Der Limburger Bischof Georg Bätzing (links) hält an der Demo ein Banner mit der Aufschrift "Respekt und Solidarität.
International

Kirche soll Menschen gegen Rechtsextremismus stärken

An ihrer Vollversammlung vor einigen Tagen haben sich die katholischen Bischöfe in Deutschland ganz klar gegen Rechtsextremismus ausgesprochen. Für ihre Grundsatzerklärung bekamen sie viel Zustimmung. Die AfD hielt der Kirche hingegen «billige Wahlkampfmanöver» vor.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief alle Bischöfe, aber auch jeden einzelnen Christen auf, sich an Demonstrationen gegen alle Arten von Extremismus zu beteiligen. Dort immer wieder Gesicht zu zeigen, stehe ihnen «gut zu Gesicht» und sei auch für die anderen Demonstrierenden sehr wichtig, sagte der Limburger Bischof am Freitag bei «RTL».

Bischof Georg Bätzing (rechts) an der Demo gegen Rassismus und Faschismus in Limburg.
Bischof Georg Bätzing (rechts) an der Demo gegen Rassismus und Faschismus in Limburg.

Die Bischöfe hatten am Donnerstag die bei ihrer Vollversammlung einstimmig verabschiedete Grundsatzerklärung «Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar» veröffentlicht. Darin hatten sie ausdrücklich die AfD genannt und damit erstmals eine im Bundestag vertretene Partei als nicht wählbar für Christen charakterisiert. Natürlich bleibe aber die Stimmabgabe bei einer Wahl eine persönliche Gewissensentscheidung, fügte Bätzing hinzu.

Antisemitismus hat keinen Platz

Zugleich rief er dazu auf, klar und entschieden gegen alle Formen der Judenfeindlichkeit – ob von rechts oder links – vorzugehen: «Wir haben bisher immer gesagt ‘Antisemitismus hat in unserem Land keinen Platz’, wir müssen aber wahrnehmen: Er nimmt sich seinen Platz, unverhohlen.» Gerade seit dem «entsetzlichen terroristischen Überfall der Hamas» vom 7. Oktober sei es erschreckend, zu beobachten, was alles geäussert werde in Deutschland. Das müsse dringend unterbunden werden und dürfe wirklich keinen Platz haben – erst recht nicht mit Blick auf die deutsche Geschichte.

Bischof Georg Bätzing
Bischof Georg Bätzing

Der Berliner Politikwissenschaftler Henning Flad forderte die Kirche auf, die demokratischen Kräfte gegen Rechts zu unterstützen. Das Papier zeige eine klare Distanzierung von rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Tendenzen, sagte der Projektleiter der «Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche + Rechtsextremismus» am Freitag der «Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA)» in Berlin.

Braucht Unterstützung der Bischöfe vor Ort

Flad unterstrich, dass die Kirche diese Position jetzt auch im Alltag offensiv umsetzen sollte. Es gebe insbesondere im ländlichen Raum in Ostdeutschland zahlreiche Kommunalpolitiker und engagierte Menschen, die wegen ihres Einsatzes für Demokratie und gegen Rechtsextremismus bedroht und eingeschüchtert würden. «Aus meiner Sicht ist die Unterstützung eines Bischofs für diese Menschen wichtiger als seine Teilnahme an einer Grossdemonstration am Brandenburger Tor.»

Bischof Georg Bätzing übergibt ein Dokument an Papst Franziskus am 17. November 2022.
Bischof Georg Bätzing übergibt ein Dokument an Papst Franziskus am 17. November 2022.

Flad ermunterte die Kirche zudem zu einer intensiven, auch theologischen Auseinandersetzung mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Es gehe dabei auch um rechte Strömungen, die christliche Symbolik und christliche Traditionen für sich nutzten. So sei die Parole von der «Rettung des christlichen Abendlandes» die wichtigste rechtsextreme Parole der letzten zehn Jahre. «Das sind Vereinnahmungsversuche, die zurückgewiesen werden müssen.»

Kirchen müssen selbstkritisch sein

Zur Frage, ob AfD-Mitglieder sich ehrenamtlich oder hauptamtlich in der Kirche engagieren dürften, sagte Flad: «Es kann eine wichtige Normsetzung bedeuten, AfD-Mitgliedern die Mitarbeit in kirchlichen Gremien zu verwehren.» Jedoch müsse der Kern der Auseinandersetzung eine inhaltliche sein, und auch eine selbstkritische Komponente enthalten. «Die Kirchen müssen sich auch mit ihrem eigenen Rassismus auseinandersetzen, und ihrem Antijudaismus.»

Demonstration gegen die AfD in Münster während des Katholikentages im Jahr 2018.
Demonstration gegen die AfD in Münster während des Katholikentages im Jahr 2018.

Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Stephan Brandner sprach demgegenüber von billigem Wahlkampfmanöver. «Die Kirchenfürsten sollten sich daran erinnern, wofür die katholische Kirche seit etwa zweitausend Jahren steht. Und das war bestimmt nicht, auf ehrlichen, unbequemen Bürgern herumzutrampeln», erklärte am Freitag. Brandner warf den Bischöfen vor, in eine «Polithetze gegen die einzige Opposition einzustimmen». Der stellvertretende Bundessprecher ist nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten. (kna)

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Der Limburger Bischof Georg Bätzing (links) hält an der Demo ein Banner mit der Aufschrift «Respekt und Solidarität. | © S.Schnelle/Bistum Limburg
24. Februar 2024 | 11:11
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