Kantonalkirche entscheidet: Näfelser Kirchenräte im Unrecht

Die vier Kirchenräte der katholischen Kirchgemeinde Näfels wollten ihre Präsidentin absetzen. Doch diese wehrte sich – und die Kantonalkirche stärkt ihr den Rücken.

Fridolin Rast*

In der katholischen Kirchgemeinde Näfels hängt der Haussegen schief. Am 24. Januar entzogen alle vier Kirchenräte der Präsidentin Daniela Gallati das Vertrauen. Kirchenrat Wolfgang Hauser sagte Ende Januar den «Glarner Nachrichten», Hintergrund sei ein Konflikt zwischen dem Pfarrer und der Kirchenratspräsidentin.

Konflikt zwischen Pfarrer und Präsidentin

Pfarrer Stanislav Weglarzy habe sich beklagt, die Präsidentin mische sich in seelsorgerische Angelegenheiten ein. Diese würden aber in seiner Kompetenz liegen. Worum es konkret gehe, wisse der Kirchenrat nicht, so Hauser. Aber der Rat habe sich hinter den Pfarrer gestellt. Man müsse heutzutage froh sein, wenn man überhaupt noch einen Pfarrer finde.

Vor dieser Sitzung habe es keine Konflikte zwischen dem Rat und der Präsidentin gegeben, sagte Hauser damals. Die abgesetzte Kirchenratspräsidentin Daniela Gallati wollte sich damals zu den Vorkommnissen nicht äussern. Es handle sich um Ratsinterna und sie unterstehe dem Amtsgeheimnis. Heute weist sie die Vorwürfe zurück, sie hätte sich in die Seelsorge eingemischt.

Daniela Gallati seit 20 Jahren im Amt

Die Kirchenräte unter Vizepräsident Hans Hager setzten dann für den 2. April eine vorgezogene ausserordentliche Kirchgemeinde an. Traktanden laut Amtsblatt sind die Wahl eines neuen Präsidenten oder einer Präsidentin sowie der Mitglieder des Kirchenrates und die Wahl von Stanislav Weglarzy zum Pfarrer.

Nun nimmt Kirchgemeindepräsidentin Daniela Gallati erstmals öffentlich Stellung. Sie ist seit über 20 Jahren im Amt und hatte bereits mitgeteilt, dass sie sich an der nächsten ordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom 30. Juni nicht mehr zur Wiederwahl stellen wolle.

Noch keine Klarheit über vorgezogene Versammlung

In einer von ihrem Rechtsanwalt versandten Medienmitteilung hält Daniela Gallati fest: Der Entscheid der vier Kirchenräte, ihr das Vertrauen zu entziehen, sei rechtswidrig. In der Folge seien auch alle weiteren Entscheide gesetzeswidrig und damit ungültig, welche die Kirchenräte getroffen hätten. «Dies gilt insbesondere für die Einberufung der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom 2. April.» Deswegen finde diese Versammlung nicht statt.

Kirchenrats-Vizepräsident Hans Hager sagt auf Anfrage, diese ausserordentliche Versammlung sei nach aktuellem Stand noch nicht abgesagt. Doch der Kirchenrat werde innert der nächsten drei bis vier Tage das weitere Vorgehen besprechen. Präsidentin Daniela Gallati sei «von Amtes wegen» zur entsprechenden Sitzung ebenfalls eingeladen. Das Resultat werde bis Dienstag, 29. März, kommuniziert.

Ordentliche Versammlung am 30. Juni

Gallati hält in der Mitteilung fest: Man könne nur hoffen, dass die vier Kirchenräte und der Pfarrer endlich die Zusammenarbeit mit ihr wieder aufnähmen und «ihre persönlichen Befindlichkeiten» wegsteckten. Denn oberste Priorität habe, die Geschäfte der Kirchgemeinde bis zur ordentlichen Versammlung vom 30. Juni professionell zu führen. An dem Tag finden auch die Neuwahlen statt und endet die Amtsdauer der gewählten Kirchenräte sowie der Präsidentin.

Präsidentin Daniela Gallati stützt ihre Position auf einen Entscheid der Aufsichtsbehörde, der den «Glarner Nachrichten» vorliegt. Gefällt hat ihn der Ausschuss des kantonalen Kirchenrates ohne die Näfelser Mitglieder, die im Ausstand waren. Demnach wird die Kirchgemeindepräsidentin oder der Präsident für eine vierjährige Amtszeit von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern – an der Kirchgemeindeversammlung – gewählt.

Keine Gesprächsbereitschaft

Eine Abwahl ist in den gesetzlichen Vorschriften von Kanton und katholischer Landeskirche nicht vorgesehen und kann auch nicht vom Kirchenrat ausgesprochen werden. Der Entscheid der vier Kirchenräte widerspreche darum den demokratischen Grundsätzen. Und er verletze das Milizsystem, besonders, wenn er ohne rechtliches Gehör für die Abgesetzte gefällt worden sei und «auf nach wie vor unklaren Fakten beruht».

Seit Gallatis Absetzung im Januar habe es keine Aussprache gegeben, heisst es in der Mitteilung. Dies, obwohl die Präsidentin mehrfach kommuniziert habe, sie sei dazu bereit. Die vier Kirchenräte hätten im Alleingang die ausserordentliche Versammlung einberufen mit dem Ziel, die Präsidentin des Amtes zu entheben. An diesem Entscheid hätten sie trotz der Information durch die Aufsichtsbehörde festgehalten, dass ihr Vorgehen und die vorgezogene Einberufung der Stimmbürger widerrechtlich seien.

«Persönlich extrem geschadet»

Für den 17. März habe dann die Präsidentin zu einer ordentlichen Kirchenratssitzung eingeladen, «um das Fortführen der Geschäfte zu gewährleisten». Nur seien die anderen Kirchenräte und der Pfarrer ohne Entschuldigung nicht erschienen. Die Präsidentin habe dem Vizepräsidenten ein Ultimatum gestellt: Bis Dienstag, 22. März, müsse er die rechtswidrig einberufene Versammlung ordentlich absagen. Ihr Anwalt ergänzt mündlich, weder sei die Absage erfolgt noch habe der Vizepräsident die Absage zugesichert.

Mit ihrem Vorgehen hätten die Kirchenräte und der Pfarrer der Präsidentin Daniela Gallati «persönlich extrem geschadet», hält die Mitteilung fest. Sie hätten aber auch die Grundpfeiler der kirchlichen Ordnung inklusive das duale System ignoriert. Womit gemeint ist: Seelsorge ist Sache des Pfarrers, Organisation Sache des Kirchenrates. Der Pfarrer hätte sich demnach nicht in die Geschäfte des Kirchenrates einmischen sollen.

«Unüberbrückbare Differenzen»

«Ebenfalls bedenklich» ist es laut der Mitteilung von Gallati, dass vor und nach der Sitzung mit dem offenen Bruch keiner von ihnen versucht habe, «offen und transparent mit der langjährigen Präsidentin allfällige unüberbrückbare Differenzen zu klären».

* Dieser Artikel erschien zuerst in den «Glarner Nachrichten».


Wie kalt wird es diesen Winter beim Gottesdienst?: Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels. | © Pixabay/pixabay, Pixabay Licence
24. März 2022 | 11:21
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