Kenias Kardinal warnt nach Massaker vor Glaubenskrieg

Rom, 8.4.15 (kath.ch) Die Christen in Kenia sollen das Massaker an der Universität von Garissa, bei dem in der Vorwoche 148 vorwiegend christliche Studenten von der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab ermordet wurden, «nicht durch die religiöse Brille» sehen». Dazu hat Kardinal John Njue, der Erzbischof der kenianischen Hauptstadt Nairobi, in seiner Osterpredigt in der Kathedrale von Nairobi aufgerufen, berichtete die Vatikanzeitung «Osservatore Romano» am Dienstag, 7. April.

Wichtig sei im Moment, die nationale Solidarität nicht aufs Spiel zu setzen, betonte Kardinal Njue. «Wir müssen geeint bleiben und nicht einigen wenigen Menschen den Eindruck vermitteln, dass dies ein Krieg zwischen Christen und Muslimen ist», so sein Aufruf.

Der Erzbischof forderte zudem eine «weltweite Antwort» auf den Terrorismus und ein stärkeres Vorgehen gegen die Korruption im Land. Denn die Politiker hätten aus Gier das Wohl des Landes vernachlässigt.

Landesweit werde derzeit in den Kirchen Kenias für Frieden und Sicherheit gebetet, berichtete die Vatikanzeitung. Die Ostergottesdienste sowohl in Garissa als auch in Nairobi seien trotz Angst vor weiteren Attacken sehr stark besucht worden. Auch muslimische Geistliche hatten zur Einheit und zum Gebet für die Toten aufgerufen. Noch bis Mittwochabend dauert die dreitägige Staatstrauer an, die Präsident Uhuru Kenyatta am Karfreitag verhängt hatte.

Christen gezielt getötet

Bei dem seit Jahren schwersten Attentat in Kenia sind am 2. April 148 Menschen ums Leben gekommen und rund 80 verletzt worden. Zeugenberichten zufolge sonderten die Angreifer gezielt christliche Studenten als Opfer aus. Bisher wurden sechs Verdächtige – fünf Kenianer und ein Tansanier – festgenommen, die die Angreifer mit Waffen versorgt haben sollen.

Einer der vier von der Polizei getöteten Terroristen wurde als Sohn eines Distriktchefs im Nordosten Kenias identifiziert, der vor zwei Jahren ein Jurastudium in Nairobi mit Bestnoten abgeschlossen hatte. Als Reaktion auf das Massaker bombardierte Kenias Luftwaffe zwei Ausbildungslager der Al-Shabaab-Miliz in Somalia. (kap)

8. April 2015 | 15:17
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