Kardinal Vincent Nichols
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Kardinal Nichols gegen allgemeine Rückkehr zur Messe gen Osten

London, 11.7.16 (kath.ch) Der britische Kardinal Vincent Nichols ist gegen eine allgemeine Rückkehr zur Messfeier Richtung Osten. Wie das Magazin «Catholic Herald» (Online-Ausgabe, 11. Juli) berichtet, rief der Erzbischof von Westminster die Priester seines Erzbistums in einem Brief auf, weiterhin der Gemeinde zugewandt zu zelebrieren. Damit stellt Nichols gegen Kardinal Robert Sarah.

Demnach erinnerte Nichols in dem Schreiben daran, dass die Grundordnung des Römischen Messbuchs in der Regel die Zelebration dem Volk zugewandt vorsehe. Zwar habe die Gottesdienstkongregation 2009 festgestellt, dass die Feier nach Osten erlaubt sei. Zugleich habe sie aber die zugewandte Messfeier als angemessenere Form bekräftigt. In seinem Brief betont Nichols laut dem Bericht zudem, dass die Messe nicht der geeignete Ort für Priester sei, «persönliche Vorlieben oder Geschmack» zum Ausdruck zu bringen.

Kardinal Sarah plädiert für Messfeier in Richtung Osten

Der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, hatte kürzlich eine schnellstmögliche Rückkehr zur Messfeier in Richtung Osten angeregt, «also auf den ankommenden Herrn hin». Es sei «sehr wichtig, dass wir zur gemeinsamen Ausrichtung von Priestern und Gläubigen zurückkehren, nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsis, sagte Sarah laut «Catholic Herald» bei einer Konferenz in London.

Ein solcher Schritt sei «gut für die Kirche und auch gut für unser Volk». Sarah berief sich in seinen Ausführungen auf eine Bitte von Papst Franziskus. Dieser habe ihn beauftragt, Möglichkeiten zu einer «Reform der Reform» des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Bereich der Liturgie zu prüfen. Einige der Reformen nach dem Konzil seien zu sehr vom damaligen Zeitgeist beeinflusst gewesen und über die Liturgiekonstitution hinausgegangen.

Kirchen sind seit frühchristlicher Zeit nach Osten ausgerichtet. Dahinter steht der Gedanke an die Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag. Im Begriff Orient (von lateinisch oriri, aufgehen) ist der Osten gekennzeichnet als die Richtung des Sonnenaufgangs. Die Sonne bringt Licht und Leben und ist so Symbol für Christus, der sich selbst auch als «Licht der Welt» bezeichnet.

Konzil wollte Gläubige in Liturgie einbeziehen

Seit der Liturgiereform nach dem Konzil zelebriert der Priester mit und zur betenden Gemeinde hin statt wie zuvor über Jahrhunderte «mit dem Rücken zum Volk». Die Liturgiekonstitution von 1963 forderte mehr Einsatz der jeweiligen Landessprache im Gottesdienst. Die Gläubigen sollten als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen werden; die Zentrierung auf den Priester tritt zurück. Das neue römische Messbuch von 1969/70 ging weiter und schaffte die alte Tridentinische Messe ab, bei der die Priester das Messopfer mit dem Rücken zur Gemeinde feiern. Zahlreiche Traditionen und Riten wie etwa die Kanzelpredigt oder die «Stillen Messen» wurden abgeschafft. (kna)

 

Kardinal Vincent Nichols | © Mazur /catholicnews.org.uk
11. Juli 2016 | 17:33
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