Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal, im Jahr 2015
Vatikan

Kardinal Kasper: Der Synodale Weg bricht der Kirche das Genick

Walter Kasper ist Kurt Kochs Vorgänger als Ökumene-Minister im Vatikan. Kasper hat erneut den Synodalen Weg in Deutschland kritisiert. Dieser versuche, das Bischofsamt als Grundpfeiler der Kirche zu verändern: «Wer an diesem Pfeiler sägt, der bricht der Kirche das Genick.»

Der deutsche Kardinal Walter Kasper (89) hat seine Kritik am Reformprojekt Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland bekräftigt. Reformen seien zwar nötig, doch dürfe die Kirche dabei nicht «zu einer Verfügungsmasse, die man situationskonform jeweils neu kneten und gestalten kann», werden, sagte der frühere Präsident des Päpstlichen Einheitsrates in einem Vortrag.

«Keine ideologisch vorgegebenen Antworten»

Das Referat hatte Kasper am Sonntag bei einem Online-Studientag gehalten. Die konservative deutsche Katholiken-Initiative «Neuer Anfang» veröffentlichte am Dienstagabend den Vortrag.

Kardinal Walter Kasper am 4. April 2019 in Rom.
Kardinal Walter Kasper am 4. April 2019 in Rom.

Eine Synode müsse hören, was der Heilige Geist der Kirche heute zu sagen habe über «Korrekturen, die wir vornehmen müssen. und über die Richtung, welche wir einschlagen sollen», so Kasper weiter: «Auf diese Fragen kann es keine ideologisch vorgegebenen Antworten geben, die man durch Mehrheitsabstimmungen durchsetzt.»

«Unerhörte Neuerung», «Ursünde»

Auch eine von vielen geforderte Einberufung eines dauerhaften «Synodalen Rats» der katholischen Kirche in Deutschland wäre aus Sicht von Kasper «keine Erneuerung, sondern eine unerhörte Neuerung». Der Synodale Weg wolle in vielen Punkten menschliche Gesichtspunkte dem Evangelium gleichstellen, kritisierte der Kardinal weiter.

Die Frauenbewegung „Maria 2.0“ demonstrierte vor Beginn der ersten Synodalversammlung vor dem Frankfurter Dom.
Die Frauenbewegung „Maria 2.0“ demonstrierte vor Beginn der ersten Synodalversammlung vor dem Frankfurter Dom.

Ausserdem sei es die «Ursünde» des Projekts, dass man gleich am Anfang den Brief des Papstes und seinen Vorschlag, vom Evangelium und vom Grundauftrag der Evangelisierung auszugehen, «mehr oder weniger zur Seite gelegt hat und einen eigenen Weg mit teilweise anderen Kriterien eingeschlagen hat». 

Der Kirche das Genick brechen?

Die kritischen Einwände dazu aus anderen Bischofskonferenzen würden sich wiederholen und verstärken und könnten bei Nichtbeachtung «dem Synodalen Weg das Genick brechen», mahnte der Kardinal.

Bischöfe und Kardinäle in Rom, 2018
Bischöfe und Kardinäle in Rom, 2018

Manche der bisherigen Aussagen aus dem Reformdialog seien zudem nicht mit dem Evangelium vereinbar, fügte er hinzu. Ausserdem kritisierte er Versuche, das Bischofsamt als «Grundpfeiler der alten Kirche» zu verändern: «Wer an diesem Pfeiler sägt, der bricht der Kirche das Genick.»

Kollektiver Rücktritt der Bischöfe?

Bischöfe könnten die ihnen übertragene Aufgabe und Autorität «faktisch nicht mehr ausüben, wenn sie in einem Akt der Selbstverpflichtung freiwillig darauf verzichten und erklären, den Entscheidungen der Synode oder des künftigen Synodalrats zu folgen», so Kasper weiter: «Letztlich käme eine solche Selbstverpflichtung einem kollektiven Rücktritt der Bischöfe gleich.»

Der Schweizer Daniel Kosch nimmt als Beobachter am Synodalen Weg teil.
Der Schweizer Daniel Kosch nimmt als Beobachter am Synodalen Weg teil.

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche. (kna)


Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal, im Jahr 2015 | © KNA
22. Juni 2022 | 08:16
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