Kardinal Kurt Koch
International

Kardinal Koch: Ethische Differenzen schaden Glaubwürdigkeit der Kirchen

Belgrad, 31.5.15 (kath.ch) Wenn die Kirchen in den aktuellen ethischen Fragen nicht mit einer Stimme sprechen, wird «die christliche Stimme mehr und mehr in der Gesellschaft verblassen». Dies sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, zum Abschluss seiner Serbienreise von vergangener Woche. Diese war wegen der Kontroverse um eine mögliche Heiligsprechung des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac auf grosse Aufmerksamkeit gestossen.

Dem Vortrag des Schweizer Kurienkardinals wohnten der Bischof von Subotica, Ivan Penzes, Nuntius Erzbischof Orlando Antonini sowie Erzbischof Stanislav Hocevar bei.

Koch hielt fest, dass der Wunsch Jesu, «dass alle eins seien», noch nicht verwirklicht ist und dass dafür offensichtlich mehr Zeit notwendig sei. Die Kirchenspaltung «widerspricht aber ganz offenbar dem Willen Christi, sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums an alle Geschöpfe». Um auf dem Weg der Verwirklichung der Einheit der Christen weiterzukommen, seien «Bekehrung, Gebet und Theologie im Geist des Ökumenismus» notwendig. Nur in einer Atmosphäre des «geistlichen Ökumenismus» könne der theologische Dialog fortschreiten.

Gender-Mainstreaming hemmt Ökumene

In den bisherigen Gesprächen habe man zwar geschafft, alte konfessionelle Glaubensgegensätze durch Neuinterpretation zu überwinden, «aber heute erscheinen neue grosse Differenzen, die die Ethik betreffen, insbesondere die Sozial- und Bioethik». Nicht ökumenefördernd sei auch das für Ehe, Familie und Sexualität problematische Gender-Mainstreaming. Der heutige Ökumenismus müsse sich entschlossen diesen Herausforderungen stellen. Wenn die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht in der Lage seien, in den grossen ethischen Fragen unserer Zeit mit einer Stimme zu sprechen, «dann wird die christliche Stimme mehr und mehr in der Gesellschaft verblassen», warnte Koch. Die Kirchen erlitten auf diese Weise nämlich einen grossen Verlust an Glaubwürdigkeit.

Der Kardinal ging auch auf die Verfolgung von zahlreichen Christen in der Welt ein. Betroffen seien Gläubige vieler christlicher Kirchen. «Das kann das Pfand der schnelleren Verwirklichung der Einheit aller Christen sein, da der Same des Märtyrertums ja auch immer schon Pfand für ein Wachstum der Kirche durch neue Gläubige war», betonte er. (kap)

Kardinal Kurt Koch | © Oliver Sittel
31. Mai 2015 | 15:04
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