Kurt Koch war früher Bischof von Basel – heute ist er Kurienkardinal.
Schweiz

Kardinal Kurt Koch: Von einem «Rüffel-Brief» kann nicht die Rede sein

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch verteidigt das Liturgie-Mahnschreiben der Deutschschweizer Bischöfe. Und er dementiert Gerüchte eines Zerwürfnisses zwischen Franziskus und Benedikt: «Für Benedikt war es völlig klar, dass der amtierende Papst Franziskus heisst, dem er Loyalität und Gehorsam versprochen hat.»

Raphael Rauch

Was halten Sie vom Rüffel-Brief der Deutschschweizer Bischöfe in Sachen liturgische Ordnung?

Kardinal Kurt Koch*: Die Deutschschweizer Bischöfe haben Essentials des katholischen Glaubens in Erinnerung gerufen. Das ist ihr Recht und ihre Pflicht; und sie haben dies in einer sensiblen Weise getan. Ich finde auch gut, dass die Bischöfe Felix, Joseph Maria und Markus dies gemeinsam getan haben. Von einem «Rüffel-Brief», wie kath.ch verurteilt hat, kann nicht die Rede sein.

Trauer um den Papa emeritus: Ein Foto zeigt Papst Benedikt XVI. und Georg Gänswein.
Trauer um den Papa emeritus: Ein Foto zeigt Papst Benedikt XVI. und Georg Gänswein.

Laut Georg Gänswein gab es Spannungen zwischen den zwei Päpsten. Hat sich der emeritierte Papst Ihnen gegenüber über Papst Franziskus beschwert?

Koch: Nein, der emeritierte Papst Benedikt hat sich mir gegenüber nicht über Papst Franziskus beschwert. Für Benedikt war es völlig klar, dass der amtierende Papst Franziskus heisst, dem er Loyalität und Gehorsam versprochen hat.

Von links Sarah Paciarelli (Frauenbund), Monika Schmid und Bischof Joseph Bonnemain.
Von links Sarah Paciarelli (Frauenbund), Monika Schmid und Bischof Joseph Bonnemain.

Laut dem Portal «CNA» rufen Sie dazu auf, sich in Rom zu beschweren, wenn eine Beschwerde beim Ortsbischof nichts bewirke. An welche Form von Beschwerden denken Sie? Und an wen sollte man die Beschwerde im Vatikan richten – etwa an die deutschsprachige Abteilung im Staatssekretariat?

Koch: In erster Linie habe ich die Gläubigen daran erinnert, dass sie das Recht haben, sich mit ihren Anliegen und Sorgen an ihren Bischof zu wenden. Wenn sie keine Antwort erhalten oder den Eindruck gewinnen, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen werden, können sie sich auch an Rom wenden. An welche Instanz dies geschehen kann, hängt von den Anliegen und Sorgen ab.

Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe, 2022.
Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe, 2022.

Laut «CNA» haben Sie mit Blick auf die Kirche in Deutschland gesagt: «Ein weiteres Wort aus Rom ist notwendig.» Was meinen Sie damit?

Koch: Auf die Frage von Gläubigen, ob nochmals ein Wort aus Rom zu erwarten ist, habe ich geantwortet, dass ich davon ausgehe. Denn mit dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe sind nicht alle Fragen geklärt worden; es braucht vielmehr weitere Gespräche. Dies ist auch in der Gemeinsamen Erklärung am Schluss des Ad-limina-Besuchs angesprochen.

Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Warum lehnen Sie den Synodalen Rat ab, wie ihn der Synodale Weg in Deutschland plant?

Koch: Bereits im Juni hat der Heilige Stuhl in einer Stellungnahme erklärt, dass eine Bischofskonferenz nicht für sich neue Leitungsformen in der Kirche einführen kann. Kardinal Walter Kasper hat eingehend gezeigt, dass der in der Kirche in Deutschland in Aussicht genommene «Synodale Rat» nicht dem katholischen Kirchenverständnis entspricht. Dem schliesse ich mich an. Ich bin aber überzeugt, dass Synodalität zur katholischen Kirche gehört.

Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Daniel Kosch beim Synodalen Weg.
Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Daniel Kosch beim Synodalen Weg.

Wie bewerten Sie es, dass weder die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) noch der Generalsekretär zum Requiem für den deutschen Papst Benedikt XVI. nach Rom kamen?

Koch: Das Verhalten der ZdK-Präsidentin und des Generalsekretärs kann ich nicht bewerten, weil ich nichts darüber weiss. Ich weiss nicht, ob sie zum Requiem nach Rom gekommen sind, und wenn nicht, aus welchen Gründen.

Dorothee Becker leitet eine Kommunionfeier in der Kirche St. Franziskus, Riehen.
Dorothee Becker leitet eine Kommunionfeier in der Kirche St. Franziskus, Riehen.

«CNA» zitiert Sie mit den Worten:  «Die Laien haben den Glauben in der Zeit des Arianismus erfolgreich verteidigt und weiter gegeben.» Was meinen Sie damit?

Koch: John Henri Newman hat einmal erklärt, dass in der arianischen Krise vor allem die gläubigen Laien den Christusglauben bewahrt haben. Dies zeigt, dass nicht nur die Bischöfe, sondern auch die Gläubigen Verantwortung für die Bewahrung und Weitergabe des Glaubens tragen.

* Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch (72) ist Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, also Franziskus’ Ökumene-Minister. 2010 wurde er vom damaligen Papst Benedikt XVI. auf diesen Posten berufen. Koch ist Protektor des Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. e.V. Von 1995 bis 2010 war Koch Bischof von Basel. 

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.


Kurt Koch war früher Bischof von Basel – heute ist er Kurienkardinal. | © Oliver Sittel
8. Januar 2023 | 05:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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