Horizon-Integrationsprogramm für Flüchtlinge an der Universität Genf.
Schweiz

Konflikt um Gebetsraum: Muslimische Studierende fordern Laizität der Uni Genf heraus

An der Universität Genf schwelt ein religiöser Konflikt. Muslimische Studierende verlangen einen Raum zum Beten. Die Universität lehnt ab – und verweist auf das Laizitätsgesetz. Die Studierenden beten dennoch und lancieren eine zweite Petition.

Regula Pfeifer

«Wir können keine religiösen Praktiken an der Universität akzeptieren», sagt Yves Flückiger, Rektor der Universität Genf, am Dienstag gegenüber der Tageszeitung «Le Temps». Das werde von der Genfer Verfassung so vorgegeben und auch vom Gesetz über die Laizität.

«Strikte religiöse Neutralität»

«Die Universität Genf garantiert die Gewissens- und Religionsfreiheit und eine strikte religiöse Neutralität», führt Flückiger aus – laut der protestantischen Nachrichtenagentur Protestinfo. Deshalb sei jegliche Kultushandlung in ihren Gebäuden untersagt. Auch die christliche Seelsorge, die an der Universität einen Raum gemietet habe, müsse sich ans Gebetsverbot halten, so Flückiger zur Zeitung.

Ein Meditationsraum ohne jegliche religiösen Praktiken: Das ist für den Rektor eine Option. «Ich meinerseits würde einen Ruheraum vorziehen», sagt er.

Gebet im Treppenhaus

Die Studierenden halten sich offenbar nicht ans Gebetsverbot. Laut Protestinfo hat sich einer von ihnen kürzlich in der Studierendenzeitung «Topo» darüber beschwert, dass die muslimischen Studierenden in einem Treppenhaus des Campus beten müssten. Dort sei zudem ein provozierendes Plakat mit sensiblen Darstellungen aufgehängt worden, die die muslimische Religion beträfen.

Zweite Petition unterwegs

Nun ist offenbar eine weitere Petition an die Unileitung unterwegs – seitens mehrerer Vereinigungen muslimischer Studierender, wie Protestinfo erfahren hat.

Bereits 2018 lancierten muslimische Studierende eine Online-Petition, um einen Gebetsraum an der Universität zu erhalten. Rund 3000 Personen unterschrieben. Die Anfrage wurde von der Universität abgelehnt.

Horizon-Integrationsprogramm für Flüchtlinge an der Universität Genf. | © Jacques Erard, Unige
17. Mai 2022 | 17:00
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