Die Kapuziner informieren über die Schliessung des Klosters in Brig.
Schweiz

Kapuziner schliessen Kloster in Brig – ein schmerzhafter Einschnitt

Brig-Glis VS, 10.5.17 (kath.ch) Die Schweizer Kapuziner schliessen ihr Kloster in Brig im Oberwallis. Die acht zumeist betagten Brüder der Klostergemeinschaft werden in andere Gemeinschaften des Ordens ziehen. Die Zukunft der Klosterliegenschaft ist noch offen. Für die Kapuziner ist dieser Schritt schmerzhaft, war aber auch absehbar.

Martin Spilker

Die Kapuziner, wie viele andere Ordensgemeinschaften, verzeichnen einen starken Mitgliederrückgang. Es fehlen Neueintritte und immer mehr Ordensmitglieder sind im hohen Alter. Wie der Vorsteher der Schweizer Kapuzinerprovinz, Bruder Agostino Del-Pietro, an der Medienkonferenz vom 10. Mai zur Schliessung des Standortes Brig erklärte, muss der Orden Schwerpunkte setzen: «Unsere Gemeinschaft wird immer kleiner. Es ist erforderlich, dass wir unsere Mitbrüder dort einsetzen, wo wir sie nicht entbehren können.»

Bevölkerung wird schockiert sein

Vor diesem Hintergrund aber kann der Betrieb des Klosters Brig nicht aufrecht erhalten werden. Die heute acht Kapuziner im Oberwallis leisteten vornehmlich seelsorgerische Aufgaben im Kloster selber, aber auch als Aushilfen in den Pfarreien der Region. Diese Präsenz und das grosse Engagement der Kapuziner wird im Oberwallis sehr geschätzt. Der Rückzug der Kapuziner dürfte in der Bevölkerung denn auch mit grossem Bedauern zur Kenntnis genommen werden, hielt Paul Martone vom kirchlichen Informationsdienst Oberwallis fest. Oder, wie er noch deutlicher sagte: «Manche werden schockiert sein.»

«Der Abschied schmerzt natürlich.»

Fünf der in Brig ansässigen Kapuzinerbrüder sind Priester, sie haben ein Durchschnittsalter von 81 Jahren. Deren Engagement sei nach wie vor sehr gross. Doch musste die Ordensleitung feststellen, dass am Standort Brig künftig keine neuen oder jüngeren Brüder mehr eingesetzt werden können. Der von der Provinzleitung der Kapuziner getroffene Entscheid zur Aufhebung sei deshalb für die Gemeinschaft in Brig nicht überraschend gekommen, hielt Bruder Damian Keller, der Personalverantwortliche des Ordens, an der Medienkonferenz fest.

Die acht Brüder werden Anfang 2018 in andere Klöster ziehen. Soweit möglich, werden deren Wünsche dabei berücksichtigt. «Der Abschied schmerzt natürlich», sagte Beat Pfammatter, Vorsteher (Guardian) der Gemeinschaft von Brig. Er war der erste Walliser in der Funktion des Guardians in Brig. «Und nun auch der letzte», wie er festhalten musste.

Starke Verbundenheit

Bis am Mittwoch war der Rückzug der beliebten Kapuziner in der Öffentlichkeit kein Thema. «Wir fühlten uns immer getragen von der Bevölkerung», hält Guardian Pfammatter fest. Mit täglichen Gottesdiensten, der Beichte und Gesprächsangeboten haben die Kapuziner in der Region zahlreichen Gläubigen Heimat geboten. In den letzten Jahren wurde im Kloster auch Meditationskurse angeboten. All das wird bald Geschichte sein. In den ersten Monaten 2018 beginnt die Räumung des Klosters und der Umzug der Brüder.

«Die Kapuziner werden fehlen.»

Der Wegzug bedeutet aber auch für das Bistum einen Verlust: «Die Pfarreien konnten für Aushilfen bei Gottesdiensten immer auf die Kapuziner zählen», sagte Paul Martone, selber Gemeindepfarrer, anerkennend. Umgekehrt habe das Kloster den Seelsorgern auch immer als Rückzugsort offen gestanden. «Die Kapuziner werden fehlen», fasste Martone kurz und bündig die Situation zusammen.

Kein Spekulationsobjekt

Noch offen ist, was mit der Liegenschaft des Klosters geschehen wird. Kloster, Kirche, Garten und ein ehemaliger Stall auf dem Areal sind Eigentum der Schweizer Kapuzinerprovinz. Bruder Damian Keller machte vor den Medien klar, dass es keine leichte Aufgabe sein werde, eine neue Nutzung zu finden. Gespräche mit den Pfarreien vor Ort, dem Bistum Sitten, aber auch mit den politischen Behörden sollen genutzt werden, um verschiedene Möglichkeiten auszuloten.

Die Verantwortlichen der Ordensleitung sind sich bewusst, dass andere Orden oder religiöse Gemeinschaften «wohl nicht gerade Schlange stehen», um die Liegenschaft zu übernehmen, wie Keller festhielt. Ausser Frage steht für die Kapuziner, dass die Liegenschaft so weit aus der Hand zu geben, dass sie zum Spekulationsobjekt würde.

Nicht für «irgendwelche kirchlichen Randgruppen».

Bereits bei der Schliessung anderer Kapuzinerklöster habe man versucht, ein Kloster anderen religiösen Gruppierungen zu Verfügung zu stellen. Dies sei beispielsweise in Schüpfheim im luzernischen Entlebuch mit dem «Sunnehügel – Haus der Gastfreundschaft» sehr gut gelungen, hielt Provinzial Del-Pietro gegenüber kath.ch fest. Damian Keller machte aber auch klar, dass das Kloster nicht «irgendwelchen kirchlichen Randgruppen» überlassen würde, wo privater Frömmigkeit nachgelebt werde. Fest steht umgekehrt, dass die Klosterkirche weiter für Gottesdienste soll genutzt werden können.

Fortsetzung zur Schliessung des Klosters:

Die Kapuziner informieren über die Schliessung des Klosters in Brig. | © Martin Spilker
10. Mai 2017 | 16:53
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Bewegte Geschichte

Das 1948 bezogene Kloster in Brig-Glis war die zweite Niederlassung der Kapuziner im Oberwallis. Schon  1659 wurde durch den Adligen und Handelsmann Kaspar von Stockalper ein Kloster in Glis errichtet. Dieses musste allerdings bereits fünf Jahre später aus politischen Gründen wieder aufgegeben werden, wie Paul Martone vom bischöflichen Informationsdienst an der Medienkonferenz erklärte.

Das neue Kloster erreichte 1963 mit 17 Ordensangehörigen die höchste Mitgliederzahl. Am 11. März 1979 brannte das Kloster nieder und war unbewohnbar. Beim Brand kam ein Ordensmann ums Leben. Die Brüder fanden in anderen Klöstern und bei Familien in der Umgebung eine provisorische Unterkunft. Innert kurzer Zeit entschloss sich die Ordensleitung zu einem Wiederaufbau. Dabei habe sich die Bevölkerung mit grossem Einsatz beteiligt, so Martone.

Wegen der bis 1973 geltenden konfessionellen Ausnahmeartikel für religiöse Gemeinschaften in der Bundesverfassung (sogenannte «Jesuitenartikel») durften keine Klöster gebaut werden. Aus diesem Grund wurde die Niederlassung in Brig während den ersten Jahren denn auch nicht als Kloster bezeichnet, sondern musste Kapuziner-Hospiz genannt werden. Eine Besonderheit dieser Zeit ist zudem, dass das Kloster von keiner Mauer umgeben ist. Im Durchschnitt lebten in den vergangenen 70 Jahren zehn Ordensleute im Kloster Brig-Glis.

Der Kapuzinerorden zählte noch vor 30 Jahren 15 Klöster und 16 andere Niederlassungen in der Schweiz. Ab 2018 ist der Orden noch in den Klöstern Luzern, Mels, Olten, Rapperswil, Schwyz und Wil mit ihrer jahrhundertealten Geschichte sowie in Zürich vertreten. (ms)