Stephansdom in Wien
International

Kirchenvertreter wollen künftige Politik in Österreich kritisch begleiten

Wien, 16.10.17 (kath.ch) «Wir brauchen dringend Veränderungen in unserem Land»: Diese Diagnose hat die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, zum Ausgang der Nationalratswahl gestellt. Christen müssten aber den Rechtsruck im Land akzeptieren, so der Präsident der Linzer Katholischen Aktion, Bert Brandstetter.

«Zuallererst braucht es einen Wandel in der politischen Kultur und im politischen Stil», betonte Gerda Schaffelhofer in einer Stellungnahme am Tag nach dem Wahlsonntag. «Dieser Schmutzkübelwahlkampf ist Gott sei Dank zu Ende.» Nun sei ein Wandel im Verständnis von politischer Verantwortung gefordert: Das Augenmerk müsse verstärkt auf einer Politik liegen, «die von den Rändern her denkt», erklärte Schaffelhofer.

Kanzler am Bekenntnis zu einer christlich-sozialen Politik messen.

Die Schwachen dürften nicht unter die Räder kommen. Sollte ÖVP-Chef Sebastian Kurz Kanzler werden, will ihn die KAÖ-Präsidentin an seinem Wahlprogramm und dem Bekenntnis zu einer christlich-sozialen Politik messen. «Eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze, wie im Wahlkampf propagiert, trägt jedenfalls keine christlich-soziale Handschrift.» Aber auch von anderen Parteien sei zu hoffen, dass nach der Wahl «auch in der Migrationsfrage wieder Augenmass und Verantwortung die Oberhand gewinnen».

«Bedenklicher Rechtsruck»

Österreich habe sich mit der jüngsten Nationalratswahl «deutlich verändert», so die Diagnose der Präsidenten der Linzer Katholischen Aktion, Bert Brandstetter: «Der Rechtsruck ist augenscheinlich und bedenklich.» Wer immer das Land künftig regieren und mitregieren wird, müsse «rechte Positionen» wahrnehmen.

«Wir lassen es uns nicht nehmen, aufzustehen und aufzuschreien»

Christen müssten ein demokratisches Wahlergebnis akzeptieren, so der KA-Präsident. «Wir lassen es uns aber nicht nehmen, aufzustehen und aufzuschreien, wenn Menschen unter die Räder kommen oder versucht werden sollte, auf die Freiheit von Bildung und Kultur politisch Einfluss zu nehmen.»

Zulehner gegen Islam-Ausgrenzung

Noch vor dem Urnengang am Sonntag hatte sich der Wiener Theologe und Werteforscher Paul Zulehner kritisch über die vor allem von FPÖ-Seite geäusserte Behauptung «Der Islam gehört nicht zu Österreich» geäussert. Das sei schon allein aufgrund historischer Tatsachen falsch, sagte er und erinnerte an die Politik der «katholischen Habsburger» nach der Annexion des muslimischen Bosnien-Herzegowina.

Doch Zulehner warnte in seinem Blog-Eintrag am Wochenende grundsätzlich vor der Ausgrenzung von Gruppen wie Juden, Roma oder Protestanten, denen im Lauf der Geschichte ebenfalls die Zugehörigkeit zu Österreich abgesprochen wurde. Er hielt dem entgegen: «Was für das Dazugehören zählt, ist nicht die Religion, sondern eben die Staatsbürgerschaft. Alles andere ist dumpfer Populismus und WählerInnentäuschung übelster Sorte.» (kap)

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16. Oktober 2017 | 16:03
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