Christen im Irak
International

Kurdenführer Barzani verspricht den Christen Sicherheit

Bagdad-Rom, 8.8.17 (kath.ch) Die Rechte der Christen sollen in einem unabhängigen Kurdistan gestärkt werden. Das versichert der Präsident der autonomen Region Kurdistan im Irak, Masud Barzani, in einer neuen Botschaft an die nordirakischen Christen im Vorfeld des für Ende September vorgesehenen Unabhängigkeit-Referendums.

Die Bedürfnisse und Rechte «unserer christlichen Schwestern und Brüder» sollen auf allen Ebenen geschützt werden, «damit Brüderlichkeit und Zusammenleben in Kurdistan wachsen», heisst es nach «Fides»-Informationen in dem am vergangenen Wochenende veröffentlichten Schreiben des Kurdenführers. Barzani versuche sich damit die Unterstützung der Christen in diesem Territorium bei der Proklamation der Unabhängigkeit Kurdistans zu sichern, so der vatikanische Pressedienst.

Jahrestag der IS-Angriffe

Der Zeitpunkt zur Veröffentlichung der Botschaft wurde bewusst gewählt. Der 6./7. August markieren als Jahrestage die ersten Angriffe der IS-Terrormilizen im Jahr 2014 gegen christliche Dörfer in der mittlerweile wieder befreiten Ninive-Ebene.

Gleichzeitig erinnern sich die Christen in diesen Tagen an ein Massaker, das Soldaten des damaligen irakischen Reichs im Jahr 1933 an chaldäischen, armenischen und assyrischen Christen verübten, weil diese angeblich separatistische Ambitionen hatten. «Das einzige Gegenmittel gegen all unseren Schmerz und die einzige Garantie, dass solche Katastrophen sich nicht wiederholen, ist der Weg zur Unabhängigkeit», nahm Barzani in seiner Botschaft an die Christen auf beide Ereignisse Bezug.

Absetzung eines christlichen Bürgermeisters

In der Ninive-Ebene sorgt derweil die Absetzung eines weiteren christlichen Bürgermeisters für Spannungen. Laut einem Bericht des christlichen Nachrichtendienstes «Aina» (Montag) wurde der assyrische Bürgermeister des Städtchens Tel Kepe, Basim Bello, bereits am 3. August auf Antrag des Vorsitzenden des kurdisch dominierten provisorischen Provinzrates von Ninive, Bashar al-Kiki, aus seinem Amt enthoben.

Der Vorgang erinnert an die politischen Entwicklungen in der Stadt Alqosh, wo der christliche Bürgermeister Fayez Abed Jawahreh vor drei Wochen wegen angeblicher Korruption abgesetzt wurde, was seither zu erheblicher Unruhe vor Ort führt. Die Absetzung Abed Jawahrehs war als Schachzug von kurdischen politischen Kräften interpretiert worden, die eine Einbeziehung der Ninive-Ebene in das kurdische Gebiet anstreben.

Als Nachfolger hatte der Provinzrat-Vorsitzende al-Kiki zunächst den Kurden Adel Amin als Bürgermeister eingesetzt. Schliesslich wurde die der kurdischen Regierungspartei KDP angehörende chaldäisch-katholische Christin Lara Yousif Zara wurde zur neuen Bürgermeisterin von Alqosh gewählt. «Aina» berichtete allerdings, dass auch sie von vielen Bewohnern Alqoshs abgelehnt werde. Die Absetzung von Abed Jawahreh sei illegal gewesen, Bashar al-Kiki habe gehandelt, ohne die anderen Mitglieder des provisorischen Provinzrates zu fragen, so die Kritik. (kap)

Christen im Irak | © Kirche in Not
8. August 2017 | 16:31
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