Der Blick in den Gang im Westflügel des Klosters.
Schweiz

Unterkunft für Kino- und Literaturbegeisterte: Klosterhotel in Solothurn schliesst vorläufig

Der beliebte Hotelbetrieb «Porta Secunda» im Westflügel des Kapuzinerinnenklosters Namen Jesu schliesst per Ende März. Laut der Oberin der Kapuzinerinnengemeinschaft soll das Gästehaus aber später wiederbelebt werden.

Sarah Stutte

Im Januar dieses Jahres lag noch der Schnee in der Altstadt und es war bitterkalt, als die Gäste ihre Schlüssel am elektronischen Check-in-Kasten im Velo-Unterstand bezogen und damit die schwere Holztüre aufschlossen. Über eine Steintreppe gelangten sie in den ersten Stock des Gebäudes und damit zur Rezeption des Hotels Porta Secunda.

Die Rezeption des Hotels "Porta Secunda" in Solothurn.
Die Rezeption des Hotels "Porta Secunda" in Solothurn.

Dass sie zu diesem Zeitpunkt zum letzten Mal während den «Solothurner Filmtagen» hinter den historischen Mauern des Kapuzinerinnenklosters Namen Jesu übernachten würden, war einigen in dem Moment vielleicht gar nicht so bewusst. Oder zumindest nur jenen, die seit sieben Jahren regelmässig das Klosterhotel besuchen.

Klosterfrauen werden älter

Allen anderen wurde die bevorstehende Schliessung dieser besonderen Übernachtungsmöglichkeit spätestens am nächsten Morgen klar, als sie die Gästeinformation an der Tür zum Frühstücksraum gelesen hatten. «Eine kleine Ära geht zu Ende. Die Porta Secunda wird Ende März die Tore schliessen. Wir bedanken uns von Herzen für die jahrelange Treue», stand da. Auch der Grund wurde dort nachfolgend aufgeführt. Es gab offenbar Unstimmigkeiten über die künftige Nutzung der Räumlichkeiten mit der neuen Führungsgruppe rund um das Kapuzinerinnenkloster.

Die Gästeinformation, die an der Frühstückstüre des Hotels hing.
Die Gästeinformation, die an der Frühstückstüre des Hotels hing.

Zum besseren Verständnis: Besitzer des Klosters ist ein gemeinnütziger Verein. Zu diesem gehört einerseits die Schwesterngemeinschaft, die sich mehr auf die religiöse Ausrichtung des Klosterlebens konzentriert. Zudem eine erweiterte Trägerschaft, die mögliche Zukunftsstrategien für das Kloster ausarbeitet, da die sieben verbleibenden Kapuzinerinnen immer älter werden und der Nachwuchs – wie fast überall – fehlt.

Liebe zum Detail

Da diese Überlegungen auch den Mietvertrag des Porta Secunda-Hotels betrafen, «haben wir entschieden, den Pachtvertrag zu kündigen und den Betrieb des Klosterhotels definitiv einzustellen», hiess es in der Mitteilung von Beatrice Lanz und Michèle Wyss weiter, den beiden Geschäftsführerinnen von Porta Secunda.

Die Original-Wandschränke sind stille Zeugen der Vergangenheit des 400-jährigen Klosters.
Die Original-Wandschränke sind stille Zeugen der Vergangenheit des 400-jährigen Klosters.

Hier im Westflügel des Klosters mieteten sich die beiden Frauen vor rund sieben Jahren ein, um ein Hotel mit vier Einzelzimmern, zwei Doppelzimmern und zwei bereits früher genutzten Seminarräumen ehrenamtlich zu betreiben. Die Zimmer – mit Blick in den Klostergarten – wurden mit viel Liebe zum Detail hergerichtet. Das Holz strahlte Wärme aus, die originalen Schränke, Kreuze und Weihwassergefässe waren stille Zeugen der Vergangenheit des 400 Jahre alten Klosters.

Letzte Gäste reisen ab

In den Räumlichkeiten konnten seit der Eröffnung im Januar 2017 nicht nur Filmbegeisterte Ruhe und Erholung finden, sondern auch diejenigen, die während der Literaturtage den Weg nach Solothurn suchten oder auch einfach Wanderbegeisterte, die vom Kloster als Ausgangspunkt die Region erkunden wollten.

Eines der vier Einzelzimmer im Klosterhotel Solothurn.
Eines der vier Einzelzimmer im Klosterhotel Solothurn.

In Gesprächen mit den Hotelgästen im Januar betonte Beatrice Lanz, dass sie die bereichernden Begegnungen in guter Erinnerung behalten werde. Auch mit der Schwesternschaft habe es stets einen regen Austausch und eine gute Zusammenarbeit gegeben. So fand einmal in der Woche ein gemeinsames Mittagessen mit den Schwestern statt.

Austrinket und Inventarverkauf

Nun ist es bereits März und die letzten Besucherinnen und Besucher verlassen an diesem Samstag das Klosterhotel. Beatrice Lanz und Michèle Wyss haben zudem ausgewählte Gäste sowie die Schwesternschaft zur «Austrinketen» im geschlossenen Rahmen am späteren Nachmittag eingeladen.

Ein Kreuz im Zimmer, direkt neben der Eingangstür.
Ein Kreuz im Zimmer, direkt neben der Eingangstür.

Der Rückblick auf die letzten sieben Jahre und die Würdigung der Arbeit stehen hier im Vordergrund. Auf der Webseite des Klosterhotels ist derweil zu lesen, dass am 16. März ein Liquidationsverkauf stattfindet, um das Inventar von den Buche-Betten über die Kaffeemaschine bis zum Roll-Flipchart zu veräussern. Für alle, die sich noch ein Stück Klosterhotel-Geschichte mit nach Hause holen möchten.

Das Kloster Namen Jesu mit Klosterhotel in Solothurn.
Das Kloster Namen Jesu mit Klosterhotel in Solothurn.

Was in Zukunft mit den Räumlichkeiten passiert, ist noch nicht spruchreif. Dazu wollten sich weder Beatrice Lanz, noch die Oberin, Schwester Priska Käslin, konkret äussern. Nur soviel – im Verein befinde man sich dazu noch in der Planungsphase, das Gästehaus «soll aber wieder belebt werden», so die Oberin.

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Der Liquidationsverkauf findet am 16. März von 10 – 14 Uhr im Hotel «Porta Secunda» in Solothurn statt.


Der Blick in den Gang im Westflügel des Klosters. | © Sarah Stutte
9. März 2024 | 17:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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