Bischof Jacques Jean Edmond Georges Gaillot am 24. Mai 2012 in Köln.
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Kirchenkritiker und Bischof Jacques Gaillot stirbt mit 87 Jahren

Der frühere Bischof von Evreux Jacques Gaillot ist tot. Papst Johannes Paul II. entzog ihm 1995 die Leitung seiner Diözese – weil er zu kritisch war. Er sprach sich für die Segnung von homosexuellen Paaren aus. Bei einem Treffen mit Papst Franziskus soll dieser ihm gesagt haben: «Der Segen Gottes ist für alle da.» In der Schweiz unterstützte er Aktionen von Sans-Papiers.

Der frühere Kirchenkritiker und Bischof von Evreux Jacques Gaillot ist tot. Er starb am Mittwochnachmittag im Alter von 87 Jahren (11. September 1935), wie die Französische Bischofskonferenz bestätigte. 1995 war Gaillot von Papst Johannes Paul II. von der Leitung der Diözese Evreux entbunden worden. Seitdem trug er den Bischofstitel einer lange untergegangenen Diözese in Nordafrika, Partenia. Bis 2010 Gaillot als Autor, Seelsorger für Randgruppen und in der von ihm gegründeten «virtuellen Diözese» www.partenia.org tätig, wo sich auch andere Kirchenkritiker austauschten.

Kardinal Meisner hielt an Hausverbot fest

Auch nach Erreichen der kirchenrechtlichen Altersgrenze von 75 Jahren und Gaillots Rückzug von der Website hielt der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner 2012 an seinem Hausverbot für den einstigen französischen Amtsbruder in seiner Diözese fest. Seit 2013 veröffentlichte Gaillot Kolumnenbeiträge in der Zeitung «Huffington Post», in denen er etwa aktive Sterbehilfe und gleichgeschlechtliche Ehen propagierte.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Nachdem es über einige Jahre ruhig um Gaillot geworden war, machte 2015, kurz vor seinem 80. Geburtstag, eine Begegnung mit Papst Franziskus Schlagzeilen. Das Kirchenoberhaupt empfing den fast gleichaltrigen französischen Bischof zu einem 45-minütigen Gespräch im Vatikan. Ein mit Gaillot vertrauter Geistlicher sprach anschliessend von einem Treffen von Gleichgesinnten.

Gefühl der Rehabilitierung

Mit Blick auf die Segnung von wiederverheirateten Geschiedenen oder homosexuellen Paaren habe der Papst gelächelt und gesagt: «Der Segen Gottes ist für alle da.» Zum Thema der Sorge für die Flüchtlinge und Migranten, eine der zentralen Aufgaben Gaillots seit seiner Absetzung 1995, habe Franziskus betont: «Die Migranten waren und sind immer das ‘Fleisch’ der Kirche.» Gaillot selbst sagte nach der Begegnung, er fühle sich damit rehabilitiert.

Bekannt wurde Gaillot über Frankreich hinaus wegen seiner kritischen Anmerkungen über die Haltung der Kirche zum Zölibat, zu künstlicher Empfängnisverhütung oder Homosexualität. Damit stiess er nicht nur im Vatikan, sondern auch bei den Bischöfen in Frankreich auf Kritik.

Symbolische Gesten

Mehrfach gab es symbolische Gesten Gaillots und der Französischen Bischofskonferenz zu einer Aussöhnung; praktische Schritte folgten jedoch nicht. Viele seiner Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt.

Der aus der Champagne stammende Gaillot wurde nach Studien in Frankreich und Rom 1961 zum Priester geweiht und war unter anderem als Dozent am Priesterseminar in Reims und Gemeindepfarrer sowie in der Priesterausbildung in Paris tätig. 1977 wurde er zum Generalvikar der Diözese Langres berufen und 1982 zum Bischof von Evreux ernannt.

Auftritte in der Schweiz

Gaillot war auch in der Schweiz bekannt, wie das Westschweizer Portal cath.ch berichtet. Er besuchte die Schweiz mehrmals und hielt Vorträge oder unterstützte Aktionen. Insbesondere kam er 2001 nach Bern und Freiburg, um Sans-Papiers zu treffen und deren Besetzung der Freiburger Kirche Saint-Paul zu unterstützen.

Der französische Bischof lebte seit September 2022 in einem Altersheim in Paris. (kna/rp)


Bischof Jacques Jean Edmond Georges Gaillot am 24. Mai 2012 in Köln. | © Wolfgang Radtke/KNA
13. April 2023 | 08:12
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