Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds
Schweiz

Jonathan Kreutner: «Die Hamas ist eine reine Terrororganisation – die Schweiz muss ein Zeichen setzen»

Viele aus der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz klären derzeit, wie es ihren Familien, Freunden und Bekannten in Israel geht. Die Lage ist chaotisch, sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG. «Frieden wollen alle, diesen sehen aber auch die meisten in weiter Ferne». Politisch brauche es nun eine klare Reaktion.

Jacqueline Straub

Wie geht es Ihnen?

Jonathan Kreutner*: Wir sind schlicht schockiert. Die brutalen Angriffe der Hamas auf Israel, vor allem diese gezielten Ermordungen und Entführungen von Zivilisten, Frauen, Kindern, Alten, macht fassungslos.

Wie blicken Sie auf die momentane Situation?

Kreutner: Die Lage ist insofern noch immer chaotisch. Einerseits versuchen auch viele aus der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz bei Familien, Freunden und Bekannten in Israel zu klären, ob es Ihnen gut geht. Andererseits stecken auch viele Schweizer Jüdinnen und Juden in Israel fest, weil die Flüge annulliert wurden. Hier den Überblick zu bewahren ist schwierig.

«Politisch müssen wir aber auch eine Reaktion spüren.»

Was erwarten Sie von der Politik?

Kreutner: Das EDA muss sich jetzt in erster Linie dringlich um die gestrandeten Schweizerinnen und Schweiz in Israel kümmern und ihnen eine sichere und baldige Heimkehr ermöglichen. Politisch müssen wir aber auch eine Reaktion spüren. Der SIG und die PLJS, die beiden jüdischen Dachverbände, fordern nun eindringlich Parlament und Bundesrat dazu auf, endlich ein Verbot der Hamas in der Schweiz umzusetzen. Die Hamas ist eine reine Terrororganisation, das wurde uns am Wochenende brutal vor Augen geführt. Die Schweiz muss hier ein Zeichen setzen.

Die Terrorgruppe Hamas erschoss zahlreiche Besucherinnen und Besucher eines Festivals.
Die Terrorgruppe Hamas erschoss zahlreiche Besucherinnen und Besucher eines Festivals.

Wie nehmen Jüdinnen und Juden in der Schweiz diesen Angriff auf Israel wahr?

Kreutner: Schockiert über diese beispiellosen und hemmungslosen Attacken sind alle, das ist keine Frage. Einige haben sich sicher am Wochenende grosse Sorgen um Freunde, Bekannte und Familienangehörige gemacht. Ich hoffe auch, dass die allermeisten ihre Liebsten in Sicherheit wissen. Ich glaube im Moment ist die Gemütslage noch sehr angespannt, es wird viel zu verarbeiten geben. Dazu gehört auch, was nun noch weiter passieren wird in Israel. Frieden wollen alle, diesen sehen aber auch die meisten in weiter Ferne.

*Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG.

Das Interview wurde schriftlich geführt.


Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds | © zVg
10. Oktober 2023 | 11:00
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