Menschenrechte im Ungleichgewicht
Schweiz

Kirchen zum Menschenrechtstag: Menschenwürde ist unverfügbar

Zürich, 8.12.16 (kath.ch) Anlässlich des diesjährigen Menschenrechtstages rücken die Kirchen die Bedeutung des einzelnen Menschen in den Vordergrund. An die Unverfügbarkeit der Menschenwürde erinnern die Schweizer Kirchen. Papst Franziskus fordert den Schutz der fundamentalen Rechte der menschlichen Person.

Die Achtung und der Schutz der Menschenwürde sind in vielen Bereichen eine bleibende Aufgabe, schreiben die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) und die Christkatholische Kirche der Schweiz in einer gemeinsamen Presseaussendung von Donnerstag.

Die Menschenwürde sehen die Kirchen in den Bereichen Migration, Globalisierung und Welthandel, Klimawandel und Umweltschutz oder in schwierigen Situationen am Beginn und Ende des Lebens bedroht. Die Würde jedes Menschen sei keine Frage von Selbstbestimmung, sondern gehe dieser stets voraus, betonen die Kirchen.

Zweiseitige Medaille

Die ethische Forderung nach Unverfügbarkeit der Menschenwürde werde zumeist als Störung der wissenschaftlich-technologischen und ökonomischen Betriebsamkeit zurückgewiesen. Den Preis für diese «Verfügungsmacht» zahlten jene, die Unverfügbarkeit als politische und ökonomische Ohnmacht erlebten und nicht ein souveränes und ökonomisch attraktives Leben führten.

Ein Umdenken sei nötig. Das Diktat der Verfügbarkeit bestreite der Würde ihren Platz in der Welt. Die fixe Idee, alles machen zu wollen, lasse «den Gedanken nicht zu, etwas zu lassen, weil es so, wie es ist, gut ist. Die Würde der Menschen und der Kreatur kann gerade nicht gemacht, sondern muss gelassen – zugelassen – werden», betonen die Kirchen in ihrer gemeinsamen Erklärung.

Entzauberte Erdhalbkugel

In einem ausführlicheren Papier zum diesjährigen Menschenrechtstag schreibt die Stabskommission der SBK Justitia et Pax, die Globalisierung und die rasanten technologischen Entwicklungen «haben uns die Welt verfügbar gemacht». Der Mensch sei dabei, sich und seine Umwelt «restlos zu entzaubern, getrieben von der Idee, nichts mehr dem Zufall zu überlassen». Solches Handeln sei bei Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel geläufig, denn Lebenserwartung und Lebensqualität hätten sich dort verbessert.

Problematisch würden diese Entwicklungen, wenn sie auf Kosten jener gehe, die nicht mitreden und entscheiden könnten. «Das gilt für Menschen in den ärmsten und von politischem Terror, Gewalt und Korruption verwüsteten Regionen unserer Welt ebenso, wie in anderer Weise für Embryonen und Föten bei uns, denen die fortpflanzungsmedizinische Diagnostik ein Leben mit Behinderung prognostiziert», heisst es im Dokument von Justitia et Pax.

«Würdeschutz ist universal oder gar nicht», schreibt Justitia et Pax weiter. Geschützt werde die universale Würde dann, wenn nicht nur die Ressourcen der Erde unter allen Mitgliedern der Menschheitsfamilie gerecht verteilt, sondern wenn auch die Bedrohungen und Sorgen gemeinsam wahrgenommen und angepackt würden.

Papst fordert weltweite Achtung der Menschenrechte

Papst Franziskus hat eine weltweite Achtung der Menschenrechte gefordert. Anlässlich des Tags der Menschenrechte sagte er am Mittwoch: «Niemand darf von der tatsächlichen Anerkennung der fundamentalen Rechte der menschlichen Person ausgeschlossen sein». Die Menschenrechte müssten stets neu entschlossen gefördert werden, so der Papst bei der Generalaudienz im Vatikan. Zugleich verurteilte er Korruption. Einsatz für Menschenrechte und Kampf gegen Korruption seien eng miteinander verbunden.

Der Tag der Menschenrechte wird am 10. Dezember begangen. Das Datum erinnert an die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948.  (gs/cic)

Menschenrechte im Ungleichgewicht | © pixabay succo CC0
8. Dezember 2016 | 15:36
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