Der russische Patriarch Kyrill in der Osternacht.
Schweiz

Kante gegen Moskau: Michel Müller setzt sich gegen Rita Famos durch

Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz hat beschlossen, beim Ökumenischen Rat der Kirchen die Suspendierung der russisch-orthodoxen Kirche zu prüfen. EKS-Präsidentin Rita Famos hatte versucht, den Vorstoss zu verhindern. Denn davon würde Patriarch Kyrill gestärkt.

Raphael Rauch

Von Mittwoch bis Samstag kommt in Genf das Zentralkomitee des Weltkirchenrats zusammen. Serge Fornerod, der bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) die Aussenbeziehungen leitet, hat am Montag von der EKS-Synode in Sitten den Auftrag erhalten, «die Prüfung der Suspendierung der Russisch-Orthodoxen Kirche aus dem ÖRK zu verlangen».

Michel Müller versus Rita Famos

Wie ref.ch berichtet, konnte sich der Zürcher Kirchenpräsident Michel Müller mit 44 zu 29 Stimmen bei drei Enthaltungen mit seiner Anti-Kyrill-Motion durchsetzen. «Jetzt muss der ÖRK die Suspendierung prüfen. Man muss diesem Patriachat eine Grenze setzen. Diese Kirche tritt sämtliche Werte der ökumenischen Friedensmission nach den Weltkriegen mit Füssen, und das theologisch und metaphysisch begründet. Es ist Zeit für einen nächsten Schritt, reden kann man dann dennoch», sagte Müller laut einer Medienmitteilung der EKS.

Michel Müller
Michel Müller

EKS-Präsidentin Rita Famos hatte versucht, die Motion zu verhindern. Zwar stimmte sie Müller zu, dass die Haltung des Patriarchen Kyrill gegenüber dem Angriffskrieg Putins «für die gesamte Ökumene unerträglich» sei. 

Ökumenische Kontakte nutzen

Allerdings verfolge die EKS eine doppelte Strategie: «Einerseits distanzieren wir uns klar von der theologischen Legitimation des Kriegs durch die offizielle Leitung des Moskauer Patriarchats. Andererseits nutzen wir den ÖRK und andere ökumenische Kontakte, um mit dem Moskauer Patriarchat den Disput zu führen und somit alle Kriegsgegner innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche zu unterstützen», sagte Famos laut einer Medienmitteilung.

Rita Famos an einer Friedensdemo in Bern.
Rita Famos an einer Friedensdemo in Bern.

Ob der Schweizer Vorstoss in Genf Erfolg haben wird, ist fraglich – bislang liegen keine ähnlichen Anträge vor. Allein die Unionskirche in Schweden hat Sanktionen gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill gefordert. Allerdings ist laut ÖRK der Ausschluss eines Kirchenoberhauptes gar nicht möglich. Nur eine Mitgliedskirche, nicht aber deren Vertreterinnen und Vertreter könnten ausgeschlossen werden, heisst es aus Genf.

Verfahren würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen

Selbst wenn der Schweizer Vorstoss in Genf auf Gegenliebe stossen würde, kann sich Patriarch Kyrill erst einmal zurücklehnen. «Der ÖRK hat 352 Mitgliedskirchen in 120 Ländern, die 580 Millionen Christen vertreten. Die Befugnis, die Mitgliedschaft im ÖRK auszusetzen, liegt beim Zentralausschuss», sagte ÖRK-Sprecherin Marianne Ejdersten im März zu kath.ch. Entsprechende Verfahren würden mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Während des Kalten Krieges haben über den ÖRK immer wieder Gespräche zwischen Ost und West stattgefunden. Viele hegen die Hoffnung, dass die Kirchen nun zwischen Moskau und Kiew vermitteln könnten.


Der russische Patriarch Kyrill in der Osternacht. | © Keystone
13. Juni 2022 | 18:08
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