Sabine Horstmann in der SRF-Sendung "Sternstunde Religion", 10. März 2024
Schweiz

Katholische Tierethikerin: Christentum hat massive Gewaltgeschichte gegenüber Tieren

Die deutsche katholische Theologin Sabine Horstmann setzt sich mit Tierethik auseinander. Die vegan lebende Uni-Mitarbeiterin plädiert dafür, Tiere als Subjekte zu akzeptieren. Deshalb ist Fleischkonsum für sie keine Option. Horstmann fordert Tiersensibilität in Ökologiefragen – das vermisst sie in der Papst-Enzyklika «Laudato si».

Ihre Ansichten äussert Simone Horstmann in der SRF-Sendung «Sternstunde Religion» zum Thema «Streitfrage – Sollen wir Tiere essen?». Diese wurde am Sonntagvormittag ausgestrahlt und ist online nachzuschauen. Auch ein Rabbiner, ein Bauer und ein Ethiker kamen zu Wort.

Anbei einige Aussagen, welche die katholischen Theologin in der Sendung äussert. Horstmann arbeitet an der Technischen Universität Dortmund, Departement Katholische Theologie, als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Sie forscht zur Systematischen Theologie und Theologischen Ethik. Die Theologin isst seit Kindheit vegetarisch – und seit dem Studium vegan.

Veganes Essen
Veganes Essen

Gewaltgeschichte

«Das Christentum hat eine massive Schuldgeschichte und auch eine massive Gewaltgeschichte gegenüber Tieren in seiner Tradition. Das sehe ich für alle monotheistischen Religionen gegeben. Im Mainstream haben es weder der Islam, noch das Judentum, noch das Christentum geschafft, einen Gewaltverzicht gegenüber den Tieren zu fordern. Dies im Unterschied zu fernöstlichen Religionen. (…) Im Christentum hat man vorwiegend Deutungsgewalt. Man hat den Tieren die Bedeutung abgesprochen.»

Die Subjektfrage

«Wir wissen alle, dass Tiere Subjekte sind. Ich meine damit, dass Tiere ihr Leben als bedeutsam erfahren. So gut, wie wir Menschen das auch tun. (…) Dafür müssen sie nicht hochgradig intelligent sein. Sie erfahren ihr Leben als bedeutsam und das macht sie wiederum moralisch bedeutsam. (…)

Rind auf Wiese
Rind auf Wiese

Im strengen Sinne haben wir keinen objektiven Beweis, ob ein Tier ein Subjekt ist. Theologisch würde ich sagen: Subjektivität ist etwas, was wir einander und auch den Tieren glauben müssen.»

Schöner schlachten

«Ich bekomme ein bisschen Bauchweh, wenn wir – gerade als religiöse Menschen, aber auch als säkulare Menschen – darüber diskutieren, wer schöner schlachtet. Im Angesicht der so naheliegenden Option, dass man darauf verzichten kann. Das ist die Messlatte, von der her wir denken müssen.

Fleischverarbeitung in einem Betrieb
Fleischverarbeitung in einem Betrieb

‹Laudato sì› ist anthropozentrisch, also auf den Menschen hin ausgelegt. Ich würde mir wünschen, dass wir ein Nachdenken über die Ökologie, die Fragen der Nachhaltigkeit schaffen, das tatsächlich tiersensibel ist, in der Tiere vorkommen.»

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Sabine Horstmann in der SRF-Sendung «Sternstunde Religion», 10. März 2024 | © SRF
10. März 2024 | 14:00
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