunstwerke von Ihrem Kurs im «Einsiedler Anzeiger».

Meerwein: Meine Schülerinnen befinden sich gerade im Abschlussjahr der Kantonsschule. Sie haben die praktische Prüfung im Bildnerischen Gestalten bereits abgeschlossen und bald haben sie ihre mündliche Prüfung. Dabei geht es um Kunstgeschichte. Neben dem Gestalten von Kunst beschäftigen wir uns viel mit der Theorie. Ich dachte mir, dass wir in diesem Projekt die Theorie und die Praxis miteinander verknüpfen könnten.

Das Letzte Abendmahl: Schülerinnen-Projekt von Fabienne Meerwein
Das Letzte Abendmahl: Schülerinnen-Projekt von Fabienne Meerwein

Für das Oster-Bild haben Sie sich für das Letzte Abendmahl entschieden. War das eine schwierige Entscheidung?

Meerwein: Nein, gar nicht. Für uns war schnell klar, dass wir diese biblische Szene nachstellen wollen.

Die biblische Überlieferung spricht davon, dass nur Männer am Abendmahlstisch sassen. Ihr Bild zeigt ausschliesslich Frauen.

Meerwein: Da in meinem Kurs zehn Frauen sind, bot es sich an, diese Szene auch ausschliesslich weiblich darzustellen – inklusive Jesus. Das war uns wichtig.

An Pfingsten dient eine Taube als Motiv.
An Pfingsten dient eine Taube als Motiv.

Was ist beim Kunstwerk zu Pfingsten zu sehen?

Meerwein: Pfingsten war für uns eine grosse Herausforderung. Viele Schülerinnen wussten gar nicht, was da eigentlich gefeiert wird. Die meisten haben kaum einen Bezug zu diesem kirchlichen Feiertag. Schlussendlich haben wir uns aber auf das Motiv der Taube geeinigt. Da bot es sich an, ein Bild von Picasso zu verwenden, da er viele Tauben – unter anderem die weltberühmte Friedenstaube – gemalt hat. Wir haben uns für eine Atelieransicht entschieden, welche nicht sehr bekannt ist.

Warum haben Sie überhaupt zu den christlichen Feiertage Kunstwerke entworfen?

Meerwein: Beim «Einsiedler Anzeiger» ist es seit einigen Jahren Tradition, dass eine Künstlerin oder ein Künstler die Titelseite zu den Feiertagen gestalten darf. Schon vor zwei Jahren Jahr wurde ich vom «Einsiedler Anzeiger» angefragt, um für die Festtage ein Kunstwerk zu gestalten. Dies war für mich eine sehr spannende Auseinandersetzung und natürlich auch eine tolle Chance. Als sich dieses Jahr erneut die Möglichkeit bot, kam mir die Idee, die Gestaltung gemeinsam mit meinen Schülerinnen vorzunehmen.

«Wir haben uns über Glaubenssätze ausgetauscht.»

Wie sind Sie vorgegangen?

Meerwein: Zusammen mit den zehn Schülerinnen habe ich viel diskutiert. Wir haben uns über Glaubenssätze ausgetauscht, dabei war es nicht immer einfach einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ich habe gemerkt, dass den 18- und 19-Jährigen das Thema Bibel und Kirche weniger wichtig ist. Manche in meinem Kurs sind religiös aufgewachsen, sie kennen die biblischen Geschichten und gehen auch noch in die Kirche. Andere hingegen gar nicht. Dennoch gab es Überschneidungen.

Welche?

Meerwein: Es gab einen grossen Konsens, was an den Feiertagen für die Schülerinnen wichtig ist. Nämlich die Familie.

Was für ein Kunstwerk wird uns an Weihnachten begegnen?

Meerwein: Zu Weihnachten erarbeiten wir gemeinsam eine Malerei zu einem Bild von Pieter Breugel d.Ä.

*Fabienne Meerwein (32) ist Kunstlehrerin an der Kantonsschule Ausserschwyz.


Fabienne Meerwein mit ihren Schülerinnen | © Victor Kälin / Einsiedler Anzeiger
28. Mai 2023 | 11:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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