Katholische Kirche in Adligenswil LU.
Schweiz

Kirchgemeinde Adligenswil: «Wir setzen vor allem ein Zeichen für die Basis»

Die Protestaktion der Kirchgemeinde Adligenswil sorgte für Aufsehen. Sie zahlt vorerst keine Kirchensteuer ans Bistum Basel, solange bestimmte Forderungen im Umgang mit dem Missbrauch in der katholischen Kirche nicht erfüllt sind. Sieben weitere luzernische Kirchgemeinden zogen nach. Die Kirchenaustritte haben in Adligenswil derweil drastisch zugenommen. Nun folgt ein weiterer Appell.

Wolfgang Holz

«Die vorübergehende Sperrung der Kirchengelder ist für die Basis wichtig und wirkt sich insgesamt positiv aus», schreibt die Kirchgemeinde Adligenswil in einer Medienmitteilung. Es sei damit erreicht worden, dass sowohl Kirchgemeinden wie auch die Landeskirche gegenüber der Basis schneller ein Zeichen setzen und sich auf gemeinsame Forderungen und deren Dringlichkeit einigen könnten.

Landeszentrale nimmt zentrale Rolle ein

Für den Kirchenrat von Adligenswil sei klar, dass die Landeskirche mit der Synode, sprich dem Kirchenparlament, eine zentrale Rolle einnehme. «Der Kirchenrat von Adligenswil sieht sich hauptsächlich als Zeichensetzer und Stimme für die Basis.»

Die Pfarrkirche in Willisau
Die Pfarrkirche in Willisau

Erinnern wir uns kurz: Die Kirchgemeinden in Geiss, Gettnau Hergiswil, Menzberg, Menznau, Willisau und Ballwil schlossen sich vor einer Woche dem Vorgehen von Adligenswil an. Die Kirchgemeinde Adligenswil hatte am 21. September entschieden, die Zahlungen ans Bistum auf ein Sperrkonto einzuzahlen.

Vier Forderungen

Die Kirchenräte der sieben luzernischen Kirchgemeinden fordern vom Bistum Basel beziehungsweise von der Schweizer Bischofskonferenz im Umgang mit Missbrauchsfällen unabhängige Untersuchungen der Bistümer, eine unabhängige Meldestelle für Missbrauchsopfer sowie keine Aktenvernichtung. Zudem müssten die Archive des Nuntius Martin Krebs für weitere Recherchen geöffnet werden.

Monika Koller Schinca, Präsidentin des Kirchenrates Adligenswil, gibt nun erneut zu bedenken: «Die Zeit drängt, wir appellieren an alle, mit einer klaren Haltung und entschlossenem Handeln den Schaden für die Kirche zu reduzieren.»

So viele Kirchenaustritte wie in einem Jahr

Seit Veröffentlichung der Studie verzeichnet Adligenswil so viele Austritte wie sonst in einem Jahr, heisst es in der Medienmitteilung. Anderen Kirchgemeinden ergehe es ähnlich. Einzelne Mitglieder würden nun jedoch jetzt kommunizieren, dass sie mit dem Kirchenaustritt zuwarten und die klare Haltung und Aktion begrüssen.

Monika Koller Schinca ist Kirchenratspräsidentin in Adligenswil.
Monika Koller Schinca ist Kirchenratspräsidentin in Adligenswil.

Mit der Aussage «Danke für diesen wichtigen, couragierten Schritt als «Eisbrecher» habe sie viel Zustimmung von aussen erfahren. «Es zeigt sich, dass entschlossenes Handeln nach wie vor gefordert und wichtig ist, da die Basis keine Geduld mehr hat und der Exodus der Mitglieder aus der Kirche langfristig grossen Schaden anrichtet, da unter anderem karitative Projekte nicht mehr mitfinanziert werden können.»

«Adligenswil begrüsst ein koordiniertes Vorgehen, betont aber, dass es schnell gehen muss.»

Kirchgemeinde Adligenswil, Medienmitteilung

Es gehe dem Kirchenrat nicht darum, wer am Schluss Sanktionen ausspreche, so die Medienmitteilung weiter, sondern dass überhaupt gehandelt werde. «Es ist entscheidend, dass dieser Aufstand der Basis nicht nur in Adligenswil und im Kanton Luzern, sondern landesweit fortgesetzt wird. Auch die Kirchgemeinde Adligenswil begrüsst ein koordiniertes Vorgehen, betont aber, dass es schnell gehen muss.»


Katholische Kirche in Adligenswil LU. | © zVg
4. Oktober 2023 | 15:00
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